Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)
wir also tun, diesen Mann suchen? Du hast noch ein halbes Jahr in deiner schon erlebten Zeit. Dann bist du wieder an deinem Ausgangspunkt angelangt.“
„Hoffentlich, vielleicht kann ich dann endlich wieder ein normales Leben führen, ich rühre diese Uhr auf keinen Fall mehr an. Und wir werden gar nichts tun, ich habe dich aus bloßer Schwäche in alles hereingezogen, weil ich Angst hatte, verrückt zu werden. Das halbe Jahr werde ich alles ruhen lassen, genau, wie die Uhr es verlangt, soll der Herr oder Cagliostro mir meinen Weg weisen.“
33. Kapitel
Natürlich ließ ich nichts auf sich beruhen, ich fuhr nach Lichterfelde, um mir noch einmal Haus und Grundstück genau anzusehen. Alles wirkte verlassen, wie bei meiner ersten Nachforschung, als ob jahrelang niemand in diesem Haus gewohnt hatte. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass Will Smith nur nach Deutschland gekommen war, um meinem Geheimnis bzw. dem Geheimnis des verratenen Bankenwissens auf die Spur zu kommen. Diesen Eindruck hatte er aber damals nicht gemacht, ich war sicher nur eine Aufgabe von mehreren, die er hier erledigt hatte. Ich klingelte bei den Nachbarn rechter Hand, ein älterer Herr mit einer starken Brille kam zur Gartenpforte geschlurft. Ich hatte mir noch gar keine Geschichte ausgedacht. Ich musste improvisieren. „Was kann ich für Sie tun?“ fragte er mit einem etwas misstrauischen Unterton, als ob er vermutete, ich wolle mit ihm einen Handyvertrag abschließen.
„Guten Tag. Ich komme von der Firma Schmidt und Söhne, Musikinstrumente An- und Verkauf. Wir hatten im vergangenen Monat ein Angebot Ihres Nachbarn, der einen Blüthner Flügel verkaufen wollte. Ich hatte den ursprünglichen Termin nicht wahrnehmen können, leider auch niemanden telefonisch erreicht. Heute wollte ich persönlich mit Ihrem Nachbarn sprechen. Aber das Grundstück wirkt verlassen, ist Ihr Nachbar weggezogen und wurde der Flügel abgeholt?“
Der Herr überlegte lange, ob er mir überhaupt eine Antwort geben sollte. Dann meinte er: „Hier wohnt niemand mehr, das Haus wurde vor einigen Wochen geräumt und auch der Flügel von einem Klaviertransport abgeholt.“
„Sie wissen nicht zufällig, wohin der Herr gezogen ist? Wir haben einen solventen Interessenten, der sehr viel Geld für ein solches Instrument bezahlen würde.“
„Nein, weiß ich nicht, wir hatten keinen Kontakt zueinander, ich habe mit den neuen Nachbarn nicht ein einziges Mal gesprochen und offensichtlich hat es ihnen hier auch nicht gefallen, sonst wären sie wohl nicht nach so kurzer Zeit wieder ausgezogen? Und sie haben wahrscheinlich auch kein Interesse mehr gehabt, den Flügel zu verkaufen, sonst hätte man sich doch bei Ihnen gemeldet, oder?“
Er nickte und betrachtete das Gespräch als beendet. Immerhin bekam ich durch diese Worte bestätigt, dass ich nicht halluzinierte, sondern in diesem Haus das Gespräch geführt und noch andere Menschen außer mir die Agenten oder was immer sie sein mochten, gesehen hatte. Der einzige Anhalt, den ich hatte, war der Blüthner.
Will Smith hatte beiläufig erwähnt, dass er ihn immer spielen würde, wenn er in Berlin wäre. Möglicherweise hatte er ihn irgendwo deponiert oder er hatte ihn zu einem anderen Unterschlupf gebracht. Ich versuchte es bei den großen Klavier- und Flügelverleihhäusern der Stadt. Zunächst schloss ich die aus, die gar keine Instrumente der Firma „Blüthner“ im Angebot hatten. Es blieben drei Läden übrig. Ich ahnte, worauf ich mich einließ. Im Kammerschrank fand ich die Utensilien vom letzten Fasching. Ich hatte eine schwarze Perücke getragen, die ziemlich echt aussah und einen schwarzen Schnauzer und eine schwarze altmodische Brille. Ich sah damit aus wie Günter Wallraff als verkleideter Türke im Undercover-Einsatz. Aber meine Vorsicht sollte sich bezahlt machen. Bereits beim zweiten Versuch hatte ich zu meiner eigenen Überraschung Glück. Es handelte sich um ein Musikhaus in Kreuzberg, als ich den großen Ausstellungsraum betrat, sah ich ihn sofort. Es mochte viele schwarze Stutzflügel mit nur 1,55 Meter Größe von Blüthner geben, aber sicher nur einen, bei dem die Goldpunkte über dem „u“ fast gleichzeitig abgeblättert waren. Ich hatte mir bei meinem Spiel in der Villa das Instrument genau eingeprägt. Eine Dame, Mitte fünfzig, die mich an meine ehemalige Englischlehrerin erinnerte, begrüßte mich freundlich und fragte nach meinem Begehr. „Ich suche einen kleinen Flügel, wie diesen hier. Was
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