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Die Gehilfen des Terrors

Die Gehilfen des Terrors

Titel: Die Gehilfen des Terrors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hause“,
meinte Klößchen, „der Afrikaner.“
    „Oder er schläft schon“,
überlegte Karl. „Frühes Zu-Bett-Gehen kann ja durchaus Bestandteil einer
anderen Kultur sein. So was reibt sich natürlich nicht mit der deutschen
Leitkultur, zu der sich jeder anders-kulturelle Ausländer verpflichten sollte.“
    „Wovon redest du?“, fragte
Klößchen.
    „Erkläre ich dir später“,
erwiderte Karl.
    In diesem Moment hörte Tim das
Geräusch. Es kam von der anderen Seite der Laube, der abgewandten Seite.
    Sicherlich war auch dort ein
Fenster. Denn Glas hatte geklirrt.
    Flash! (Blitz. — im
Gehirn) Tim begriff.
    „Amigos! Ich glaube, der Afro
steigt auf der andern Seite durchs Fenster. Der hat uns bemerkt. Und hält uns
für Feinde. Wenn...“
    Weiter kam der TKKG-Häuptling.
Denn Gaby quietschte aufgeregt
    „Dort ist er. Dort rennt er. O
Gott!“
    So war’s. Der Farbige sauste
durch den Garten in Richtung Bahndamm. Offenbar in der Absicht, hier nicht
wieder anzutanzen. Denn er war bepackt mit seinen Sachen. Ein Rucksack wurde
gebuckelt, zwei Taschen hingen an den Armen. Trotzdem rannte der Farbige mit
einem Affenzahn und sauste durch eine Zaunlücke hinüber zum Nachbar-Grundstück.
    „Bleib stehen!“, brüllte Tim.
„Wir sind Freunde. Freueueueueunde.“
    Ebenso hätte er mitteilen
können: Du wirst nicht ausgewiesen, du wirst nur zurückgeschickt.
    „Ich bin’s!“, rief Gaby. „Ich
hab dir doch geholfen.“
    Aber der raue Herbstwind, der
ganz plötzlich durch die Gärten fuhr, trug ihre Worte fort.
    Tim war schon vom Rad
gesprungen und über die Pforte.
    „Ich halte ihn auf. Den
peitscht ja die Panik.“
    Er fetzte los und war noch
schneller als der Afro.
    „Ich komme mit.“ Gaby folgte
ihm. „Wenn er mich erkennt, wird er vernünftig.“
    Tim sprintete durch ein Beet
mit verfaulten Salatköpfen, wich einer Regentonne aus, hatte die Zaunlücke
erreicht, schnellte durch den Nachbargarten und flankte schließlich über den
Zaun.
    Der Bahndamm war geradezu ein
Wall, sicherlich fünf Meter hoch.
    Der Afro hatte den Anstieg
schon hinter sich, sprang jetzt über die Gleise und dann auf der anderen Seite
hinab.
    In der Ferne — aber nicht allzu
fern — ratterte ein Zug. Vermutlich ein Express, denn das Rattern klang enorm
schnell.
    Tim hörte Gaby fluchen.
Offenbar war sie ausgeglitten. Er wandte sich um. Aber seine Freundin war schon
wieder auf den Beinen und kletterte soeben über den Zaun.
    Tim spurtete zu den Gleisen
hinauf.
    Sie verliefen paarweise. Auf
dem Bahnkörper waren auch Weichen und Signalanlagen, was sicherlich zum
Nahbereich des Westbahnhofs Moorweide gehörte, wo die ICs und ICEs allerdings
durchpreschen. Halt ist dann erst im Hauptbahnhof, ein ganzes Stück weiter.
    Der Afrikaner lief jetzt über
eine Weide, die den Bahndamm von einer Straße mit kleinen Siedlungshäusern
trennt. Sie verschwammen in der Dämmerung zu grauen Klötzen. Nur hier und da
war ein Fenster erhellt.
    Der Farbige hatte die Weide
halb überquert. Aber Tim würde ihn einholen noch vor der Straße.
    Hat keinen Sinn, dass ich rufe,
dachte der TKKG-Häuptling. Er ist außer Kontrolle. Diese Angst muss grausam
sein — die Angst vor einem Staat, der Fremde nach einem starren Schema
sortiert. Ist nicht jeder Mensch eine Welt für sich und ein Schicksal. Das muss man berücksichtigen — und Notfälle von Kriminellen und
Wirtschaftsgangstern unterscheiden. Letztere bleiben natürlich draußen.
Konsequent! Denn von denen haben wir genug Exemplare aus den eigenen Reihen.
    Tim sprang die Böschung
hinunter und setzte zum Spurt an.
    Oben auf dem Bahndamm
vibrierten die Gleise. Der Zug sauste heran.
    „Tim!“ Gaby schrie.
    Er fuhr herum.
    Seine Freundin war auf den
Gleisen, kauerte und zerrte wie wild an ihrem Bein.
    „Hilfe! Tim, Hilfe!“
    „Was ist?“ Mit Riesensprüngen
sauste er den Hang wieder hinauf.
    „Ich sitze fest. Die Weiche...
sie hat meinen Fuß eingeklemmt.“
    Blick nach links.
    Der Zug nahte, raste. Die Lok
hatte Scheinwerfer. Sie brannten, aber das Licht reichte noch nicht bis zu
Gaby. Und wenn’s so weit war, würde es zu spät sein.
    „Ganz ruhig, Pfote!“
    Er kniete neben ihr. Sein Herz hämmerte,
denn er sah, was los war. Aber er behielt die Nerven. Denn jetzt entschieden
Sekunden.
    Gabys linker Fuß steckte
zwischen Schiene und Weiche, also einem beweglichen Stück Schiene in leicht
gekrümmter Form. Ferngesteuert wird ein Teil von ihr an die starre Gleisschiene
gepresst, erfasst die Räder

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