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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Zeit, die Karten
    aufzudecken. Er gab dem Anästhesisten ein Zeichen,
    worauf dieser das Sauerstoffgerät abschaltete. Sogleich
    fing das Herz regelmäßig und ohne die geringste Kom-
    plikation zu schlagen an. Der Defibrillator war nicht
    einmal nötig.
    Zum ersten Mal im Verlauf dieses verrückten Ma-
    rathons klatschten die Studenten, Praktikanten, As-
    sistenzärzte und Krankenschwestern stürmisch Bei-
    fall.
    »Aufhören, sonst wacht er noch aus der Narkose
    auf!« sagte Zorski.
    Dem Beifall folgte Gelächter. Der Chirurg schloß den
    Brustkorb - eine Arbeit, die man gewöhnlich den Prak-
    tikanten überließ - und streifte sich den Mundschutz
    ab.
    »Das wär's für heute«, sagte er. »Legt euch einige
    Stunden schlafen. Ich glaube, ihr habt's nötig. Ich
    danke euch allen.«
    Er trat auf den Flur hinaus, wo die beiden Polizisten
    auf ihn warteten. Sie schienen sich noch nicht so recht
    erholt zu haben. Zorski hatte ihnen einen bösen Streich
    gespielt.
    »Gehen wir in mein Büro.«
    Die Polizisten folgten ihm und waren sich ihrer Vor-
    rechte schon nicht mehr ganz so sicher.
    Vierundzwanzigstes Kapitel
    Dank der Straßensperren, die ein langsameres Fahren
    verlangten, gelang es Goldman, mit seinem Chevrolet
    erneut zum Studebaker aufzuschließen. Offensichtlich
    genossen die Wagen der Z.S.A. ein beinahe unbe-
    schränktes Passierrecht. Toland war verblüfft. Mit sei-
    nem Cherokee wäre er mitten im Stau steckengeblie-
    ben. Der Sammler wußte sehr wohl von den Verbin-
    dungen zwischen den Hospitälern und der Organisa-
    tion von Steve Odds, denn die damit verbundenen Un-
    annehmlichkeiten hatte er am eigenen Leib verspüren
    müssen, doch diese offenkundige Zusammenarbeit mit
    der Polizei war ganz neu für ihn. Milan steuerte den
    Studebaker, trotz Fahrverbot, in die Avenue du Mare-
    chal Fayolle. Eine zweite Sperre der Bereitschaftspolizei
    wurde geöffnet, um ihm den Weg freizumachen.
    Ein junger Polizist in Jeans und Wildlederjacke und
    mit einem offen zur Schau getragenen Revolver an der
    Hüfte sprang auf das Trittbrett.
    »Na, ihr Geier!« grinste er. »Die guten Fälle entgehen
    euch nie, wie?«
    »Salut, Cowboy!« antwortete Milan und fuhr langsa-
    mer. »Ich möchte dir den Neuen vorstellen: David To-
    land.«
    Neugierig schaute der Polizist David an.
    »Toland?«
    Mit einer Hand schob Milan den Polizisten zur Seite
    und spuckte zum Fenster hinaus. Dann deutete er auf
    das imposante Botschaftsgebäude.
    »Wie sieht's denn da drinnen aus?«
    Ratlos verzog der Polizist das Gesicht.
    »Schlecht«, murmelte er. »Sehr schlecht. Ein israeli-
    sches Kommando, das sich als Cristal-Miliz aus dem
    Südlibanon ausgibt. Ungefähr zwanzig Kerle mit Uzis,
    Ingram M II-Waffen und Zersplitterungsgranaten. So-
    viel wir wissen, sind sie momentan dabei, im ganzen
    Gebäude Sprengkörper anzubringen. Wenn wir jetzt
    angreifen, lassen sie alles in die Luft fliegen.«
    »Scheiße«, zischte Milan. »Gibt es bereits Tote?«
    Der Polizist nickte.
    »Diese Idioten haben drei Kollegen des Wachdienstes
    und zwei Angestellte der Botschaft aus dem Fenster
    geworfen.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Pech gehabt, Milan. Der Innenminister hat den Be-
    fehl gegeben, daß die Opfer nicht angerührt werden
    dürfen.«
    Milan runzelte die Stirn.
    »Der Innenminister kann mich am Arsch lecken.
    Oder tragen die Toten etwa Verbotsplaketten?«
    »Milan!« seufzte der junge Polizist. »Drei Polizisten
    und zwei ausländische Diplomaten, das kannst du doch
    nicht machen!«
    Der Geier fluchte und griff nach dem Mikrophon.
    »Goldman, wir haben fünf Klienten in Aussicht! Sag
    Gayle, er soll die nötigen Vorbereitungen treffen, in der
    Zwischenzeit warten wir auf die Genehmigung.«
    »Auf welche Genehmigung?« knatterte es durch den
    Lautsprecher.
    »Die Heinis aus dem Ministerium wollen, daß wir die
    Spitäler mit halbverwesten Leichen beliefern!« brüllte
    Milan und schaltete das Mikrophon kurzerhand wieder
    ab.
    Er wandte sich an den Polizisten.
    »Was habt ihr denn nun vor? Setzt ihr zur Erstür-
    mung an oder nicht?«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern.
    »Deswegen sind wir ja hier«, knurrte er. »Aber es lau-
    fen noch geheime Verhandlungen. Es besteht eine Di-
    rektleitung zum israelischen Premierminister.«
    Milan verzog den Mund.
    »Scheiße!« zischte er. »Das wird in die Hose gehn.
    Denn am Ende ergeben sich diese Idioten noch . . . «
    Nachdenklich kratzte er sich an der Wange und zog
    eine Karte aus seiner Tasche. Das

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