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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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Toland, hier
    bist du mit mir zusammen. In meinem Wagen. Also ar-
    beitest du auch mit mir zusammen und vergißt endlich
    deine Ideale und deine blöde Romantik! Als Mitglieder
    Z.S.A. bist du zum Geier geworden! Zum Aasgeier,
    zum Leichenfresser! Mit Poesie hat das nichts zu
    tun ...«
    David schwieg und tippte die Buchstaben G.I.G.N. in
    die Tasten. Sogleich tauchte auf dem Bildschirm in
    leuchtender Digitalschrift eine Codenummer auf, die
    Toland in den Scanner weitergab. Der Lautsprecher
    knatterte los.
    »Von der Waldseite aus werden sie zur Erstürmung
    ansetzen«, erklärte Milan in knappen Worten. »Be-
    stimmt hat man die Avenue du Marechal Fayolle bereits
    abgesperrt.«
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher teilte ihnen mit,
    daß der Hubschrauber soeben gestartet und die Ram-
    pen bereits installiert waren.
    »Die Rampen?« fragte David.
    »Die Scheinwerferrampen«, erklärte Milan. »In weni-
    gen Minuten wird die Botschaft der Rußkis nur noch
    aus Ton und Licht bestehen. Das große Spektakel!
    Wenn alles klappt, haben wir bereits zwanzig Tote auf-
    geladen, bevor die anderen Arschlöcher überhaupt
    merken, daß in dem Viertel etwas los ist.«
    David warf Milan einen neugierigen Blick zu. Einen
    Blick voller Verachtung und Wut.
    »Soll ich die Liste der dringenden Fälle durchgehen?«
    fragte er.
    Milan brach in schallendes Gelächter aus.
    »Hör doch endlich mit diesem Blödsinn auf, Toland!
    Hier herrschen andere Verhältnisse. Sämtliche Auf-
    nahmeabteilungen stehen uns zur Verfügung. Du ent-
    nimmst alles, was noch irgendwie unbeschädigt zu sein
    scheint, den Rest überläßt du den Angehörigen. Okay?«
    Mit vollem Tempo raste der Studebaker die Zufahrts-
    straße zur Porte Dauphine hinauf. Die Bereitschaftspo-
    lizei hatte den Platz mit ihren Wagen abgeriegelt.
    »Immer noch so aufdringlich, diese Idioten«, knurrte
    Milan. »Schrecken vor nichts zurück . . . «
    Zum fünfzehnten Mal hintereinander stand der legen-
    däre Torero Mark Zorski in der Arena, im Scheinwerfer-
    licht, umgeben von verdutzten Matadoren. Vom An-
    fang bis zum Ende stand er seine Kämpfe durch. Im
    Gegensatz zu den anderen großen Chirurgen dieser
    Welt nahm Zorski den ersten Einschnitt und die letzte
    Naht eigenhändig vor. Er machte so viel selbst, daß
    seine Assistenzärzte sich ernstlich fragten, was sie denn
    eigentlich am Operationstisch verloren hatten.
    Doch an jenem Tag stellten sie sich diese Frage nicht.
    Völlig fasziniert, wie Schlafwandler, todmüde und voll-
    gestopft mit Koffein, folgten sie ihrem Meister von ei-
    nem Operationszimmer ins andere, und trotz ihrer Er-
    schöpfung wußten sie, daß sie an der unglaublichsten
    Leistung in der Geschichte der Herzchirurgie teilnah-
    men. Um nichts in der Welt hätten sie einem anderen
    ihren Platz überlassen.
    Zorski aber zeigte nicht die geringste Ermüdung. Sei-
    nen fünfzehnten Kampf trug er mit einem zweiundvier-
    zigjährigen Mann aus, der an einer Erweiterung einer
    Arterie litt, die Zorski einschnitt und durch ein Da-
    cron-Transplantat perfekt ersetzte. Jedes von ihm geret-
    tete Leben befreite ihn ein wenig mehr von der Angst,
    die auf seiner Brust lastete.
    Ein pakistanischer Arzt, der im Central Hospital von
    Philadelphia ein Praktikum absolvierte, flüsterte einer
    Krankenschwester zu:
    »So etwas habe ich noch nie gesehen! Schläft er denn
    nie?«
    Doch die Krankenschwester bat ihn nur, keine Fragen
    zu stellen und sich ruhig zu verhalten. Und in der Tat:
    Es herrschte eine Stille wie in einem Zirkuszelt, nach
    dem Trommelwirbel, der die gefährlichste Phase einer
    Luftakrobatennummer angekündigt hat.
    Eine halbe Stunde später schnitt Zorski in einer Ne-
    benabteilung einem noch ganz jungen Mädchen den
    Unterleib auf. Er operierte eine verkümmerte Niere her-
    aus, hob den Grimmdarm leicht an, um einen zu großen
    Druck auf das Transplantat zu verhindern, und setzte
    das neue Organ ein. In Zukunft könnte das Mädchen
    sich die unangenehmen Zwänge der Dialyse erspa-
    ren.
    Zorski streifte seine Gummihandschuhe ab. Der An-
    ästhesist kam auf ihn zu.
    »Da sind zwei Polizisten, die mit Ihnen sprechen wol-
    len«, murmelte er.
    »Hab jetzt keine Zeit«, entgegnete der Chirurg. »Was
    steht als nächstes auf dem Programm?«
    Er ging zur Tür hinaus und stolperte beinahe über die
    beiden Kriminalbeamten.
    »Doktor Zorski?«
    Mit großen Schritten ging Zorski zwischen den bei-
    den Polizisten den Flur hinauf, die scheinbar nicht die
    Absicht

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