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Die Geier

Die Geier

Titel: Die Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Houssin
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wieder völlig beruhigt und gönnte sich
    sogar Zeit für eine Tasse Kaffee. Um ein Haar wäre ihm
    der Topf mit dem kochenden Wasser aus der Hand ge-
    fallen, als er es an der Tür klingeln hörte. Mouss hielt
    den Atem an. Erneut pochte sein Herz wie wild, er
    rührte sich nicht ... Ein feiner Schweißfilm glitzerte auf seiner Stirn. Er betrachtete die Sporttasche, die auf dem
    Tisch im Wohnzimmer lag.
    Dann klingelte es ein zweites Mal, diesmal sogar hef-
    tiger. Mouss biß sich auf die Unterlippe, stellte den Topf sehr vorsichtig hin, nahm die Tasche und ging auf Zehenspitzen ins Badezimmer. Als es schließlich endlos
    lange zu klingeln begann, zog Mouss vorsichtig die
    gekachelte Öffnung in der Badewanne auf und schob
    die Tasche zwischen Email und Wasserrohrleitung.
    Sorgfältig schob er die Platte an ihren Platz zurück, richtete sich auf und rieb sich die Hände. Natürlich war dies
    kein ideales Versteck, aber er hatte nicht die Zeit, sich
    ein anderes auszudenken.
    Er hörte Stimmen im Treppenhaus, erkannte die
    schrille Stimme der Concierge, die den Fremden erklär-
    te, sie habe den Mieter vorhin heimkommen gesehen.
    Verfluchte Klatschtante! Mit Schrecken dachte Mouss
    daran, daß sie zu sämtlichen Appartements einen
    Zweitschlüssel besaß.
    Jemand begann mit den Fäusten gegen die Tür zu
    hämmern.
    »Aufmachen, Polizei!«
    Überrascht runzelte Mouss die Stirn. Polizei? Was
    wollte denn die Polizei von ihm. Er zog seine Jacke aus,
    entledigte sich seiner Schuhe und zerzauste sich das
    Haar.
    »Ich komme!« knurrte er.
    Vor der Tür standen zwei Polizeibeamte, die eher wie
    zwei Verkehrspolizisten aussahen.
    »Sie sehen, ich hatte recht!« kreischte die Klatschbase.
    »Ich bin doch nicht verrückt ...«
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich habe geschlafen«,
    stammelte Mouss und rieb sich die Augen.
    »Sind Sie Mustapha Moussi?« fragte einer der beiden
    Bullen.
    Mouss nickte.
    »Kannten Sie eine gewisse Sylvie Vercauteren?«
    fragte der andere.

    Mouss' Beine begannen zu zittern. Einen Augenblick
    lang hatte er gehofft, dieser Besuch hätte nur einen ganz
    banalen Grund, einen Verstoß gegen die Straßenver-
    kehrsordnung oder etwas ähnliches, aber nun bestand
    kein Zweifel mehr, daß diese beiden Polizisten wegen
    seiner Affäre zu ihm gekommen waren.
    In seiner Verwirrung merkte er allerdings nicht, daß
    der Polizist in der Vergangenheitsform von Sylvie ge-
    sprochen hatte.
    »Ja, ich kenne sie«, flüsterte er.
    Es hatte keinen Sinn, sich noch tiefer in eine Lüge zu
    verstricken.
    Die beiden Bullen schauten sich zufriedenen Blickes
    an.
    »Sieht aus, als hätten wir diesmal das große Los gezo-
    gen«, jubilierte der mit dem dichten braunen Schnurr-
    bart.
    »Ja, sieht ganz so aus«, wiederholte der andere.
    »Es hätte ein anderer sein können, aber er ist es, den
    wir suchen«, sagte erneut der Schnauzbärtige.
    »Es hätte auch ein anderer sein ...«
    »Verdammt Glück gehabt!«
    »Ja, verdammt Glück ...«
    Mouss räusperte sich.
    »Worum geht's?«
    Die beiden Polizisten schauten ihn an, als hätten sie
    ihn vorübergehend ganz vergessen. Die Concierge
    stand etwas abseits von den drei Männern und wartete
    mit Spannung auf den Fortgang des Gesprächs.
    »Wir haben einige Fragen an Sie«, erklärte der
    Schnauzbärtige gelangweilt. »Wenn Sie Zeit haben,
    können Sie sofort mit uns aufs Präsidium kommen.
    Wenn nicht, lassen wir Ihnen eine Vorladung da.«
    Seltsamerweise beruhigte dieser letzte Ausdruck
    Mouss. Die beiden Polizisten waren also nicht gekom-
    men, um ihn zu verhaften. Sie wollten nur einige Aus-
    künfte über Sylvie haben. Gleich im nächsten Moment
    kam ihm der Gedanke, daß sie sich umgebracht haben
    könnte.
    »Ist Sylvie etwas zugestoßen?« murmelte er.
    Der Schnauzbärtige zog die Nase hoch und schaute
    zu seinem Kollegen, als würde der die Frage beantwor-
    ten. Als die Concierge merkte, daß ihr Mieter nicht di-
    rekt etwas mit der Sache zu tun hatte, war sie sichtlich
    enttäuscht. Erbost griff sie nach dem Kehrbesen und
    fegte heftig über die Treppenstufen.
    »Sie hatte einen Unfall«, antwortete schließlich der
    mit dem Schnurrbart.
    Mouss spürte, wie ihm die Haare zu Berge standen.
    Einen Unfall? Dieser Ausdruck erinnerte ihn merkwür-
    digerweise an die Methoden der Geier. Die Tarnung ei-
    nes Verbrechens als banaler Verkehrsunfall. Sie hatten
    Sylvie also gefunden! Und durch sie würden sie
    zwangsläufig auch ihn finden, den Feind ...
    Plötzlich fühlte

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