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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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sich Niklots Gesicht vor Wut rot verfärbte, sah jedoch auch die Erleichterung auf Amras Gesicht. Berno von Schwerin erkannte, dass ihm die Situation aus den Händen glitt. Er konnte nur noch hoffen, dass es wenigstens kein Blutvergießen in der Kirche gab.
    »Ich denke, junger Mann, Ihr werdet mir Eure gewichtigen Gründe gleich nennen«, sagte er, um Gelassenheit bemüht, und versuchte, Niklot mit einer Handbewegung Ruhe zu gebieten. »Also sprecht, wir werden sehen, ob sie Bestand haben vor dem Gesetz der heiligen Mutter Kirche.«
    »Ich bin Magnus von Lund, Ritter des Königs Waldemar von Dänemark«, sagte Magnus fest. »Und Amra von Arkona ist mir versprochen, schon seit langer Zeit.«
    Amra nickte, doch niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit.
    Der Bischof wandte die Augen gen Himmel, schenkte Magnus dann aber ein nachsichtiges Lächeln. »Das habe ich nun zur Kenntnis genommen, mein Herr Ritter von Lund. Und jetzt werdet Ihr mir sicher auch sagen, wer Euch einander versprochen hat. Verratet uns weiterhin, ob Ihr der Erbe Eures Vaters seid, oder welches wichtige Hofamt Ihr bekleidet, das Euch erlaubt, ein Fürstenkind zur Frau zu nehmen.«
    »Ich bin gar kein …« Amra wollte etwas einwenden. Vielleicht würde es ja helfen, die Geschichte ihrer Herkunft richtigzustellen.
    Niklot schob sich vor sie. »Da hört Ihr, sie will gar nichts wissen von diesem Unsinn!«, dröhnte er. »Das ist alles leeres Gerede und verschwendete Zeit. Ihr werdet diese Ehe jetzt segnen, Herr Bischof, ob Amra will oder nicht. Und Ihr, Herr Magnus … packt Euch, oder trefft mich morgen zum Zweikampf.« Er grinste und sah Amra lüstern an. »Heute hab ich Wichtigeres zu tun.«
    Niklots Hand legte sich besitzergreifend auf Amras Hüfte. Die junge Frau fuhr zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    Als Magnus das sah, brachen alle Dämme. Der junge Ritter stürzte vor und zog sein Schwert. »Hier und jetzt!«, rief er und trat drohend auf Niklot zu. Er besann sich erst, als er in das entsetzte Gesicht des Bischofs blickte. »Lasst die Frau augenblicklich los und folgt mir vor die Kirche!«
    Niklot hatte sein Schwert ebenso aus der Scheide gerissen, als er Magnus kommen sah. In den ersten Reihen der Kirchbänke erhoben sich derweil Pribislav und seine Ritter.
    »Ergreift den Mann!«, forderte der Fürst und wies auf Magnus, doch er hatte nicht mit der Streitbarkeit seines Bruders gerechnet.
    »Nein, lass, Bruder!«, erklärte Niklot. »Es soll keiner sagen, Niklot von Mikelenburg brauche deine Männer, um seine Ehre zu verteidigen – und das Recht auf sein Weib!« Er hob sein Schwert und wandte sich Magnus zu. »Ihr mögt Amra von Arkona versprochen oder mit ihr vermählt oder verschwägert sein, Herr Magnus von Lund!«, höhnte er. »Aber ein paar Schwertstreiche, und Ihr werdet gar nichts mehr sein – nur ein blutiger Leichnam auf dem Kirchplatz. Kommt jetzt, bringen wir’s hinter uns.«
    Niklot schritt scheinbar gelassen durch den Mittelgang der Kirche, in ihm brodelte jedoch die Wut. Magnus folgte ihm entschlossen. Er fragte sich nicht, ob er diesen Kampf gewinnen konnte, ob Niklot größer und stärker war als er, erfahrener und skrupelloser. Magnus musste siegen. Er konnte Amra nicht diesem Mann ausliefern.
    Niklot wandte sich ihm in dem Augenblick zu, da beide die Kirchentür passiert hatten. Er führte einen raschen, ersten Schlag, sein Schwert war ein schwerer Beidhänder. Aber Magnus konnte dem Treffer leicht ausweichen. Sein Schwert war leichter als das seines Gegners, allerdings trug er im Gegensatz zu Niklot eine Rüstung. Das bot ihm zwar einen gewissen Schutz, machte es ihm aber auch schwerer, sich zu bewegen. Vor allem würde er schneller ermüden. Daran dachte Magnus hingegen nicht. Er schlug mit der Entschlossenheit eines Verzweifelten auf Niklot ein – während der Slawe seinen Gegner nicht allzu ernst zu nehmen schien. Er parierte Magnus’ Schläge fast belustigt, als er sah, wie der junge Ritter sich verausgabte.
    Inzwischen hatte sich die Schreckstarre gelöst, in die die meisten Menschen in der Kirche verfallen waren. Die Ritter und neugierigen Bürger drängten sich vor der Tür, um dem Kampf zuzusehen, aber Magnus und Niklot blockierten die Treppe zum Eingang. Niklot drängte Magnus die Treppe hinab und ließ ihn sich dann wieder hochkämpfen. Der Jüngere keuchte jetzt schon, doch noch hatte er Kraft, das Schwert zu führen.
    Und dann drängte sich Amra durch die Reihen der Schaulustigen. Sie wusste, es war

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