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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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formierten sich schließlich hinter Amra, als die junge Frau zur Kirche schritt. Niklot und seine Männer hatten sich bereits auf den Weg gemacht – Relana rühmte seine Eskorte aus zwanzig stattlichen dänischen Rittern. Amra selbst ritten die Männer des Herzogs voraus. Auch sie in voller Rüstung mit glänzenden Harnischen und leuchtend bunten Schilden.
    »Herr Niklot erwartet Euch in der Kirche«, hatte Herr Heribert Amra noch kurz erklärt, bevor er seine Männer in Gang setzte. »Gibt es irgendetwas, das ich noch für Euch tun kann?«
    Der Ritter sah der jungen Frau nicht in die Augen. Auch er musste von dem gestrigen Eklat gehört haben. Womöglich machte er sich bereits Vorwürfe.
    Amra schüttelte tapfer den Kopf. »Da gibt es nichts, Herr Heribert«, meinte sie. »Es sei denn, Ihr wollt für mich beten. Falls das Euer Gewissen beruhigt. Oder das des Herzogs Heinrich …«
    Damit zog sie einen leichten Schleier über ihr Haar und wies den Ritter mit einer Handbewegung an, sich zu entfernen. Heribert bestieg sein Pferd mit gesenktem Kopf. Noch einer, dem es schwerfallen würde, die Hochzeitsfeierlichkeiten durchzustehen.
    Magnus und Vaclav ritten schweigend nebeneinander her, direkt hinter Fürst Niklot, der sich zu seiner Hochzeit prächtig gekleidet hatte. Er trug einen farbenfrohen Wappenrock und eine goldfarbene lange Tunika, darüber einen blauen Tasselmantel aus edelstem Tuch. Auf seinem Kopf saß ein mit Perlen besetzter Lederschmuck.
    Das alles wirkte sehr festlich und höfisch, aber wenn Magnus den Fürsten ansah, hatte er trotzdem sein Bild von Rujana vor Augen: trunken, bösartig und eben dabei, Amra Gewalt anzutun. Magnus fand den Fürsten abstoßend, was ihn natürlich nicht hindern würde, seine Pflicht zu tun und König Waldemar auf Niklots Hochzeit würdig zu vertreten.
    Der Fürst ließ jetzt kurz den Blick über seine Eskorte schweifen, schien Magnus aber nicht zu erkennen. Dafür zwinkerte er Vaclav zu, bevor sich sein Zug in Bewegung setzte, das Lächeln des jungen Slawen wirkte auf Magnus jedoch gezwungen.
    Der Bischof erwartete den Bräutigam vor der Kirche, einem schlichten, aber dennoch trutzig wirkenden Bau. Man hatte sie zwar nach slawischer Sitte aus Holz gezimmert, dabei hingegen versucht, den steinernen Kathedralen der sächsischen Städte architektonisch so nahe wie möglich zu kommen. Die Kirche stand auf einer Art Sockel, zu dem eine breite, dreistufige Treppe hinaufführte. Vor der Kirchentür verbreiterte sie sich zu einer Art Podest, auf dem der Bischof nun stand und Niklot willkommen hieß. Magnus erkannte Berno von Schwerin in seinem bischöflichen Ornat, einen der Kirchenmänner, die auch die Invasion Rujanas begleitet hatten. Bischof Berno war schlank und muskulös, wahrscheinlich brachte er mehr Zeit im Sattel und bei Kampfspielen zu als vor dem Altar.
    Magnus und Vaclav wiesen ihre Ritter an, von den Pferden zu steigen und die Tiere den vor der Kirche wartenden Knappen und Stallburschen zu übergeben. Dann folgten sie dem Bräutigam und dem Bischof in das Gotteshaus, um dort ihre Plätze einzunehmen. Magnus wählte eine Kirchenbank linker Hand am Gang – und war ebenso erfreut wie verwundert, als er kurz darauf Heribert von Fulda an der Spitze einer Reihe junger Ritter vom Hof Heinrichs des Löwen eintreten sah.
    Magnus lächelte seinem Freund zu und sah auch Heriberts Augen aufleuchten, gleich darauf nahm sein Gesicht aber einen eher bestürzten Ausdruck an. Heribert dirigierte seine Ritter auf die Sitze rechts des Mittelgangs und platzierte sich wie Magnus ganz innen, sodass nur der Gang zwischen den Freunden lag.
    »Du bist mit der Abordnung Heinrichs des Löwen hier?«, fragte Magnus unbedarft. »Bist du immer noch in Braunschweig?«
    Heribert nickte und presste die Hände zu Fäusten zusammen. »Ich hoffe auf ein Hofamt«, erklärte er. Es klang eher unglücklich als hoffnungsvoll. »Wenn ich dies hier erfolgreich hinter mich bringe. Ich … du wirst es mir doch nicht nachtragen, dass ich sie hergebracht habe? Es … es geschieht auf Wunsch des Herzogs, aber sie ist gefragt worden. Sie hat zugestimmt, Magnus. Na ja, und du … du scheinst ja auch darüber hinweg zu sein …«
    Magnus runzelte die Stirn. »Ich bin mit der dänischen Abordnung hier«, gab er Auskunft, »allerdings noch weit entfernt von einem Hofamt. Was soll ich dir nachtragen, mein Freund? Worüber soll ich hinweg sein, und wer ist was gefragt worden? Sprich nicht in Rätseln, Heribert! Oder

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