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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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begeistern.
    Der König sprach kein Ranisch, er begrüßte die Geiseln auf Dänisch, aber Amra erfasste dennoch, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen Waldemar und seinen Gefolgsleuten gab. Offenbar wünschte er, dass einer der an seiner Seite reitenden Männer übersetzte, aber der schien sich mit unfreundlichen Worten zu weigern. Amra erinnerte sich, dass Obodriten unter den Belagerern waren, sogar zwei Fürsten als Lehnsleute von Heinrich von Sachsen. Sie hätten die Geiseln in ihrer Sprache willkommen heißen und beruhigen können, aber anscheinend lehnten sie das ab.
    Amra wunderte sich darüber – vergaß die Sache indes gleich, als sie Magnus bei den Rittern des Königs erkannte. Der junge Mann versuchte erkennbar zu vermitteln, aber ohne Erfolg. Der König gab schließlich auf – zweifellos wollte er den die Geiseln begleitenden ranischen Rittern nicht zeigen, dass es Uneinigkeit in seinem Heer gab. Er gab einen Befehl, und dann machte Amras Herz einen weiteren Sprung – Baruch von Stralow schob sich nach vorn. Der Kaufmann verneigte sich ehrerbietig vor dem König und seinen Rittern sowie freundlich vor den Ranen, bevor er mit der Übersetzung der Worte des Königs begann.
    »Männer und Frauen von Arkona! Waldemar, König von Dänemark, Absalom, Bischof von Roskilde, Esbern, Bischof von Lund, Svend, Bischof von Aarhus und Berno, Bischof von Schwerin heißen euch in ihrem Heerlager willkommen. Ebenso die Herren von Pommern, Bogislav und Kasimir, und natürlich auch die Fürsten Pribislav und Niklot, die für Herzog Heinrich von Sachsen und Bayern kämpfen.«
    Das waren die slawischen Fürsten, die sicher nicht begeistert davon waren, dass Baruch sie als Letzte nannte. In ihren Reihen wurde denn auch direkt Unmut laut: »Kämpfen! Wenn wir das mal dürften!«
    Amra hörte empörtes Murmeln in der slawischen Ritterschaft hinter dem König. Und erinnerte sich an Nadjanas Furcht vor dem Zorn der Männer, die in Sachen Kampf, Beute, Brandschatzung und Schändung von Frauen nicht zum Zuge kamen. Aber konnten selbst ihre Fürsten darüber verärgert sein, dass die Belagerung von Arkona jetzt wohl unblutig endete?
    Baruch sprach nun weiter. »Euer Volk hat euch als Pfand für eine friedliche Übergabe der Burg Arkona hergeschickt. Die Männer des Königs Waldemar werden euch jetzt in Haft nehmen. Doch der König und seine Ritterschaft sichern euch ehrenhafte Behandlung zu. Euch wird nichts geschehen, solange König Tetzlav sich an die Vereinbarungen hält. Er hat der Kapitulation zugestimmt und trifft sich morgen mit König Waldemar. Ihr seht, es wird alles getan, um eure Geiselhaft so kurz wie nur irgend möglich zu gestalten. Also seid guten Mutes und folgt nun den Rittern, die euch ein Lager zuweisen werden. Wenn eben möglich, werden heute Nacht noch Zelte gestellt.«
    Amra vernahm erleichtertes Aufatmen unter den Geiseln und fühlte sich selbst in ihren Annahmen bestätigt. Natürlich würden die Dänen ihnen nichts antun! Sie wagte es, ein wenig den Schleier zu lüften, und hoffte, Magnus’ Blick erhaschen zu können. Bestimmt würden seine Augen aufleuchten, wenn er sie sah. Sie freute sich schon darauf, seine Überraschung zu sehen.
    Aber tatsächlich war der Einzige, der sie schließlich erkannte, Baruch von Stralow. Und der wirkte keineswegs freudig berührt, sondern eher erschrocken, als ihre Blicke sich trafen. Hastig übersetzte der Kaufmann die huldvollen Worte, die König Waldemar nun auch an die ranische Ritterschaft richtete, bevor die Dänen die Geiseln endgültig übernahmen. Dabei blitzte er Amra an, als wollte er sie mit seinen Blicken fesseln, was diese zu einem leisen Lächeln brachte – sie konnte doch ohnehin nicht fortlaufen.
    Als die ranischen Ritter schließlich abritten und die Geiseln sich formierten, um sich, eskortiert von dänischen Rittern, in ihr vorläufiges Quartier zu begeben, richtete Baruch ein paar kurze entschuldigende Worte an König und Ritter und bahnte sich dann den Weg zu Amra.
    »Was machst du denn hier?«, fuhr er sie an. »Ich wähnte dich sicher auf der Burg bei deiner Mutter. Wer ist auf die Idee gekommen, dich mitzuschicken? Ich dachte, dieser Vaclav …«
    »Vaclav ist weg!«, informiere Amra ihren Gönner. »Es kann sein, dass er wiederkommt, vielleicht holt er sich ja nur Instruktionen vom König, aber wer weiß. Und Nadjana war so verzweifelt …«
    »Du bist anstelle von Admirs Tochter gekommen?«, fragte Baruch. »Bist du von Sinnen, Kind? Wie

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