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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Fürst Pribislav und Fürst Niklot. Und was die Sklaven und den Schatz angeht, so werde ich mich mit Herzog Heinrich verständigen. Ihr seid seine Lehnsleute, nicht seine Unterhändler. Und von jetzt an werdet Ihr Euch verhalten wie christliche Ritter, voller Respekt und Demut gegenüber Eurem König und Eurem Gott. Ansonsten werden die Krone und die Kirche Klage gegen Euch erheben, und das dürfte Eurem Lehnsherrn alles andere als Recht sein. Ihr könnt nun gehen, meine Herren!« Der König machte eine Handbewegung, als wollte er die Männer hinausscheuchen.
    Pribislav und Niklot erhoben sich, jetzt doch etwas eingeschüchtert. Der König mochte ihnen keine Angst einjagen, sie verstanden sich gut darauf, Heinrich und Waldemar gegeneinander auszuspielen. Aber was die Kirche anging, verlangte Herzog Heinrich Gehorsam und vollständige Unterordnung. Wenn die Bischöfe in Waldemars Heer eine Anklage gegen die Fürsten konstruierten, würde es Ärger geben. Heinrich war keineswegs gezwungen, die Slawenfürsten nach der Eroberung ihrer Länder im Amt zu lassen. Er hatte das im Fall der Obodriten getan, weil sich Pribislav sofort bereitwillig taufen ließ und sich schnell als loyaler Kämpfer für Heinrichs Sache erwies, solange die Beute stimmte. Aber er konnte das Lehen über die eroberten Landstriche auch anderweitig vergeben.
    »Mir ist nach einem Schluck Wein«, raunte Pribislav verärgert seinem Bruder zu, als sie das Zelt des Königs verließen. »Gehört es nicht zu den Sitten an einem christlichen Hof, edlen Gästen einen Becher anzubieten? Dieser Däne erweist uns nicht die uns zustehende Ehre!«
    Niklot zuckte die Schultern. »König Waldemar ist den Pfaffen zu sehr ergeben«, meinte er dann. »Würd mich nicht wundern, wenn er dem Wein mal ganz abschwört – auch wenn’s ihm bei den Weibern schwerfällt.«
    Die beiden lachten und stießen sich an. Es war allgemein bekannt, dass König Waldemar sich neben seiner Gattin Sophia eine Geliebte hielt, mit der er auch einen Sohn hatte.
    »Da wir gerade von Weibern reden …«, Pribislav leckte sich die Lippen, »… waren da nicht ein paar niedliche Jungfrauen unter den Geiseln? Wir sollten uns einmal kundig machen. Nicht, dass man unserem Herrn etwas vorenthält …«
    »Weiber waren wohl dabei. Aber viel hat man nicht gesehen, die meisten haben nur geheult«, sagte Niklot gleichgültig.
    Pribislav grinste. »Mir macht’s nichts, wenn sie heulen«, ließ er seinen Bruder wissen. »Kann das Ganze sogar reizvoller machen, wenn sie sich ein bisschen wehren.«
    Niklot nickte. »Wenngleich es auf dem Sklavenmarkt besser kommt, wenn sie sich minniglich geben«, meinte er und fügte hinzu: »Vielleicht könnten wir schon mal einige zähmen. Was Herzog Heinrich uns eigentlich danken sollte. Schließlich gehört die Hälfte ihm.«
    »Du verstehst es, dich beliebt zu machen«, neckte Pribislav seinen Bruder. »Und wenn sich dann noch das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden lässt …«
    Die Pferde der Brüder warteten vor dem Zelt des Königs. Pribislav trat nun an das seine heran und zog einen Schlauch mit Wein aus der Satteltasche.
    »Hier«, bemerkte er, während er einen Schluck nahm. »Das lässt die Säfte steigen.«
    Niklot prostete ihm zu, nachdem Pribislav den Schlauch an ihn weitergegeben hatte, und schwang sich dann in den Sattel. Einträchtig lenkten die Brüder ihre Pferde in Richtung des Obodritenlagers, in Richtung des Lagers der Geiseln.
    »Amra ist unter den Geiseln?«
    Magnus ließ den Becher Wein fallen, den er sich eben eingeschüttet hatte. Rot wie Blut ergoss sich das Getränk über den Fußboden seines Zeltes.
    Baruch hatte einige Zeit gebraucht, ihn zu finden, der junge Ritter war gerade erst vom Zelt des Königs zurückgekehrt. Bevor Waldemar mit den Slawenfürsten gesprochen hatte, war er mit seinen Rittern das Protokoll für den Empfang des Ranenkönigs Tetzlav und seines Hofes durchgegangen, der für den kommenden Tag angesetzt war. Magnus hatte danach eigentlich noch bleiben und dem Treffen mit Pribislav und Niklot beiwohnen wollen. Schließlich hatte Herzog Heinrich ihn ausdrücklich zum Verbindungsmann zwischen den Dänen und den Slawen bestimmt, und er fühlte sich mitverantwortlich für den Zwischenfall, den die Männer verursacht hatten. Waldemar hatte ihn allerdings fortgeschickt – er wollte offensichtlich nicht, dass der junge Ritter die Auseinandersetzung zwischen ihm und den Obodriten mitbekam. Magnus hatte allerdings einen Grund

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