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Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Geisel des Löwen: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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dachte der Ritter über Amras Rettung nach, fand aber keine Lösung.
    »Wie sollte das gehen? Es sind vierzig Geiseln, darunter zehn Frauen. Wenn sich also nicht jemand findet, den man gegen sie austauschen kann …«
    »Wie soll sich so jemand finden?«, fragte Baruch barsch.
    Magnus zuckte die Schultern. »Ich sage ja, es ist unmöglich. Wir könnten natürlich eine Flucht organisieren. Aber dann … dann sind es keine vierzig Geiseln mehr …«
    Womit die Ranen gegen die Kapitulationsbedingungen verstoßen hätten. Ein guter Grund für die kampflustigen Kräfte in Waldemars Heer, die Burg Arkona doch noch zu stürmen.
    Baruch seufzte.
    »Allerdings …«, Magnus nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher, bevor er den Kaufmann erneut ansah, »… habe ich vorhin noch mehr gehört aus dem Zelt des Königs.« Er rieb sich die Stirn. »Etwas, aus dem sich eine Lösung ergeben könnte. Aber … aber es würde mir das Herz brechen.«
    Baruch schob seinen eigenen Becher zur Seite. »Sprecht, mein Sohn«, sagte er leise.
    Nachdem die Obodriten gegangen waren, beendete Bischof Absalom das Bibelstudium. Magnus hörte, wie er den schweren Folianten schloss und Wein für sich und den König einschenkte.
    »Hier, trink, mein Herr Waldemar«, forderte er seinen Freund und König freundlich auf. »Das wird dich beruhigen. Und lass dich nicht irre machen in deinen Entscheidungen. Es ist vernünftig, diese Burg nicht zu schleifen. Auch die Beute wird letztlich wesentlich größer sein, wenn sie den Tempelschatz übergeben, statt ihn in den Wirren der Kämpfe heimlich beiseitezuschaffen.«
    Eine kurze Zeit herrschte Stille, beide Männer tranken.
    »Aber was hast du denn nun wirklich vor mit Herzog Heinrich?«, fragte der Bischof schließlich. »Willst du ihm tatsächlich die Hälfte des Silbers und der Geiseln abtreten?«
    Es war dunkel geworden, und Magnus erkannte die Bewegungen der Herren schemenhaft in dem von Öllampen erleuchteten Zelt aus Seide.
    Der König wandte sich abrupt um. »Natürlich nicht!«, erklärte er. »Es steht ihm nicht zu! Was hat er denn schließlich zum Sieg beigetragen? Gut, ein paar slawische Lehnsleute sind in Marsch gesetzt worden – um hier bei Gott nicht mehr als Ärger zu machen! Jedenfalls ist keiner gefallen, kein Blut wurde vergossen, keine Waffen wurden erbeutet oder beschädigt. Heinrich erhält seine Truppen zurück, so wie er sie gestellt hat. Aber Rujana bekomme ich!«
    »Wird er sich denn darauf einlassen?«, erkundigte sich der Bischof besorgt. »Ihr hattet einen Pakt …«
    »… der sich auf Teilnahme an Krieg und Belagerung bezog!«, meinte Waldemar, »nicht auf die Reise einiger Slawen übers Meer.«
    »Herzog Heinrich könnte das anders sehen«, gab Absalom zu bedenken. »Es könnte zu unserem Nachteil sein, wenn wir ihn verärgern.«
    Waldemar zuckte die Schultern. »Dann müssen wir eben vermeiden, ihn allzu sehr zu verärgern. Das fängt damit an, dass ich diese impertinenten Obodriten heute nicht habe köpfen lassen.«
    Der Bischof lachte.
    »Und ansonsten … wir werden ihm Geschenke zukommen lassen. Einige erlesene Stücke aus dem Tempelschatz … für seine junge Braut. Er wird doch heiraten, nicht wahr?«
    Absalom nickte. »Ja. Eine dynastische Ehe. Die Tochter des Königs von England. Mathilde. Wobei ich mich immer frage, ob Gottes Segen darauf ruht, wenn man erwachsenen Männern elfjährige Kinder ins Bett legt. Die Kleine hat wohl kaum zum ersten Mal geblutet.«
    Magnus konnte Waldemars breites Grinsen nicht sehen, aber er hörte es an seiner Stimme. »Dann könnte es doch sowohl für den Herzog als auch zur Schonung der kleinen Braut sinnvoll sein, ihm eine oder zwei hübsche Geiseln zu senden.«
    »Du willst ihn nicht zum Ehebruch verleiten!« Die Stimme des Bischofs klang zwar empört, aber auch hier schwang Belustigung mit.
    »Nichts läge mir ferner!«, behauptete Waldemar. »Ich denke da nur an ein Mädchen, das … ihm und Mathilde vielleicht aufwarten kann … eine … hm … in gewisser Weise eine Kammerfrau.«
    Der Bischof lachte nun laut. »Du bist ein Gauner, Waldemar!«, neckte er den König. »Aber ich werde für dich beten. Und für die Seele des Herrn Heinrich, sollte er die Kammer mit besagter Frau teilen.«
    Waldemar füllte beiden noch einmal die Becher. »Morgen werden wir erst einmal diese Burg einnehmen und sehen, wie viel da überhaupt zu verteilen wäre.«
    Magnus beendete seinen Bericht und spielte mit seinem Becher. Er schien sich etwas dafür

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