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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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sagte nichts mehr, sondern säuberte den Schnitt, als wollte er sehen, wieviel Schmerzen er mir zufügen konnte, und benutzte die übelriechende Flüssigkeit anschließend, um das Blut zu entfernen, das an meinem Bein getrocknet war. Schließlich versicherte er mir, der Schnitt benötige nicht mehr als ein bißchen Salbe und einen Verband und erteilte mir Anweisungen, wie ich ihn während der nächsten paar Tage behandeln sollte. Damit zog er meinen Kimono herunter und legte seine Brille ab, als würde sie zerbrechen, wenn er sie ein wenig zu hart anfaßte.
    »Es tut mir sehr leid, daß du einen so schönen Kimono ruiniert hast«, sagte er. »Aber es freut mich sehr, dich kennengelernt zu haben. Wie Mameha-san weiß, bin ich immer an neuen Gesichtern interessiert.«
    »Oh, aber nein! Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Doktor!« entgegnete ich.
    »Vielleicht werde ich dich bald einmal abends im Ichiriki-Teehaus sehen.«
    »Ehrlich gesagt, Doktor«, wandte Mameha ein, »ist Sayuri so eine Art… Sonderfall, wie Sie sich sicher vorstellen können. Sie hat schon jetzt mehr Bewunderer, als sie bewältigen kann, deswegen habe ich sie so weit wie möglich vom Ichiriki ferngehalten. Könnten wir Sie statt dessen vielleicht im Shirae-Teehaus besuchen?«
    »Gewiß. Das würde ich selbst auch bevorzugen«, antwortete Dr. Krebs. Dann wiederholte er das Brillenritual in umgekehrter Reihenfolge, damit er in einem Büchlein blättern konnte, das er aus seiner Tasche zog. »Ich werde… laß mich nachschauen…übermorgen abend dort sein. Und hoffe sehr, euch dort zu sehen.«
    Mameha versicherte ihm, daß wir vorbeikommen würden; dann gingen wir.
    In der Rikscha auf dem Rückweg nach Gion lobte mich Mameha, daß ich mich gut gehalten hätte.
    »Aber Mameha-san, ich habe doch gar nichts getan!«
    »Nein? Wie erklärst du dir dann das, was wir auf der Stirn des Doktors gesehen haben?«
    »Ich habe nichts gesehen, nur den Holztisch direkt vor meiner Nase.«
    »Dann will ich dir sagen, während der Doktor dir das Blut vom Bein gewischt hat, war seine Stirn so schweißbedeckt, als steckten wir mitten in einem heißen Sommer. Dabei war es noch nicht mal richtig warm im Zimmer, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Na also!« sagte Mameha.
    Ehrlich gesagt, ich wußte weder, wovon sie sprach, noch welches Ziel sie damit verfolgte, daß sie mich mit dem Doktor bekannt gemacht hatte. Aber fragen konnte ich sie nicht gut, denn schließlich hatte sie mich deutlich wissen lassen, daß sie mich nicht über ihre Pläne aufzuklären gedachte. Dann, als der Rikschakuli uns gerade wieder über die Brücke nach Gion hineinzog, unterbrach sich Mameha mitten im Satz.
    »Weißt du, deine Augen sind wirklich ganz außergewöhnlich schön in diesem Kimono, Sayuri. Dieses Scharlachrot und das Gelb… sie lassen deine Augen fast silbern wirken! O Himmel, es ist unglaublich, daß mir das nicht früher eingefallen ist. Fahrer!« rief sie laut. »Wir sind zu weit gefahren. Halten Sie bitte hier.«
    »Sie haben mir gesagt, Gion Tominaga-cho, Herrin. Ich kann die Stangen nicht mitten auf einer Brücke ablegen.«
    »Sie lassen uns entweder hier aussteigen, oder Sie fahren bis ans Ende der Brücke und kehren dann wieder um. Darin sehe ich, offen gestanden, allerdings nicht viel Sinn.«
    Der Kuli legte die Stangen dort ab, wo wir uns befanden, und Mameha und ich stiegen aus. Mehrere Radfahrer klingelten uns im Vorbeifahren wütend an, aber Mameha schien das nicht im geringsten zu kümmern. Sie war sich ihres Platzes in der Welt so sicher, daß sie sich nicht vorstellen konnte, jemand könne ihr eine Kleinigkeit wie Verkehrsbehinderung übelnehmen. Sie ließ sich Zeit und nahm eine Münze nach der anderen aus ihrer Seidenbörse, bis sie den genauen Fahrpreis entrichtet hatte, und führte mich dann über die Brücke wieder in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren.
    »Wir gehen zu Uchida Kosaburo ins Atelier«, verkündete sie. »Er ist ein wunderbarer Künstler und wird sich bestimmt sofort in deine Augen verlieben. Manchmal ist er ein wenig… zerstreut, könnte man sagen. Und sein Atelier ist ein einziges Chaos. Es kann eine Weile dauern, bis er deine Augen bemerkt, aber halte sie einfach so auf ihn gerichtet, daß er sie jederzeit sehen kann.«
    Ich folgte Mameha durch Nebenstraßen, bis wir in eine kleine Gasse kamen, an deren Ende ein kleines grellrotes Shinto-Tor zwischen zwei Häusern eingezwängt stand. Hinter dem Tor gelangten wir zwischen

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