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Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
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Geisha erhalten – ich werde dir nicht verraten, wie sie heißt… aber stell dir mal vor, sie hat gefragt, ob ich ihr eine Arbeit bei Iwamura Electric besorgen könnte!«
    »Und was haben Sie geantwortet, wenn ich fragen darf?«
    »Daß ich für niemanden eine Arbeit habe, sogar kaum noch für mich selbst. Und auch der Direktor wird möglicherweise bald arbeitslos sein und im Gefängnis landen, wenn er nicht endlich anfängt, die Befehle der Regierung zu befolgen. Er hat sie überzeugt, daß wir keine Möglichkeit haben, Bajonette und Granathülsen herzustellen, aber jetzt wollen sie sogar, daß wir Jagdflugzeuge entwerfen und bauen! Also wirklich! Manchmal frage ich mich, was sich diese Leute eigentlich denken!«
    »Nobu-san sollte nicht so laut sprechen!«
    »Wer soll mich hier schon hören? Dein General etwa?«
    »Da wir gerade vom General sprechen«, sagte ich. »Heute bin ich zu ihm gegangen und habe ihn um Hilfe gebeten.«
    »Du kannst von Glück sagen, daß er noch am Leben ist und dich empfangen kann.«
    »War er denn krank?«
    »Krank nicht. Aber er wird es schon schaffen, daß er sich eines Tages umbringt. Falls er überhaupt den Mut dazu aufbringt.«
    »Bitte, Nobu-san!«
    »Er hat dir nicht geholfen, stimmt’s?«
    »Nein. Er sagte, den geringen Einfluß, über den er verfüge, habe er bereits verbraucht.«
    »Dazu war sicher nicht viel nötig. Warum hat er diesen geringen Einfluß denn nicht für dich genutzt?«
    »Ich habe ihn über ein Jahr nicht mehr gesehen…«
    »Mich hast du seit über vier Jahren nicht mehr gesehen. Ich aber habe meinen besten Einfluß für dich genutzt. Warum bist du nicht schon früher zu mir gekommen?«
    »Aber ich habe doch all die Jahre gedacht, daß Sie mir böse sind! Sehen Sie sich doch an, Nobu-san! Wie hätte ich zu Ihnen kommen können?«
    »Wie denn nicht? Ich kann dich vor den Fabriken bewahren. Ich habe Zugang zu einem perfekten Zufluchtsort. Und glaube mir, er ist genauso perfekt wie ein warmes Nest für einen Vogel. Du bist die einzige, der ich ihn geben möchte, Sayuri. Und auch dir werde ich ihn nicht geben, wenn du dich nicht hier vor mir auf dem Boden verneigst und zugibst, wie sehr du dich vor vier Jahren geirrt hast. Du hast ganz recht, ich bin dir böse! Kann sein, daß wir beide, bevor wir uns wiedersehen können, tot sind. Durchaus möglich, daß ich die einzige Chance verloren habe, die ich hatte. Und nicht nur, daß du mich zurückgestoßen hast, du hast auch die besten Jahres deines Lebens auf einen Dummkopf verschwendet, auf einen Mann, der nicht bezahlen will, was er seinem Vaterland schuldet – und dir erst recht nicht. Er lebt weiter, als hätte er nichts Unrechtes getan!«
    Sie können sich vorstellen, wie mir inzwischen zumute war, denn Nobu war ein Mann, der seine Worte wie Steine zu schleudern wußte. Es waren nicht nur die Worte selbst, auch nicht ihre Bedeutung, sondern es war die Art, wie er sie aussprach. Anfangs war ich fest entschlossen gewesen, keine einzige Träne zu vergießen, ganz gleich, was er sagte, bald aber kam es mir in den Sinn, daß Weinen genau das war, was Nobu von mir erwartete. Und es erschien mir so leicht, als ließe ich ein Blatt Papier aus den Fingern fallen. Jede Träne, die über meine Wangen rollte, vergoß ich aus einem anderen Grund. Es gab soviel zu betrauern! Ich weinte um Nobu, aber genauso um mich selbst, ich weinte über die Frage, was aus uns allen werden würde. Ich weinte sogar um General Tottori und um Korin, die vom Leben in der Fabrik so grau und hohlwangig geworden war. Und dann tat ich, was Nobu von mir verlangte: Ich rutschte ein Stückchen vom Tisch zurück und verneigte mich bis zum Boden.
    »Verzeihen Sie mir meine Dummheit«, flehte ich.
    »Ach komm, steh auf! Es genügt, wenn du mir versprichst, einen solchen Fehler nicht noch mal zu machen.«
    »Das werde ich nicht.«
    »Jeder Moment, den du mit diesem Mann verbracht hast, war verschwendet! Und genau das habe ich dir vorausgesagt, nicht wahr? Vielleicht hast du inzwischen dazugelernt, damit du in Zukunft deinem Schicksal folgst.«
    »Ich werde meinem Schicksal folgen, Nobu-san. Es gibt nichts, was ich mir vom Leben inniger wünsche.«
    »Freut mich, das zu hören. Und wohin wird dich dein Schicksal führen?«
    »Zu dem Mann, der Iwamura Electric leitet«, antwortete ich. Dabei dachte ich natürlich an den Direktor.
    »So ist es«, sagte Nobu. »Und nun wollen wir unser Bier trinken.«
    Ich befeuchtete mir nur die Lippen, denn ich war viel

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