Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Geisha - Memoirs of a Geisha

Titel: Die Geisha - Memoirs of a Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Golden
Vom Netzwerk:
hatte. Und da, allein am Tisch, mit einem Glas Bier vor sich, saß Nobu.
    Bevor ich mich verneigen oder ein Wort sprechen konnte, sagte er: »Du enttäuschst mich, Sayuri-san.«
    »Du meine Güte! Seit vier Jahren hatte ich nicht mehr die Ehre Ihrer Gesellschaft, Nobu-san, und kaum bin ich hier, da habe ich Sie auch schon enttäuscht. Was hätte ich denn in der kurzen Zeit tun können?«
    »Ich habe mit mir selbst gewettet, daß dir der Mund offenstehen bleibt, wenn du mich siehst.«
    »Ehrlich gesagt, ich bin zu perplex, um mich auch nur zu rühren!«
    »Dann komm herein, damit die Dienerin die Tür schließen kann. Aber sag ihr vorher noch, daß sie ein zweites Glas und noch ein Bier bringen soll. Es gibt etwas, worauf wir beide trinken müssen.«
    Ich gehorchte und kniete mich dann so ans Ende des Tisches, daß eine Ecke der Tischplatte zwischen uns lag. Ich spürte Nobus Blicke auf meinem Gesicht fast so, als berührte er mich tatsächlich. Ich errötete, wie man wohl im warmen Schein der Sonne errötet, denn ich hatte vergessen, wie schmeichelhaft es war, bewundert zu werden.
    »Ich sehe Konturen in deinem Gesicht, die ich nie zuvor bemerkt habe«, stellte er fest. »Sag nur nicht, daß du genauso hungern mußt wie alle anderen. So etwas hätte ich nie von dir erwartet.«
    »Nobu-san sieht selbst ein bißchen schmaler aus.«
    »Ich habe genug zu essen, leider nur keine Zeit dazu.«
    »Wenigstens freut es mich, daß Sie so vielbeschäftigt sind.«
    »Das ist das Merkwürdigste, was ich jemals gehört habe. Wenn du einen Mann siehst, der nur überlebt, indem er den Kugeln ausweicht, freust du dich für ihn, daß er etwas hat, womit er sich die Zeit vertreibt?«
    »Nobu-san will doch hoffentlich nicht sagen, daß er tatsächlich um sein Leben fürchtet…«
    »Es gibt keinen, der mich ermorden will, wenn du das meinst. Aber wenn Iwamura Electric mein Leben ist, dann fürchte ich tatsächlich darum. Und nun beantworte mir eine Frage: Was ist aus deinem danna geworden?«
    »Dem General geht es vermutlich genauso wie uns allen. Sehr freundlich von Ihnen, danach zu fragen.«
    »Oh, freundlich war das keineswegs gemeint.«
    »Nur sehr wenige Menschen wünschen ihm heutzutage Gutes. Aber um das Thema zu wechseln, Nobu-san – muß ich annehmen, daß Sie Abend für Abend hierher ins Ichiriki gekommen sind, sich aber vor mir versteckt haben, indem Sie diesen seltsamen Raum im ersten Stock benutzten?«
    »Es ist wirklich ein seltsamer Raum, was? Ich glaube, es ist der einzige hier ohne Blick auf einen Garten. Wenn du den Papierschirm wegschiebst, siehst du die Straße.«
    »Nobu-san scheint das Zimmer gut zu kennen.«
    »Eigentlich nicht. Ich benutze es zum erstenmal.«
    Als er das sagte, verzog ich das Gesicht, um ihm zu zeigen, daß ich ihm nicht glaubte.
    »Du kannst denken, was du willst, Sayuri, aber es stimmt: Ich bin noch nie zuvor in diesem Zimmer gewesen. Ich glaube, es ist ein Schlafzimmer, falls die Herrin Übernachtungsgäste hat. Als ich ihr erklärte, warum ich gekommen bin, war sie so freundlich, es mir für heute abend zu überlassen.«
    »Wie geheimnisvoll… Sie sind also zu einem bestimmten Zweck hergekommen. Werde ich erfahren, was dieser Zweck ist?«
    »Ich höre, daß die Dienerin mit unserem Bier heraufkommt«, sagte Nobu. »Sobald sie wieder gegangen ist, wirst du es erfahren.«
    Die Tür wurde aufgeschoben, und die Dienerin stellte das Bier auf den Tisch. Bier war zu jener Zeit ein seltener Genuß, deswegen war es äußerst befriedigend mit anzusehen, wie die goldene Flüssigkeit im Glas emporstieg. Nachdem die Dienerin wieder hinausgegangen war, hoben wir die Gläser, und Nobu sagte:
    »Ich bin gekommen, um auf deinen danna zu trinken!«
    Als ich das hörte, setzte ich mein Bierglas ab. »Ich muß schon sagen, Nobu-san, es gibt nur wenige Dinge, über die man sich freuen kann. Aber es würde mich Wochen kosten, mir auch nur annähernd vorzustellen, warum Sie auf meinen danna trinken wollten.«
    »Ich hätte mich deutlicher ausdrücken sollen. Ich trinke auf die Torheit deines danna! Vor vier Jahren habe ich dir erklärt, er sei ein unwürdiger Mann, und ich hatte recht. Stimmt’s?«
    »Ehrlich gesagt… er ist nicht mehr mein danna.«
    »Genau das meine ich! Und selbst wenn er es noch wäre, er könnte überhaupt nichts für dich tun, nicht wahr? Ich weiß, daß Gion geschlossen werden soll und daß alle in panischer Angst leben. Ich habe heute in meinem Büro einen Anruf von einer bestimmten

Weitere Kostenlose Bücher