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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Und unglaublich attraktiv, obwohl sie über siebzig sein mußte. In ihren rehbraunen Hosen und einem Twinset von gleicher Farbe erinnerte sie mich wieder an einen Filmstar, der in vielen Filmen der vierziger Jahre die eigensinnigen weiblichen Hauptfiguren gespielt hatte und nun mit demselben Flair und derselben Noblesse alt wurde. Kein Wunder, daß Harry aus Zimmer drei nichts dagegen hatte, wenn sie ihm seine Zigaretten stibitzte.
    »Es ist nur die eine am Tag«, versicherte sie mir mit einem freundschaftlichen Lächeln. »Ich habe schon immer gern eine zum Kaffee geraucht. Ist Ihnen der lösliche recht?«
    »Natürlich, danke.« Zum Beweis nahm ich einen Schluck von dem dampfenden, süßen Nescafé. »Möchten Sie denn, daß ich die Alben wieder mit nach Rosehill nehme?«
    »Aber nein. Ich werde schon einen Platz für sie finden. Ich habe einen Toilettentisch in meinem Zimmer und eine kleine abschließbare Vitrine. Irgendwo bringe ich sie schon unter.« Sie strich liebevoll über einen der abgestoßenen Einbände. »Verrückt, worum wir uns Sorgen machen, nicht wahr? Mein Cottage ist bis zum Dach vollgestopft mit Dingen, und ich habe Angst, daß jemand einbricht und ausgerechnet meine alten Schnappschüsse stiehlt.«
    Ich erwiderte, daß ich ihre Sorge überhaupt nicht merkwürdig fände. »Schließlich kann man alte Fotos meistens nicht ersetzen. Und es sind Erinnerungen mit ihnen verbunden. Es lohnt sich, sie aufzubewahren.«
    »Ja, es lohnt sich, sie aufzubewahren«, echote sie. Sie beugte sich auf dem Sofa vor, um die Asche von ihrer Zigarette abzustreifen, und warf mir einen verschwörerischen Blick zu.« Soll ich Ihnen zeigen, wie Peter aussah, als er noch ein junger Mann war?«
    Ich wußte, daß er schon immer gut ausgesehen haben mußte, das sah man auch jetzt noch, wo er in seinen Siebzigern war. Trotzdem war ich nicht auf den Anblick des jungen Peter Quinnell von Anfang Dreißig vorbereitet, der unbekümmert an einem Zaunpfahl lehnte, einen Cockerspaniel zu seinen Füßen.
    Seine Haare waren einmal hellblond gewesen, wie ich es vermutet hatte. Und er pflegte zu reiten, nach dem Foto zu urteilen, auf dem er einen dicken, handgestrickten Pullover über Reithosen und Stiefeln trug. Er lachte in die Kamera, und seine lange, schlanke Gestalt hob sich in lässiger Haltung vor dem Zauntor hinter ihm ab. Es war dieselbe träge, mühelose Pose, die er auch heute noch aus Gewohnheit einnahm, doch auf diesem Schnappschuß konnte man die brennende, ruhelose Energie dahinter erahnen, wie bei einem Löwen, der in gelassener, aber wachsamer Haltung über eine windgepeitschte Ebene blickt. Er schien beinahe den Rahmen des Fotos zu sprengen. Jeden Moment, dachte ich gespannt, wird er aus diesem Bild springen, lachend seine goldblonden Haare schütteln und uns alle in ein großartiges Abenteuer führen.
    »Er war ein verdammt hübscher Kerl«, sagte Nancy Fortune.
    »Ja, das war er.« Ich berührte eine Ecke des Fotos mit dem Finger, als ob ich ganz sichergehen wollte, daß es nicht lebendig war. Es hatte mich schon immer fasziniert herauszufinden, wie Leute, die ich nur als alte Menschen kannte, in jungen Jahren ausgesehen hatten.
    Als ich noch ganz klein war, hatten meine Eltern einmal aus irgendeinem Anlaß einen Maskenball veranstaltet. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als der Pirat, von dem ich sicher gewesen war, daß es sich um meinen Vater handelte, aus Versehen seine Maske fallen ließ und die Züge eines völlig Fremden darunter zum Vorschein kamen. Ich hatte das damals für Zauberei gehalten. Alte Fotos anzusehen war für mich so ähnlich. Eine Art Zauberei.
    Ich blätterte langsam um und sah Peter in Hockstellung auf einem Feld, wie er sich Notizen machte; Peter, wie er auf einer Trockenmauer saß; Peter, wie er auf einer Gartenbank schlief, den Hut über dem Gesicht, ein aufgeschlagenes Buch mit den Seiten nach unten auf seiner Brust. Nur gut, dachte ich, daß ich ihn erst als alten Mann kennengelernt hatte. Wenn ich damals für ihn gearbeitet hätte, als er so aussah wie auf diesen Fotos, hätte ich mich hoffnungslos in ihn verliebt.
    Ich fragte mich gerade, wie Davids Mutter es geschafft hatte, das zu vermeiden, als sie auf ein Foto zeigte und sagte: »Das bin ich«, und ich sah, daß sie es keineswegs vermieden hatte. Die lebenssprühende, dunkelhaarige Frau, die neben Peter in einem Garten vor einem großen Haus stand, sah ihn auf eine Weise an, die alles sagte. Das könnte ich sein , dachte ich

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