Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
leichte Röte auf meinen Wangen nicht bemerken würde, nickte ich scheinbar gleichgültig. »Er wird siebenunddreißig, stimmt’s?«
    »Stimmt. Nicht, daß man es ihm anmerkt.« Sie lächelte nachsichtig. »Er ist den ganzen Morgen so energiegeladen herumgesprungen wie ein Junge in Robbies Alter.«
    Woher er diese Energie schon wieder hatte, war mir schleierhaft. Ich selbst fühlte mich angenehm faul und träge und brauchte allein zwanzig Minuten, um mich anzuziehen und mir die Zähne zu putzen. Meine Finger waren so ungeschickt beim Haareflechten, daß ich es schließlich ganz aufgab. Der Wind griff nach meinen losen Strähnen, als ich nach draußen trat, und wehte sie mir peitschend ins Gesicht.
    Beinahe wäre ich mit Adrians rotem Jaguar zusammengestoßen, der in einem schrägen Winkel nur ein paar Schritte vom Haus entfernt geparkt war, den Schlüssel noch im Zündschloß. Adrian war seit unserer Nachtwache auf dem Feld immer äußerst sorgsam mit seinen Schlüsseln umgegangen, und seine Parktechnik war normalerweise auch besser, aber als ich ihn ein paar Minuten später in den Principia entdeckte, verstand ich den Grund für seine Nachlässigkeit. Er erinnerte mich an eine Bühnenleiche – totenbleich und theatralisch mit ausgestreckten Armen über den Schreibtisch drapiert.
    »Lange Nacht, was?« fragte ich.
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    »Was machst du dann schon hier?«
    Er hob den Kopf, stützte ihn mit einer Hand ab und öffnete halb ein Auge. »Heringskönigin.«
    »Wie bitte?«
    »Die verdammte Heringskönigin ist schuld«, erklärte er. »Menschenmassen, die sich unter meinem Fenster vorbeiwälzen. Ausgeschlossen, bei dem Radau zu schlafen.«
    Im Moment war niemand sonst zu sehen, also schenkte ich mir erst einmal einen Becher Kaffee ein und ließ mich auf meinem Stuhl nieder. »Wo sind die anderen?«
    Adrian zuckte die Achseln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber sie kommen bestimmt gleich wieder. Den ganzen Morgen geht das schon so – rein, raus, rein, raus –, jedesmal, wenn ich gerade wieder eingenickt bin.«
    »Sehr rücksichtslos von ihnen«, bedauerte ich ihn.
    Als er die Ironie in meiner Stimme hörte, öffnete Adrian beide Augen, um mich mißtrauisch zu betrachten. »Du siehst selbst etwas mitgenommen aus, meine Liebe.«
    »Tatsächlich?«
    »Mmm. Fast so mitgenommen wie unser Mister Fortune. Er ist …«
    »Adrian«, unterbrach ich ihn, »wie lange sitzt du schon hier?«
    Er sah auf seine Uhr. »Etwa anderthalb Stunden. Warum?«
    Stirnrunzelnd sah ich in meine Schreibtischschublade und schob einen Kugelschreiber beiseite, um das kleine Goldmedaillon in meiner Stiftablage besser betrachten zu können. Der Fortuna-Anhänger. »Du hast nicht zufällig mitbekommen, wer das hier hineingelegt hat?«
    Er blinzelte, als ich den Anhänger emporhielt. »Wart mal … es könnte dieser Römer-Typ gewesen sein. Ziemlich großer Kerl … ein bißchen durchsichtig allerdings …«
    »Hör auf.«
    Mein Ton ernüchterte ihn. »Darling, ich scherze nur.«
    »Tu’s nicht. Nicht darüber.«
    »Also gut, ich habe niemanden gesehen, der das in deinen Schreibtisch gelegt hat«, sagte er. »Aber das muß nichts heißen. Selbst ich habe Schwierigkeiten, mit geschlossenen Augen zu sehen – eine ganze Diebesbande hätte das Fundstückelager ausräumen können, ohne daß es mir aufgefallen wäre.«
    Es mußte eine meiner Studentinnen gewesen sein, sagte ich mir. Sie hatten beide einen Schlüssel zum Lagerraum. Es hätte natürlich auch Peter oder David gewesen sein können, aber weshalb …
    »Hier kommt der Wachhund«, verkündete Adrian. »Frag ihn doch.«
    Kip kam energiegeladen wie immer durch den offenen Türbogen hereingesprungen, jagte durch den Gang zwischen den Schreibtischen auf mich zu, begrüßte mich kurz und hüpfte dann zurück zu Wally und Peter, die ein Bündel Schlafsäcke hereinmanövrierten.
    »Du meine Güte«, sagte Peter, als er mich erblickte. »Sie gehören ins Bett, Verity.«
    Als ich ihn daran erinnerte, daß Jeannie mich auf seine eigene Anordnung hin geweckt hatte, tat Peter die Bemerkung auf seine charmant-widersprüchliche Art ab.
    »Ja, ich weiß«, sagte er geduldig, »aber da hatte ich Sie doch noch nicht gesehen , meine Liebe. Sie hätten wissen sollen, daß ich Sie wieder ins Bett schicken würde, sobald ich Ihrer ansichtig würde.«
    »Na, jetzt bin ich jedenfalls auf.« Ich lächelte zum Zeichen, daß ich ihm nicht böse war, und hielt den goldenen Anhänger in

Weitere Kostenlose Bücher