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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Stunde!«
    Ich konnte gerade noch sein Grinsen im Halbdunkeln erkennen. Dann umfaßte er mein Gesicht mit seinen Händen und küßte mich, und für lange Zeit versank alles andere um uns herum.

XXXIV
     
    Die Pferde weckten mich in der dunklen Stunde vor Morgengrauen. Ihr Schnauben und Stampfen donnerte an meinem Fenster vorbei und wurde von dem verlassenen Feld und dem Wind verschluckt, der in der Kastanie heulte wie ein an- und abschwellender Klagegesang.
    Ich erwachte mit einem Schaudern und zwang mich, die Augenlider zu öffnen, momentan verwirrt von dem warmen Gewicht um meine Taille und den ruhigen, tiefen Atemzügen neben mir auf dem Kissen. Dann fiel mir alles wieder ein.
    »David.«
    Er rührte sich bei dem geflüsterten Klang seines Namens und drückte sein Gesicht in meine Haare. »Mmm?«
    »Hast du das gehört?«
    Aber es war offensichtlich, daß er nichts gehört hatte. Im Halbschlaf zog er mich enger an sich, als wollte er mich mit dem Schild seines starken Körpers beschützen. »Was es auch ist«, murmelter er beruhigend, »es muß zuerst an mir vorbei. Schlaf weiter.«
    Ich schloß die Augen, legte meine Wange an seine Schulter und spürte, wie alle Angst aus mir herausströmte, während sein starker, regelmäßiger Herzschlag das Pfeifen des Windes übertönte.
    Es hätte eine Minute oder auch ein ganzes Leben vergangen sein können, als ich plötzlich Jeannies Stimme hörte, die meinen Namen rief. Sie klang sehr nah, dachte ich schläfrig. Gut, daß David die Tür verschlossen hatte, denn sonst …
    »Komm, Verity, Zeit aufzuwachen.« Jeannie rüttelte mich am Arm, und ich schlug schuldbewußt die Augen auf und sah mit verschwommenem Blick in ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf, jedoch weder schockiert noch tadelnd, und ging hinüber zum Fenster, um die Vorhänge aufzuziehen. »Meine Güte! Du schläfst ja wie eine Tote.«
    Das warme Gewicht auf meinem Bauch bewegte sich, und ich sah, daß es Murphy war, der sich gerade auf die Seite rollte und seine Klauen spielerisch an der Bettdecke wetzte. Er hatte sich von der Demütigung, letzte Nacht aus dem Zimmer geworfen worden zu sein, noch nicht wieder erholt und starrte mich mit eisiger Verachtung an. Neben mir war das Bett leer und kalt.
    »Es ist neun Uhr«, sagte Jeannie geschäftig. »Peter meinte, ich solle dich um neun wecken.«
    Ich schloß die Augen wieder und ließ meinen Kopf zurück ins Kissen fallen. »An einem Sonntag?«
    »Er wollte nicht, daß du all die Aufregung verpaßt.«
    »Sehr nett von ihm«, murmelte ich. Dann drangen ihre Worte vollständig in mein Bewußtsein. »Welche Aufregung?«
    »Schaust du denn nie die Nachrichten an?« fragte sie. »Sie haben gestern den ganzen Tag darüber berichtet – über den großen Sturm unten am Ärmelkanal.«
    »Ach ja, Brian hat gestern so etwas gesagt …« Ich versuchte angestrengt, mich an den genauen Wortlaut zu erinnern. »Ein Sturmtief, das aber nur dort sitzt und sich nicht bewegt, oder.«
    »Ja, nun, jetzt hat es sich bewegt. Hörst du nicht, wie der Wind sich verändert hat? Der Sturm wird gegen Mittag hier sein, denke ich.«
    »Der Sturm kommt hierher?« Ich riß die Augen weit auf und stützte mich auf die Ellbogen. »Mein Gott, die Ausgrabung … wir müssen die Gräben abdecken …«
    »Ist alles schon erledigt«, beruhigte sie mich. »David, Peter und Dad haben sich schon vor dem Frühstück darum gekümmert. Sie bringen die Studenten gerade in den Ställen unter, für den Fall, daß die Zelte dem Sturm nicht standhalten.«
    »Ist denn überhaupt genug Platz in den Ställen?«
    »Im Gemeinschaftsraum schon. Peter hätte sie natürlich in seinem eigenen Wohnzimmer untergebracht, aber David überzeugte ihn, daß das Blödsinn sei. Es ist ja nur für eine Nacht, und sie werden viel mehr Spaß haben, wenn wir alten Leute nicht um sie herum sind.«
    »Zweifellos.« Ich betrachtete die tanzenden Sonnenflecken auf den Wänden meines Zimmers und den Streifen blauen Himmels, der neben der Krone der Kastanie leuchtete. »Glaubst du, es wird ein schlimmer Sturm werden?«
    Jeannie nickte. »Brian hat das Boot heute morgen um halb drei zurückgebracht, und es gibt nicht viel, das meinen Brian vorsichtig werden läßt. Ach übrigens«, fiel ihr ein, als sie schon fast zur Tür hinaus war, »du weißt doch noch, daß Davy heute Geburtstag hat?«
    Als ob mich jemand daran erinnern müßte, dachte ich und streckte meine müden Glieder unter der Bettdecke. In der Hoffnung, daß Jeannie die

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