Die Geisterseherin (German Edition)
hin und her und setzte sich anschließend wieder.
„Was für ein harmloser Start...“ merkte Steve an.
„Dann mach es halt besser!“
Die Stäbchen wurden gemischt und jeder zog ein neues. Zu ihrer Erleichterung stand dieses Mal auf Mikoto's Stäbchen nur die Nummer 1.
Allerdings erhob sich Steve dieses Mal und zeigte das Königsstäbchen herum.
Er lächelte und irgendwie hatte Mikoto ein dummes Gefühl in der Magengegend.
„Nummer 3 muss mir eine Cola spendieren!“
„Hääh?“
Das war alles? Wieso hatte er dann so gegrinst... Moment, er hatte dieses Grinsen immer noch auf dem Gesicht. Warum also so etwas Harmloses?
„Ich bin die Nummer 3... schon wieder...“
Sayuri erhob sich erneut und verließ den Raum, kurz darauf kam sie mit einer Cola-Dose wieder, die sie aus einem Automaten gelassen hatte, der vor dem Ryokan stand.
Mikoto wandte sich zu Yuki, als Sayuri Steve die Cola wie ein Dienstmädchen in ein Glas goss und jeder neue Stäbchen zog. „Da haben wir ja Glück gehabt, Yuki. Dieses Königsspiel scheint mir wirklich harmlos zu werden.“
„Die Nacht ist noch jung, ah ich bin der König!“
Yuki erhob sich und blickte triumphierend in die Runde.
„Die Nummer 1 muss den König mit einer Salzstange füttern!“ Die Zeit verging und König folgte König. Mikoto entspannte sich und lachte viel über die teilweise wirklich dämlichen Befehle der einzelnen Könige. So musste einmal Steve eine Balletttänzerin mimen, woraufhin die anderen erst einmal eine Pause brauchten, weil sie vor Lachen nicht mehr weiterspielen konnten. Ein anderes Mal spielte Mikoto ein kleines Kätzchen und ließ sich von Sayuri hinter dem Ohr kraulen, eine Aktion, gegen die sie nicht einmal etwas einzuwenden hatte.
Und mit der Zeit steigerten sich die Jugendlichen unbewusst. Befehle, wie sie am Anfang stattgefunden hatten, tauchten mit fortgeschrittener Stunde immer seltener auf. Und außer Mikoto schien es niemand zu bemerken...
Die Macht des Königsspiels hatte sie alle unter ihrer Kontrolle. Jeder König wollte das Spiel weiter steigern, etwas ausgefalleneres befehlen, als der König davor! Eine endlose Spirale, die schließlich Befehle, wie den folgenden, hervor brachte:
„Die Nummer Zwei muss der Nummer Drei einen Kuss geben! Aber auf die Lippen!“
Sayuri rief als erste einen Kuss-Befehl aus.
„Ich bin die Nummer 2...“
Yuki hob die Hand, woraufhin Steve einen überraschten Schrei ausstieß.
„Okay, Leute.“, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. „Das reicht jetzt. Ich verweigere... tut mir leid, aber ich küsse keinen Jungen.“ „Nix da, Steve! Gedrückt wird sich nicht! Ich habe deine Befehle auch immer ausgeführt!“, warf Sayuri wütend ein.
„Aber...!“
Mikoto griff Steves linken Arm und Sayuri packte seinen rechten. „Tja, Steve... da hast du wohl Pech gehabt. Aber sieh es mal positiv... es ist ja nur Yuki.“
„Lasst mich los, verdammt noch mal. Ich will nicht!“
Aber es war zu spät... Yuki war bereits über Steve und drückte ohne zu zögern seine Lippen auf die von Steve. Für einen kleinen Moment war es im gesamten Zimmer still. Niemand rührte sich, keiner sagte ein Wort. Obwohl Mikoto geholfen hatte, Steve festzuhalten, so hatte sie doch nicht damit gerechnet, dass Yuki den Jungen einfach so und völlig ohne Widerworte küssen würde. Erst recht nicht auf den Mund... Als Yuki sich wieder von Steve löste, schien das Leben erneut Besitz von ihnen zu ergreifen. Steve strampelte wie verrückt und schüttelte erst Sayuri und dann Mikoto ab.
„Jetzt reicht es! Das gibt Rache!“, rief er wütend und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, während Yuki ohne einen weiteren Ton von sich zu geben sich wieder auf seinen Platz setzte. Steve zog das nächste Stäbchen und erwischte in seinem Glück natürlich das Königsstäbchen.
„Ha! Da habt ihr es! Jetzt kriege ich euch, passt nur auf!“ Er baute sich vor den anderen auf und schien kurz zu überlegen, dann fiel sein Blick hinaus aus dem Fenster und auf die dortige heiße Quelle, die zu dem Ryokan gehörte und vor allem im Winter eine große Einnahmequelle darstellte.
„Die Nummer, die ich jetzt nenne, muss in die heiße Quelle steigen. Aber nicht einfach nur in die Quelle... Jungs müssen sich in das Mädchenbad trauen und Mädchen in das Jungsbad!“
„Waaas? Das ist ja eklig!“
Sayuri schrie empört auf, verstummte aber sofort wieder, als ihr Steve einen bösen Blick zuwarf. Die heiße Quelle in diesem Ryokan war in zwei Bereiche
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