Die Geisterseherin (German Edition)
aber Schluss mit dem Geister-Geschwafel. Wenn wir morgen noch etwas vom Meer haben wollen, dann sollten wir uns langsam aber sicher schlafen legen.“
Mikoto nickte und die Gruppe beschloss den Tag ruhen zu lassen.
Die vier Futons lagen dicht an dicht, es war kaum Platz zwischen ihnen vorhanden und ein Schlafwandler hätte alle Mühe nicht über die im Raum verteilten Körper zu stolpern. Es war dunkel und nur der fahle Mond warf sein schwaches Licht durch das einzelne Fenster in den Raum. Die regelmäßigen Atemgeräusche der Jugendlichen lagen in der Luft.
Mikoto saß auf ihrem Futon und blickte über die drei anderen Futons hinweg. Sie war wach geworden, weil sich ihre Blase gemeldet hatte, aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie es riskieren sollte über all die anderen hinweg zu steigen. Ihre Uhr zeigte 4 Uhr nachts an, die paar Stunden würde sie auch noch aushalten… oder? „Naja… was soll’s.“
Vorsichtig stand sie auf und versuchte über die verteilten Körper hinweg zu steigen, ohne dabei auf irgendeine Hand oder einen Fuß zu treten. Als sie über den letzten Futon stieg, bemerkte sie, dass er leer war...
„Scheint so, als hätten wir noch jemanden mit einer schwachen Blase…“, murmelte sie leise und schob die Tür auf.
Draußen auf dem Gang brannte Licht, doch niemand war zu sehen. Die Lampe schwang leicht hin und her und zauberte ein einzigartiges Schattenspiel an die dünnen Wände der Schiebetüren, die links und rechts in die verschiedenen Zimmer führten. Das Zimmer, dass Mikoto und ihre Freunde beherbergte war am Ende des Ganges, das Zimmer, in dem die Erwachsenen schliefen lag direkt gegenüber. Q'nqüra hatte ein eigenes Zimmer gemietet, dass ein gutes Stück den Gang entlang lag.
Mit leisen Schritten schlich Mikoto durch den Gang zum Eingangsbereich, von dem aus man zu den Toiletten kam. Sie beeilte sich, weil sie noch immer ziemlich müde war und glaubte, dass sie wohl im Stehen einschlafen würde, wenn sie nicht bald wieder den Futon unter sich hatte.
Sie war bereits wieder auf dem Rückweg, als sie eine ihr bekannte Stimme vernahm. Für einen Moment stoppte sie ihre Schritte und lauschte angestrengt. Durch eine der Papiertüren klang leise die Stimme von Q'nqüra, jedoch konnte Mikoto nicht den Inhalt der Worte vernehmen. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend näherte sie sich dem Zimmer von Q'nqüra und legte ein Ohr an die dünne Schiebetür.
Die Stimmen klangen noch immer leicht gedämpft, dennoch relativ deutlich an ihr Ohr.
Anscheinend war Steve mit Q'nqüra in ein Gespräch vertieft… Mikoto fragte sich, worüber die beiden wohl redeten. Wenn sie darüber nachdachte, wie wenig Q'nqüra und Steve ihr am Anfang eigentlich gesagt hatten, dann war die Chance relativ groß, dass sie ihr noch mehr verheimlichten… Vielleicht war es eine gute Möglichkeit ein wenig mehr über die beiden zu erfahren, so dachte sie bei sich und schob ganz leise und behutsam die Schiebetür ein winziges Stück zurück, so dass sie mit einem Auge durch den dünnen Spalt in das Zimmer schauen konnte.
Q'nqüra als Herrin der Zeit wüsste mit Sicherheit, dass sie hier stand und lauschte und wenn sie das nicht wollen würde, dann würde sie ja jetzt etwas sagen, so beruhigte sie ihr schlechtes Gewissen. „Und das ist sicher?“
„Ja, ich habe sie nur kurz gesehen, bin mir jedoch trotzdem ziemlich sicher.“
Die beiden redeten anscheinend über eine dritte Person… „Steve, du musst dir da wirklich hundertprozentig sicher sein, wenn du so etwas behauptest. Rein theoretisch ist es nämlich absolut unmöglich, dass…“
„Ich habe sie gesehen, es ist mir egal, was theoretisch der Fall sein müsste… meine Augen belügen mich nicht und das weißt du. Komm schon, Herrin der Zeit... es hat Zeiten gegeben, da hättest du mir das sofort geglaubt.“
„Dann werde ich dir wohl vertrauen müssen, auch wenn es mir schwer fällt.“
„Kann ich verstehen... es bedeutet Game Over für uns...“ „Nein, Steve... nicht zwingend.“
Mikoto entfernte sich leise wieder. Eigentlich sollte sie die beiden ignorieren und ihren Urlaub genießen. Aber dennoch kreisten ihre Gedanken um das belauschte Gespräch, als sie schließlich in ihren Futon zurück kroch.
Über wen die beiden wohl geredet hatten?
Und warum... Game Over?
Ihr letzter Gedanke, bevor sie einschlief und in das Reich der Träume abdriftete, war, dass sie die beiden morgen einfach ignorieren sollte. Es war ihr Urlaub, einfach
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