Die Geisterseherin (German Edition)
unterteilt, ein Bereich für Männer und einer für Frauen. Dazwischen befand sich eine hohe Wand aus Bambus. Um diese Jahres- und Uhrzeit war die Quelle leer, von daher war der Befehl nur halb so wild, wie er sich anhörte.
„Und die Nummer ist... die Nummer 3!“
Für einen Moment war es still und Mikoto checkte noch einmal ihre Nummer, weil sich niemand meldete. Nein, sie hatte die Nummer 1, es musste entweder Sayuri oder Yuki sein...
„Manno, das ist unfair...“
Yuki erhob sich.
„Wieso immer ich... naja, egal. Ich geh ins Frauenbad...“ Er drehte sich herum und stapfte davon.
„Wie... Warum muss ich so ein Pech haben...“, stammelte Steve und schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf.
„Ausgerechnet Yuki, bei dem macht das doch gar keinen Sinn...“ Mikoto lachte laut auf, Steve hatte Recht. Yuki würde einfach in Megumi's Rolle schlüpfen, kurz in das Bad hineingehen und nach ein paar Minuten wieder herauskommen. Bei allen anderen gab es eine Chance, dass sie sich auf die Knochen blamierten – außer bei Yuki. Und es geschah genau so, wie Mikoto sich es gedacht hatte... nach ein paar Minuten kam Yuki als Megumi wieder – mit tropfendem Haar und leicht feuchten Sachen.
„War niemand drin, falls es jemanden interessiert...“, sagte er und setzte sich dann wieder, woraufhin sich Mikoto erhob und die Stäbchen einsammelte.
„Wir sollten langsam aufhören, es ist richtig spät geworden.“ Sayuri verzog das Gesicht, man sah deutlich, dass sie nicht schlafen gehen wollte – aber noch deutlicher sah man, dass sie bereits sehr müde war.
„Eine letzte Runde noch, okay?“, bettelte sie und Mikoto gab nach. „Okay, eine letzte Runde.“
Ein allerletztes Mal wurden die Stäbchen gemischt und jeder zog eines. Mikoto atmete erleichtert auf, sie war nicht der König. Ihr Stäbchen zeigte die Nummer 1. Auch Steve schien nicht den König gezogen zu haben, wenn sie seinen Gesichtsausdruck richtig deutete. „Ha! Das letzte wird eine Bombe!“
Sayuri sprang auf und hielt ihr Königsstäbchen triumphierend in die Luft.
Ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht.
„Hey, Sayuri... keine perversen Sachen. Lass es ausklingen...“ Sayuri grinste noch immer.
„Oh, keine Angst... ich habe da eine ganz besondere Idee und alle können dabei ihre Klamotten anbehalten... etwas, passend zur Uhrzeit...“
Mikoto atmete noch einmal erleichtert auf.
„Also... was muss wer tun?“
Als Sayuri ihren Befehl aussprach fiel ein Stein von Mikoto's Herzen, denn der Befehl war wirklich leicht auszuführen.
„Die Nummer 1 und die Nummer 2 müssen in einer Seance einen Geist befragen!“
Die Nummer 1 war sie... und die Nummer 3 war Steve. Jetzt saßen die beiden sich an einem Tisch gegenüber, ihre Hände in seinen Händen. „Ich halte das für keine gute Idee, Mikoto...“, murmelte Steve kopfschüttelnd.
„Ach, sei kein Spielverderber Steve. Was soll schon passieren?“ Mikoto schloss die Augen und begann symbolisch einen Geist zu rufen. Natürlich antwortete ihr niemand, so etwas war ja auch nicht für die Kontaktaufnahme mit echten Geistern geschaffen und außerdem hatte sie den gesamten Tag noch nicht einen einzigen Geist gesehen. Warum also sollte gerade jetzt einer auftauchen? „Hört mich ihr Geister, folgt meinem Ruf...“
Steve stimmte etwas zögernd mit ein.
„Wir rufen euch, Geister der Toten. Gebt uns ein Zeichen.“ Natürlich geschah nichts. Yuki hatte extra mehrere Kerzen aufgestellt, damit es wenigstens ein wenig schummrige, gruselige Atmosphäre gab, doch anstatt zu flackern erleuchteten sie den Raum nur mit ihrem warmen Licht.
„Gib uns ein Zeichen, wenn du hier bist…“
„Buuh!“
Mikoto fiel vor Schreck rücklings um, als Sayuri ihr das unerwartet in Ohr flüsterte. Ihre Hände lösten sich aus denen von Steve und ihr Kopf knallte hart auf die Tatami.
„Aua…“
Sie rappelte sich hastig wieder auf und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf, bevor sie einen bösen Blick zu Sayuri warf, die sich vor Lachen am Boden kugelte.
„Das war ein doofes Ende für unser Königsspiel…“ maulte sie. „Es ist ja nicht so, als würden Geister von so etwas wirklich angezogen werden, nicht? Hab ich nicht Recht, Mikoto?“ Yuki klang etwas unsicher… nun, er wusste ja, dass Geister wirklich existierten. Die Möglichkeit bestand also durchaus…
„Nein, das ist alles Humbug.“
Steve packte die Sachen zusammen und schob den Tisch an den Rand des Zimmers, damit sie genug Platz für die Futons hatten. „Jetzt ist
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