Die Geisterseherin (German Edition)
anstrengt...“
„Sie ist schon länger nicht mehr gefahren, Mikoto. Und dann gleich eine solche Strecke. Mich wundert es jedenfalls nicht.“
„Naja, mit meinem alten Roller habe ich nichts bemerkt.“ „Damit bist du ja auch nur zur Schule und zurück gefahren, das ist ein kleiner Unterschied. Nun, wie dem auch sei. Ich mache mich dann auch mal langsam auf den Weg.“
Ihr Vater streckte sich genüsslich.
„Dass du nicht müde bist, das verwundert mich nicht, Mikoto. Du hast ja auch den halben Tag verschlafen.“
„Tut mir leid, mich hat es wohl einfach entschärft.“
„Hey, da musst du dich doch nicht dafür entschuldigen, Mikoto. Es ist Wochenende, warum also solltest du nicht mal ausgiebig schlafen können?“
„Morgen bin ich aber mehr schwimmen.“
Sie nickte sich selbst zu, schließlich wollte sie die Zeit am Meer auch ausgiebig genießen. Sie hatte heute so viele Dinge nicht getan, die zu einem Sommerausflug zum Strand einfach dazugehörten. Kalten Ramen essen, Volleyball spielen, eine Melone aufschlagen... „Ah, können wir morgen eine Melone kaufen?“
„Sicher, warum nicht?“
Ihr Vater wünschte ihr eine gute Nacht und verschwand dann gähnend.
Yuki hatte inzwischen passende Stäbchen organisiert, jetzt schrieb er auf Papierstreifen die Zahlen 1-3 und König und klebte sie mit Klebeband um die Stäbchen herum.
„Mehr Leute wären echt nett gewesen...“ Das murmelte er dabei leise vor sich hin.
„Dabei sind wir schon mehr, als geplant. Immerhin ist Steve ja dabei.“ „Stimmt schon.“
„Und du zählst ja eh doppelt, nicht wahr... Yuki Megumi Yutaka?“ Er verzog das Gesicht.
„Sehr witzig.“
„Aber heute ging es doch, oder?“
Mikoto setzte sich neben Yuki auf die Couch, die im Eingangsbereich stand. Sie hatten eh noch auf Sayuri und Steve zu warten. „Naja, die meiste Zeit über. Während du selig vor dich hin geschlafen hast, hat meine Mutter zwei Mal verrückt gespielt.“
„Das ist aber noch relativ wenig, oder?“
„Naja, im Prinzip schon. Es wäre dennoch schön gewesen, wenn dein Vater sie komplett hätte ablenken können, aber eigentlich sollte ich mich nicht beschweren. Mich nervte nur, dass sie ihren zweiten Tick bekam, als ich mich gerade fertig umgezogen hatte. So etwas nervt... zumal ich eh schon der Vorletzte von uns war.“
„Für diesen Abend kannst du aber Yuki bleiben. Deine Mutter schläft und mit ihr auch deine tote Zwillingsschwester Megumi.“ Yuki hatte die Stäbchen fertig beklebt und prüfte jetzt, ob man auch nicht erraten konnte, welches der Stäbchen das Königsstäbchen war. „Es macht mir nichts aus meine Zwillingsschwester zu spielen, das weißt du doch, Mikoto. Mich nervt ja nur dieses ständige Hin- und Hergeschwanke meiner Mutter. Ich hoffe wirklich, dass es bald besser wird und sie sich wenigstens am Tag für einen von beiden Zwillingen entscheidet, dann wäre mir auch egal, welcher es ist.“
„Du musst Geduld haben, ich bin mir sicher, dass sie irgendwann verstehen wird, dass ihr eines Kind nie wieder zurückkommen wird...“ „Darauf wird Yuki lange warten müssen.“
Steve setzte sich neben die beiden, in der Hand einen Schlüssel, der vermutlich der Zimmerschlüssel war.
„Ja, mach ihm halt noch mehr Hoffnungen, Steve.“
„Ich bin nur Realist, das ist alles. Jetzt, wo der Geist von Megumi weg ist, wird sich das Empfinden von Yuki's Mutter langsam ändern. Aber das wird dauern, sehr lange dauern. Der Fakt, dass ihre Tochter einfach so tot umgefallen war, wird sie noch über Jahre hinweg verdrängen. Darum habe ich auch nie etwas gegen Megumi unternommen. Sie schadete ihm nicht und hielt seine Mutter stabil... aber du musstest ja unbedingt eingreifen.“
„Und das keine Sekunde zu spät, werter Kollege. Megumi war schon längst auf Stufe 3 angelangt!“, antwortete Mikoto schnippisch. „Megumi war ein Einzelfall. Jetzt hilft Yuki jedenfalls nur noch der Auszug, in meinen Augen.“
Als Yuki das hörte schüttelte er vehement den Kopf.
„Nein, ich kann nicht ausziehen... dafür fehlt mir das Geld.“ „Das Geld... oder der Mut?“
„Also ich halte den Auszug für keine so schlechte Idee, Steve. Aber im Moment ist das einfach aus der Luft gegriffen. Schließlich hat Yuki noch keinen Abschluss. Über so etwas kann er sich Gedanken machen, wenn er mit der Schule fertig ist und Geld verdient.“, versuchte Mikoto ein wenig in der Sache zu vermitteln.
„Ist schon gut, Mikoto. Steve will mir ja nur helfen.“
Sie seufzte und zog es vor jetzt
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