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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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geschah. Ihr Schwert materialisierte sich nicht in ihrer Hand, wie es dies bereits unzählige Male getan hatte.
Es schien so, als würde sie auch die Magie der Herrin der Zeit im Stich lassen...
„Und? Hast du dein Schwert schon?“
Yujiro lächelte etwas gequält, als Mikoto es erneut probierte. Und daraufhin wieder. Immer und immer wieder beschwor sie ihr Schwert, doch es blieb in ihrem Zimmer, als wäre es dort fest angekettet worden...
„Sieh es doch endlich ein, meine Tochter. Das Leben besteht nun einmal nur aus der stinknormalen Normalität. Geister, Dämonen, Götter, Magie... es existiert alles nicht! Das größte Abenteuer des Lebens ist kein Kampf gegen Geister, sondern der Kampf um die Liebe.“
Aber Mikoto war noch nicht am Ende. Sie hatte noch immer die Tatsache im Raum stehen, dass sie das Essen niemals hätte kochen können.
„Okay... der Zauber will nicht... vielen Dank auch, Q'nqüra. Aber trotz allem...“
Sie zeigte auf das Essen, das noch immer im Topf brodelte. „Wie erklärst du dir dann, dass hier ein komplettes Abendessen auf dem Herd steht, wenn ich nur fünf Minuten vor dir hierher gekommen bin!? Und das... das kannst du überall nachprüfen. Meine Klassenlehrerin, das Sekretariat, meine Mitschüler... Sie alle werden dir bestätigen können, dass ich heute bis zum Ende in der Schule war und auch keine Stunde ausgefallen ist!“
Doch ihr Vater seufzte nur und blickte kurz in den Topf.
„Du hast dir die Mühe gemacht, Essen zu bestellen und es in die Töpfe zu kippen...? Das ist natürlich... eine übernatürliche Leistung. Dafür würde ich bestimmt ganze sechs Minuten brauchen.“ Mikoto hatte inzwischen mehr als nur einen Kloß im Hals, zu behaupten, dass sie auf 180 war, wäre noch untertrieben. Wenn es nach ihr gehen würde, dann würde sie ihrem Vater jetzt gerne eine knallen und anschließend ein paar uneinsichtige Stufe 3-Geister mit ihrem Schwert in millionenkleine Stücke hacken! Wobei... Anders herum war es ihr in diesem Moment genauso recht.
„Weißt du was...?“, knurrte sie leise. „Du kannst mich mal kreuzweise!“
Sie warf ihrem Vater das an den Kopf, nicht mehr wissend, was sie noch sagen sollte und lief eilig in ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und schloss sie in der gleichen Bewegung noch ab. Sie wusste, wenn sie auch nur einen weiteren Moment mit ihrem Vater streiten würde, dann würde sie sich gar nicht mehr beherrschen können. Sie war niemand, der Ausdrücke oft benutzte... aber sie wusste einfach nicht mehr, was sie sagen sollte... sie musste ihrer Wut irgendwie freien Lauf lassen, auch wenn sie wusste, dass es nichts brachte.
Wütend auf sich und die Welt griff sie nach dem Schwert, das an ihrer Wand hing und schwang es mit voller Wucht über den Kopf. Einmal, zweimal... doch selbst das schien sie nicht zu beruhigen. Wenigstens versuchte ihr Vater nicht, die Tür zu öffnen, sondern ließ sie in Ruhe. Vermutlich setzte er sich gerade daran, den nächsten Umzug zu planen, da er einfach nicht begriff, dass dies nie etwas ändern würde. Erneut stieg die Wut in Mikoto auf.
Und alle hatten sie im Stich gelassen... ihre verdammte Mutter hatte nichts getan, dabei hatte sich Mikoto so angestrengt, um sie aus Momonari's Klauen zu befreien und Q'nqüra hatte sogar ihr Amulett deaktiviert, diese verdammte Verräterin... Vermutlich war sie sauer, weil Mikoto ihren Hausarrest ernst genommen und sich geweigert hatte, Steve heute Abend zu helfen. Deswegen stand sie nun wie eine Irre da. Es war eigentlich schon fast ein Wunder, dass ihr Vater nie versuchte, sie in ein Irrenhaus zu stecken. Mit einem hellblauen Plüschhasen und einem weißen, nach hinten offenem Krankenhausnachthemd gab sie sicherlich, zusammen mit ihren Geistergeschichten, eine prima Vorzeige-Irre ab...
Ihr Schwert traf mit voller Wucht ihren Schreibtisch und hinterließ eine hässliche Kerbe in dem Holz. Für mehr war das Zierschwert, dass nur auf den Kampf gegen Geister ausgelegt war, viel zu schwach. „Mikoto, Schatz...“
Ihre Mutter steckte den Kopf durch die verschlossene Tür, die überhaupt kein Problem für sie darstellte und Mikoto schlug in ihre Richtung.
Sie traf nicht, aber sie bewirkte, dass sich ihre Mutter erschrocken zurück zog. Auf sie konnte Mikoto gerade verzichten. Sie wollte niemanden um sich herum haben.
Weder ihren Vater, noch ihre Mutter... und erst recht nicht diese verdammte Herrin der Zeit.
Mikoto verließ, nach ihrem Streit mit ihrem Vater, ihr Zimmer nicht mehr.

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