Die Geisterseherin (German Edition)
den Kopf, während er einmal kräftig durchatmete.
„Ich wollte Ihnen nur sagen, dass meine Tochter Ihre Sitzungen fortan nicht mehr aufsuchen wird und wir uns einen anderen Psychiater suchen werden. Um ehrlich zu sein, bin ich ausgesprochen enttäuscht von Ihrer Arbeit. Sie wurden mir empfohlen, man behauptete, dass Sie eine der Besten seien...“
Er stockte für einen kleinen Moment.
“Aber in der Praxis haben Sie auf ganzer Linie versagt. Aus diesem Grund werde ich die Zahlungen für die letzten Sitzungen auch einfrieren. Ich bin nicht gewillt dafür zu zahlen, dass Sie versagen.“ Er wollte erst auflegen, da auch anfänglich keinerlei Reaktion von der Frau am anderen Ende der Leitung kam, überlegte es sich dann aber anders. Er war ein zivilisierter Mensch und würde ihr zumindest die Chance geben, etwas zu den Vorwürfen zu sagen.
„Ich verstehe...“
So klang schließlich die nicht wirklich überrascht klingende Antwort aus dem Hörer.
„Um ehrlich zu sein, finde ich das sehr schade. Aber es scheint, als würde Ihre Entscheidung in Stein gemeißelt sein, Herr Sugisaki. Darum erspare ich Ihnen auch das Gerede von „Therapien benötigen Zeit“ und den ganzen Mist. Natürlich können Sie Ihr Geld für die letzten Sitzungen behalten, das ist selbstverständlich.“
Etwas klackte in der Leitung.
„Gut... aber bevor unsere Zusammenarbeit endet, möchte ich Ihnen dennoch noch eine Sache anvertrauen.“
Yujiro hob eine Augenbraue. Er hatte erwartet, dass sie ihm mit einem Anwalt drohen würde, wenn er die Sitzungen nicht bezahlen würde. So einfach hatte er sich das nicht ausgemalt.
„Worum geht es?“, fragte er deshalb, willig sich diese letzte Sache anzuhören.
„Ich hatte ja einige Zeit, um mit Ihrer Tochter zu arbeiten und fand dabei einige Dinge heraus. Erinnern Sie sich noch daran, wie ich Ihnen sagte, dass Ihre Tochter ein Geheimnis habe?“
„Ja... ich erinnere mich. Sie waren hier, als Mikoto diese Geschichte mit der Toten in der Schule am Laufen hatte.“
„Exakt... nun, wissen Sie... ich würde Ihnen gerne zeigen, was das Geheimnis Ihrer Tochter ist... Sehen Sie es als... letzten Beweis meiner Fähigkeiten an. Selbst, wenn es Ihre Meinungen gegenüber mir nicht ändern sollte, so bin ich mir doch ziemlich sicher, dass es Sie sehr interessieren dürfte. Außerdem ich kann Ihnen versichern, dass es nicht lange dauern wird.“
Yujiro überlegte einen kurzen Moment lang.
„Einverstanden, aber das ist dann unsere letzte Zusammenarbeit. Wann sollen wir uns treffen?“
„Das wird nicht nötig sein...“
Hinter ihm erklang plötzlich die Stimme der Psychiaterin, mit der er die ganze Zeit telefoniert hatte. Überrascht und verwirrt wirbelte er auf dem Absatz herum... nur um festzustellen, dass Q'nqüra tatsächlich hinter ihm stand!
„Was zum Teufel... wie kommen Sie hier rein?“
Er starrte ungläubig auf die Frau mit den langen braunen Haaren, die lächelnd vor ihm stand, die Arme in den Hüften, lässig gegen die Wand gelehnt. Die Tür war abgeschlossen, das wusste er genau, denn er hatte sie selbst abgesperrt, damit Mikoto diese Nacht auch wirklich zuhause blieb! Der Schlüssel... er griff mit der Hand in seine Tasche, nur um sicher zu gehen... befand sich noch immer in seiner Hosentasche. Sie konnte eigentlich nur hereingekommen sein, bevor er kam... aber hatte er nicht eine Festnetznummer angerufen? „Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen, Herr Sugisaki... Öffnen Sie nun die Augen für das damals erwähnte Geheimnis Ihrer Tochter...“ Sie entfernte sich von der Wand und Yujiro musste blinzeln, da er das Gefühl hatte, er würde die Frau verschwimmen sehen. Sie kam einen Schritt auf ihn zu, die Arme ausgebreitet und für einen Moment meinte er, etwas zwischen ihren Armen erkennen zu können, doch der Eindruck musste eine optische Täuschung gewesen sein. Das, was er gesehen hatte, konnte nicht existiert haben... Er hatte es nur einen winzigen Moment gesehen, dennoch war das Bild in sein Gedächtnis gebrannt worden. Eine Art... Pentagramm, das aussah, wie aus einem billigen Hollywood-Streifen geklaut... eine Sinnestäuschung, vermutlich durch Übermüdung und Mikoto's Gerede von übernatürlichen Dingen.
Yujiro überkam trotzdem ein seltsames Gefühl. Ihm wurde übel und er fühlte sich, als würde sich jede Faser seines Körpers gegen etwas wehren. Seine Augen brannten, als hätte man Benzin auf sie gesprüht. Immer wieder versuchte er zu blinzeln, aber das machte das Brennen nur noch stärker.
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