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Die Geisterseherin (German Edition)

Die Geisterseherin (German Edition)

Titel: Die Geisterseherin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Schwarzenstein
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diese spurlos und sie und ihr Mann waren wieder alleine im Wohnzimmer. Naja, nicht ganz alleine... leise dröhnte noch Mikoto's Musik aus ihrem Zimmer.
„Sieh mich einmal noch an...“, sang sie leise, ein Musical zitierend, dass sie immer sehr gemocht hatte. Ein Musical über eine Vietnamesin, die unsterblich in einen amerikanischen Soldaten verliebt war, doch alleine zurück blieb, als er evakuiert wurde... „Siehst du auch, was ich seh'...?“
Ihr Mann drehte sich zu ihr um, als sie ihre Arme um seinen Körper schlang. Seine Augen waren geweitet, die Pupillen unnatürlich groß. Er zitterte am gesamten Körper, wie ein kleiner Junge, dem man sein Weihnachtsgeschenk vorhielt, aber ohne es ihm zu geben.. „Einen Kuss...“
Sie beugte sich vorwärts und für einen flüchtigen Moment berührten ihre Lippen die ihres Mannes.
„Und jetzt...“
Oyuki zog sich zurück, ihr Herz verkrampfte sich bei der Entscheidung, dennoch wusste sie, dass es richtig war. Mikoto kam ohne sie zurecht, sie kam es von Anfang an. Sie brauchte keine Mutter mehr... schon lange nicht mehr. Nein, sie war nur aus einem einzigen, selbstsüchtigen Grund nach ihrer Befreiung noch in dieser Welt geblieben... sie wollte, dass ihr Mann sie noch ein letztes Mal sah. Er sollte nach all den Jahren endlich verstehen, dass seine Tochter ihn nie angelogen hatte. Ein selbstsüchtiger Wunsch, der ihr am Rad des Schicksals sicher teuer zu stehen bekam.
Wenn sie es genau nahm, dann durfte sie auch nicht bleiben.. Kenji war nur ein Handlanger... wer wusste schon, zu was sie gezwungen wurde, wenn sie seinem Chef in die Hände viel. Sie könnte zur Gefahr für ihren Mann und ihre Tochter werden. Das konnte sie nicht riskieren... und der einzige Weg ihre Familie davor zu bewahren, war...
„... und jetzt sag „Adieu“...“
… das funkelnde Licht der anderen Seite nicht mehr zu ignorieren. „Oyuki!“
Die Welt um sie herum versank in einem weißen Licht, doch der Ruf ihres Mannes hallte noch für einige Sekunden durch den Raum. Vielleicht hätte sie noch selbstsüchtiger sein sollen... vielleicht hätte sie mit ihm noch ein wenig Zeit verbringen sollen.
Vielleicht...
Nur einen Tag... vielleicht eine Woche oder ein Monat.
Aber dafür war es jetzt zu spät, sie konnte bereits sehen, wie ihr Geisterkörper zerfiel und die fast formlose Seele darunter Preis gab. Das Rad des Schicksals formte sich am Horizont und aus dem gleißenden Licht wuchs ein Ort, den sie eigentlich bereits vor so vielen Jahren hätte sehen müssen.
„Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht erwartet, dich jetzt hier zu sehen.“ Oyuki's Seele drehte sich herum, die letzten Überbleibsel ihres Geistes lösten sich von ihr und mit einem Schlag überkamen sie die Erinnerungen an all die Leben, die sie zuvor gelebt hatte. Erinnerungen ihrer Seele, eingeschlossen bis in alle Unendlichkeit, stetig wachsend mit jedem Leben.
„Schön dich wieder zu sehen, Herrin des Todes.“
Das Mädchen vor ihr schien nicht älter zu sein, als ihre Tochter und trotzdem hatte sie das Mädchen schon nach so vielen Leben gesehen. „Du hättest noch bleiben können, das weißt du... Ich habe das Licht für dich so klein gehalten, wie es nur ging. Jetzt aber ist es zu spät... Oyuki hat aufgehört zu existieren. Du wusstest, dass du noch Zeit hast und dennoch hast du es beendet. Warum?“
„Ich war schon lange überfällig, Herrin des Todes. So sehr ich auch dieses Leben geliebt habe, es hatte keinen Sinn mehr gehabt, zu bleiben. Mikoto ist ohne mich besser dran.“
„Vielleicht... aber warum dann diese letzte Tat? Trotz allem hast du dich von deinem Wunsch leiten lassen und dich deinem Mann gezeigt, obwohl du wusstest, was das für dich bedeutet.“
Die Seele, die einst Oyuki gewesen war, hatte es gewusst. Jede Seele wusste, was es bedeutete, die natürliche Ordnung der Welt zu stören. Aber sie hatte es auch als Geist bereits geahnt...
„Ich bin bereit für meine Strafe, Herrin des Todes. Welcher Körper soll der meinige werden?“
Doch die Herrin der Zeit schüttelte nur den Kopf.
„Du wirst dich anstellen, wie die anderen auch. Und dieses Mal wird es ein wenig länger dauern, bis du an der Reihe bist. 100 Jahre in der Schlange vor dem Rad sollten dir eine Lehre sein.“
„Wie Ihr wünscht, Herrin des Todes.“
Die Seele wandte sich dem Rad zu, die Erinnerungen an das Leben als Oyuki vermengten sich bereits mit den Erinnerungen an all die vorherigen Leben.
„Oh... eine Sache noch. Ich bestrafe dich nicht

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