Die Geisterseherin (German Edition)
stets eine gespaltene Zunge, webte ihr Netz im Hintergrund und wird diese auch immer haben! Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich für ihre Zwecke einspannt!“
Mikoto hob ihr Schwert und ließ die Spitze der Klinge in Richtung der Göttin zeigen.
„Da gebe ich dir Recht, diese Frau zieht an mehr Strippen, als uns beiden lieb ist und wie auch bei dir, kann ich ihre Methoden nicht immer gut heißen... Aber dennoch hat sie einen Vorteil dir gegenüber...“
Mikoto lächelte für einen Moment.
„... sie steht auf der Seite der Sieger.“
Mit diesen Worten sprang sie über das Loch im Zugdach, ihr Katana über den Kopf schwingend und mit voller Kraft auf Q'nqüra niederschlagend. Doch die Göttin blockte den Schlag relativ problemlos.
„Sieger? Das bleibt abzuwarten, bis jetzt hat sie noch immer den kürzeren gezogen.“
Q'nqüra ging zum Gegenangriff über und die beiden Frauen teilten einige erfolglose Schläge aus, die nicht mehr hervor brachten, als die Funken, welche das Metall ihrer aufeinander treffenden Schwerter produzierte.
„Aber sag mir eines...“
Q'nqüra sprang für einen Moment zurück und ließ Mikoto einen kurzen Moment durchzuatmen. Trotz allem war sie kein Gegner, den Mikoto unterschätzen durfte. Auch wenn sie ihrer Kraft als Herrin der Zeit beraubt worden war, so hatte sie noch immer mehr Macht, als die Göttin, gegen die sie vor 20 Jahren gekämpft hatte.
Aber auch sie war wesentlich stärker geworden, in all diesen Jahren...! Allerdings hatte Mikoto einen entscheidenden Faktor auf ihrer Seite... die Zeit. Je länger dieser Kampf dauerte, desto unwahrscheinlicher wurde Q'nqüra's Sieg. Wenn sie diese also nur eine Weile lang hin hielt...
„Hatsumomo kann ohne Zeitenbuch existieren, weil sie nicht aus dieser Zeitlinie kommt, das hat sie dir inzwischen ja sicherlich erzählt. Das sie nicht starb und auch von mir nicht erkannt werden konnte lag also daran, dass ihr Zeitenbuch in einer anderen Zeitlinie war. Aber dennoch gab es eines... aber was ist mit dir?“
Sie hob ihr Schwert und deutete auf Mikoto.
„Bevor ich dich vernichte, beantwortete mir diese Frage! Wie kommt es, dass du, eine simple Geisterseherin, heute noch hier stehen kannst, ohne Zeitenbuch!?“
Im Gegensatz zu Q'nqüra senkte Mikoto ihr Schwert jetzt. Ihr Gesicht zeigte, dass sie sich über die Unwissenheit der Göttin amüsierte, als sie grinsend ein paar Schritte hin und her lief, inzwischen doch einen ziemlich festen Halt auf dem noch fahrenden Zug habend. „Das interessiert dich, nicht wahr...?“, fragte sie die Göttin. „Die Wahrheit ist... ich bin keine Geisterseherin.“
„Das ist Unsinn! Du hast deine Mutter gesehen, ebenso wie den Geist von Tomoya, den von Iori und all die anderen!“
„Das ist korrekt... aber ich war nie das, was du als Geisterseherin verstehst.“
Sie lachte und schulterte jetzt ihr Schwert, wandte ihren Blick sogar siegessicher von ihrer Kontrahentin ab.
„Ich bin die Antwort dieser Welt auf die Fesseln von euren Systemen, Q'nqüra. Mein Körper hat eine besondere Fähigkeit, die in den letzten Jahren immer öfter in den Genen der Menschheit auftaucht... Kurz gesagt: Er passt sich jeder Situation an. Ich werde dir ein Beispiel geben. Damals, als ich gegen die Seelen kämpfte und im Nachsehen war. Erinnerst du dich?“
Q'nqüra nickte argwöhnisch.
„Ich habe dich vor etwas gerettet, das nicht besiegt werden konnte.“ „Inzwischen schon...“
„Was beweist, dass du meine Rolle übernommen hast, als Herrin der Zeit! Seelen können nicht vernichtet werden, außer man zerstört ihr Zeitenbuch und vernichtet ihre gesamte Existenz!“
„Alternativ könnte die Evolution sich einfach gegen eure Systeme aufgelehnt haben!“
In diesem Moment zog irgendjemand innerhalb des Zuges die Notbremse und sämtliche Wagons machten einen gewaltigen Satz, der Q'nqüra taumeln ließ und Mikoto in Richtung der ehemaligen Herrin der Zeit schleuderte.
Sie holte aus und schwang ihr Katana mit voller Kraft in Richtung der Göttin.
„Shōgekiha!“, schrie diese derweil, eine Hand krampfhaft in Richtung von Mikoto ausgestreckt und etwas flog an dieser vorbei, fraß sich mit einem lauten Knall in eines der noch immer vorbeifliegenden Häuser. „Agh...!“
Die Göttin versuchte gleichzeitig Mikoto auszuweichen, stolperte aber durch den plötzlichen Einsatz der Notbremse einen Schritt zurück und entkam der surrenden Klinge der Geisterseherin dadurch haarscharf. Allerdings ritzte die Klinge ihre Haut an der
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