Die Geisterseherin (German Edition)
ein seltsames Gefühl von „Nicht dazugehören“ erlebt, wenn sie wieder einmal von der stets steigenden Anzahl der Toten hörte.
Nun endlich konnte sie emotional eine Verbindung herstellen, die Freude der Menschen griff auch auf sie über. Die glücklichen Gesichter der Leute, die sich, obwohl sie sich wildfremd waren, in die Arme fielen, mit Tränen in den Augen, schufen eben diese. Die Frau, die sie umarmte, der kleine Junge, der freudig auf seinem Sitz herum sprang... der Fahrkartenkontrolleur, der sogar seinen Job vergaß und freudig auf dem Gang tanzte...
Der Zug wurde in dem Trubel langsamer und hielt schließlich. Einige der Leute begaben sich in Richtung Ausgang, erzählten dabei allen, denen sie begegneten von der frohen Kunde. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte Mikoto, die sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte, dass sie nun Ichikawa erreicht hatten.
Der Zug blieb dort einige Minuten stehen, während sich Mikoto's Abteil um fast die Hälfte leerte und sie am Ende alleine auf ihrer 4erSitz-Gruppe saß. Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und die Stadt vor ihren Augen begann erneut an ihr vorbei zu fliegen. Auch die Freude der Menschen wurde wieder ruhiger, das große Feiern war vorbei und diejenigen, die noch im Abteil saßen, setzten sich wieder, mit breiten Grinsen im Gesicht, auf ihre Plätze. Es war in dem Moment, als der Zug seine Höchstgeschwindigkeit erreichte, als sich jemand zu ihr setzte, den Mikoto zuerst ignorierte, weil sie gedankenverloren aus dem Fenster starrte.
„Das war wirklich dumm von dir.“
Erst die Stimme schreckte Mikoto auf, welche zum ersten Mal seit langem nicht auf ihre Umgebung geachtet hatte und sie blickte verwirrt auf.
Auf dem Sitz vor ihr saß eine Frau in einem blauen Kleid. Zuerst dachte Mikoto, dass sie sich irren würde, dass ihre Augen ihr einen Streich spielen würden... doch die langen braunen Haare, das Gesicht... es gab keinen Zweifel über die Identität der Frau. Und eigentlich sollte sie nicht hier sein!
„Was...?“, stammelte sie verwirrt, da sie mit diesem Anblick nicht gerechnet hatte. „Du solltest im Gefängnis sitzen!“
„Oh, das tat ich auch...“, erwiderte die ehemalige Herrin der Zeit und ein dickes Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus.
„Wie du es auch angestellt hast, du hast mir erfolgreich meine Stellung als Herrin der Zeit genommen. Aber du hast eine Sache vergessen. Das, was übrig bleibt, wenn man diesen Status von mir nimmt. Ich bin noch immer eine Göttin.“
„Dann bist du ausgebrochen? Hast dafür weitere unschuldige Menschen getötet?“
Q'nqüra beugte sich vor und für einen Moment sah es so aus, als wollte sie Mikoto eine knallen, sie hielt sich dann aber doch noch zurück, schlug mit der Faust gegen das Fenster des Zuges, welches einen kleinen Riss bekam.
„Verdammt, ich bin keine Mörderin!“, presste sie mit wütendem Gesicht hervor.
„Ich bin... war die Herrin der Zeit, meine Aufgabe war es nur, dieser Welt einen ruhigen Abgang zu ermöglichen! Ich habe nur getötet, wenn ich keine andere Wahl hatte!“
„So, wie Kouhei Kinoshita?“
„Ja, so wie ihn! Wieso begreifen du und diese gottverdammte Hatsumomo nicht, dass diese Welt nicht weiter leben darf? Der EINE hat bereits vor Äonen beschlossen, dass wir nicht würdig für diese Welt sind! Er hat uns trotz allem aber in seiner Gnade eine kleine Chance gegeben uns zu beweisen... Eine Chance, die ihr Menschen mit euren Kriegen verspielt habt! Ihr seid doch Schuld daran, dass diese Welt untergeht!“
Mikoto schüttelte den Kopf, als sie das hörte, kam aber nicht dazu irgendetwas zu sagen.
„Nur die DREI werden am Ende übrig bleiben und das weißt du, wir werden den gesäuberten Planeten sehen und die Rückkehr des EINEN...“
„Nicht „Wir“, Q'nqüra. Du bist kein Teil mehr davon.“
„Ja...“ Q'nqüra ballte die Faust und Mikoto meinte für einen Moment Trauer in ihrem Gesicht sehen zu können.
„Nein... Mikoto... Im Moment nicht, aber ich werde wieder ein Teil von Ihnen sein. Bevor ER wieder zu uns zurück kehrt, werde ich die alte Ordnung wiederhergestellt haben!“
Mikoto gähnte einmal und fragte die Frau vor ihr, die zwar eine Göttin war, aber sonst keine ihrer alten Herrin-der-Zeit-Kräfte mehr besaß, was sie dagegen tun wollte.
„Weißt du...“, flüsterte sie daraufhin schmunzelnd. „Es gab mal eine Zeit, als ein Gott gegen das System aufbegehrte. Damals versuchte er die Macht der DREI in sich zu versammeln, indem er uns mit
Weitere Kostenlose Bücher