Die Geisterseherin (German Edition)
unten die Erstklässler, im zweiten Stock die Zweitklässler und im dritten Stock die Drittklässler.“
Der Lehrer holte Mikoto aus ihren Gedanken und sie musste einen Moment überlegen, von was er eigentlich sprach. Natürlich meinte er die Aufteilung der drei Klassenstufen der Oberstufe.
„Die sanitären Einrichtungen finden sich neben jedem Aufgang. Außerdem gibt es im Erdgeschoss das sogenannte „Schwarze Brett“, dort werden die Ergebnisse eurer Bemühungen aufgehangen. Das zweite Gebäude auf der Anlage beherbergt die Club-Räumlichkeiten.“ Mikoto hörte nur mit einem Ohr zu, der Aufbau war in den meisten Schulen, die sie besucht hatte, ähnlich. Zudem würde sie noch schnell genug merken, wo sich was genau befand.
„Dies hier ist das Klassenzimmer der 2-F.“ Er deutete auf das Schild, dass über der Tür zum Klassenzimmer baumelte und fast im gleichen Moment kündigte die Klingel das Ende der Pause an. Mikoto hatte anscheinend doch länger vor dem Lehrerzimmer warten müssen, als ihr selbst bewusst gewesen war.
„Es ist nicht gerade vorteilhaft mitten im Schuljahr zu wechseln, es wäre ratsam, wenn Sie sich schnell einleben würden, damit Sie sich bei den schon bald bevorstehenden Zwischenprüfungen ganz auf das Lernen konzentrieren können.“
„Ich habe verstanden...“, antwortete ihm Mikoto nickend. „Das ist schön. Dann werde ich Sie jetzt vorstellen.“
Mit einem Schwung öffnete er die Klassentür und betrat das Klassenzimmer, in dem die Schüler sich hastig an ihre Plätze begaben. Mikoto trat hinter Herrn Nagoya ins Klassenzimmer ein und stellte sich neben ihn vor die Tafel, so wie sie es nach den letzten fünf Umzügen getan hatte.
Einige der Schüler flüsterten bereits leise miteinander... ebenfalls nichts, was sich von den anderen Malen unterschied.
„Hey, Steve. Was hältst du von ihr?“
Yuki lehnte sich nach hinten und flüsterte Steve die Frage zu. „Was weiß ich, sieht für mich wie ein ganz normales Mädchen aus. Godzilla ist sie jedenfalls nicht.“, antwortete der Junge genervt und blickte dann gelangweilt aus dem Fenster. Yuki, die wesentlich interessierter an dem Neuzugang war, konzentrierte ihren Blick dagegen wieder nach vorne.
„Meine werte Klasse, wie ihr sicher schon mitbekommen habt, werdet ihr ab heute eine neue Mitschülerin haben. Das hier ist Mikoto Sugisaki, sie wird ab heute in ihre Klasse gehen. Bitte seid höflich zu ihr.“
Er wandte sich zu Mikoto.
„Wenn Sie wollen, dann dürfen Sie kurz etwas sagen.“
Mikoto nickte und holte kurz Luft um ihre typische Begrüßung in den Raum zu werfen. Man merkte sofort, dass sie sich schon des öfteren neuen Klassen vorstellen musste.
„Seid gegrüßt, mein Name ist Mikoto Sugisaki, ich bin 17 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus dem kalten Wakkanai, doch jetzt bin ich hier gelandet. In meiner Freizeit mache ich Kampfsport, vor allem Kendo und jage rastlose Geister... meist mit Erfolg.“
Sie lächelte und die Klasse fing an zu lachen.
Es war kein „Auslachen“, vielmehr hatte man das „Geister jagen“ als kleinen Witz aufgefasst. So machte das Mikoto stets, wenn sie sich in einer Klasse vorstellen musste. Sie hasste es zu Lügen und die Wahrheit wurde eh nie geglaubt, daher konnte sie auch die Wahrheit sagen und die Leute im Glauben lassen, dass es nur ein Witz war. So log sie nicht, denn wie die anderen ihre Worte auffassten, konnte ihr ja egal sein, oder?
„Hey, Mikoto! Warum setzt du dich nicht neben mich?“
Yuki winkte Mikoto fröhlich zu sich und deutete auf einen freien Platz neben ihr. Die Klasse hatte mehrere freie Plätze, der neben Yuki erschien ihr aber am angenehmsten... die anderen Plätze wären immer zwischen Jungen oder direkt vor dem Lehrer gewesen. Und daher empfand Mikoto, wie wohl jede normale Jugendliche, diese nicht als sonderlich einladend.
„Ich bin Yuki Yutaka, schön dich kennen zu lernen. Ich hoffe Herr Nagoya hat sich halbwegs verständlich ausgedrückt und dich nicht zu sehr verwirrt.“
Mikoto lächelte kurz und grüßte zurück, die schemenhafte Kopie des Mädchens, die knapp hinter Yuki schwebte, ignorierend. Überhaupt war sie erstaunt, wie viele Leute in dieser Klasse Geister um sich hatten. Sie konnte den rothaarigen Jungen von vorhin entdecken, das Mädchen hing ihm quasi am Hals, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, dann diese Yuki, welche eine exakte Kopie ihrer Selbst neben sich schweben hatte. Vielleicht ein Zwilling. Ein paar weitere Schüler hatten Geister um
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