Die Geisterverschwoerung - Mara deckt auf
ernst. »Er muss die Schriftrolle gefunden und gekauft haben. Darum dreht sich also der ganze Wirbel.«
Mara schwieg. Die Stille des Raumes erdrückte sie beinahe, und sie wünschte sich sehnlichst, der gefleckte Käfer würde auf dem Schreibtisch erscheinen und ihr den Weg zur Lösung zeigen. Aber hier waren nur sie beide â ein dreizehnjähriges Mädchen und eine junge Geisterjägerin, die offenbar gerade Angst vor ihrem eigenen Job bekam.
»Haben Sie denn eine Idee, was er mit dieser Waffe gemeint haben könnte?«, fragte sie schlieÃlich.
»Eine, mit der man neunundneunzig Geister bekämpfen kann? Nein!« Sybilla zuckte bedauernd mit den Schultern. »Ich wüsste nicht einmal, wo man nach denen suchen sollte. Ich bemerke vielleicht nicht jeden Geist in meinem Haus â aber so viele wären mir wohl kaum entgangen.«
Mara runzelte die Stirn. »Wozu braucht man wohl so viele Geister? Das klingt ja nach einer regelrechten Verschwörung  ⦠«
Das Wort lieà auf einmal ein Bild in ihrem Kopf entstehen. So hatte sie sich die Bar der Geister vorgestellt: Verschwörungen. Gesindel. Unterwelt.
Auf einmal bemerkte Mara, dass Sybilla sie musterte. »WeiÃt du irgendwas? Hast du vielleicht  ⦠Kontakte, die uns weiterhelfen könnten?«
Mara trat näher ans Fenster, um Sybillas Blick auszuweichen. Natürlich würde sie Adrian nicht verraten. Aber Promis Hinweis klang doch sehr danach, als ob sich eine groÃe Gruppe von Geistern vorgenommen hätte, ihn und jetzt vermutlich auch Sybilla zu bekämpfen. Und dieser Gruppe war offenbar jedes Mittel recht auf ihrer Suche nach dem Ritual â sogar Mord. Sie müssten also den Ort der Verschwörung finden  ⦠Mara spürte, dass sie dieses Geheimnis nicht für sich behalten durfte.
»Es gibt einen Treffpunkt für Geister. Er muss in der Kanalisation sein.« Ihr fiel ein, dass Adrian die Wohnung des Schauspielers erwähnt hatte, bei dem sie so gern Unterricht genommen hätte. »Ich glaube, ich könnte den Ort finden«, fügte sie leise hinzu.
Sybilla stand auf und holte tief Luft. »Endlich ein Hinweis!«, stieà sie erleichtert hervor und schien dann zu überlegen. »Mit der Technik in meinem Wagen habe ich schon oft nach gröÃeren Ansammlungen von Geistern gesucht, weil ich Gerüchte gehört hatte  ⦠Aber bisher ohne Erfolg.«
Dafür waren also die Monitore im Van! Sie konnte damit die Stadt nach Geistern scannen, dachte Mara, während Sybilla aufgeregt im Zimmer umherwanderte.
»Wenn ich sie finden könnte  ⦠Vielleicht würden sie mit mir reden. Bestimmt hätten sie wertvolle Informationen.«
»Das ist doch viel zu gefährlich«, wandte Mara ein. »Wäre es nicht besser, wir suchen hier im Haus noch mal intensiv nach dem Schriftstück?«
Sybilla schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Was meinst du, wie lange ich das schon tue? Und die Attacken der Geister auf dich haben gezeigt, dass auch sie keine Geduld mehr haben. Mein Gefühl sagt mir, dass sie es sehr, sehr bald versuchen werden â und dann werden sie als Lebende wiederauferstehen. Geister, die keine Furcht mehr vor den Menschen haben müssen, weil sie ihnen überlegen sind. Lebendig, unsterblich, ohne Bedauern oder Gewissen.«
»Aber Sie können doch nicht so viele Geister allein überwältigen!«, protestierte Mara hilflos.
»Das habe ich auch nicht vor.« Sybillas neue Begeisterung hatte etwas UnumstöÃliches. »Natürlich werde ich nicht mitten unter sie gehen. Aber vielleicht kann ich ein paar Geister auf dem Weg dorthin abfangen und mit ihnen reden.« Sie musterte Mara auf einmal ganz genau.
»Aber ich brauche dich, um mir zu zeigen, wo ich suchen soll. Wenn wir nah genug dran sind, erledigt den Rest die Technik, du müsstest nur noch hinten im Wagen die Monitore ablesen. In das Versteck gehe ich natürlich allein, du wartest im Van.« Sie sah Mara erwartungsvoll an. »In Ordnung?«
Mara nickte, obwohl ihr Herz Purzelbäume schlug. Aber sie konnte ihre Arbeitgeberin doch nicht allein gehen lassen.
»Wir werden allerdings erst heute Abend fahren«, überlegte Sybilla. »Tagsüber sind Geister gern unter Menschen, erst abends suchen sie ihre Treffpunkte auf. Willst du nicht kurz bei deinen Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du über Nacht
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