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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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blickt erschrocken.
    Nein, natürlich keine Gewalt, erklärt der Verleger und lächelt, wo denkst du hin, wir sind schließlich zivilisiert und außerdem ist das Recht auf unserer Seite …
    Die Mays sind unterdessen im Pforzheim’schen Buchladen verschwunden. Das ovale metallene Ladenschild über der Tür schaukelt, es gibt sogar einen leise quietschenden Ton von sich. Doch, am Wind liegt es nicht, es ist windstill und sommerlich warm, wahrscheinlich hat der Buchhändler hinter den Eintretenden die Tür zu heftig zugezogen.
    Draußen die beiden sind bis auf wenige Schritte herangekommen, sie machen lange Hälse, denn durch die großen, allerdings mit Buchwerbung beklebten, Ladenscheiben kann man ein wenig ins Innere spähen. Im Dämmerlicht des Buchladens sieht man Karl May, wie er auf den Buchhändler einspricht, während Emma, den Sonnenschirm schwenkend, vor den Bücherregalen hin und her paradiert. Jetzt zieht der alte Pforzheim ein großformatiges in Leder gebundenes Buch unter dem Pult hervor, es ist das Hauptbuch, er legt es auf den Ladentisch, fährt mit dem Finger die Zeilen hinauf und hinunter, und er blickt dabei unruhig um sich, offenbar darauf hoffend, dass endlich die versprochene Hilfe naht.
    Fehsenfeld, vor der Ladenscheibe, gibt seinem Cousin das Zeichen. Los!
    Sie treten in den Laden. Krais achtet darauf, die Ladentür bedachtsam zu schließen, er wirft einen prüfenden Blick nach oben zum Ladenschild, es hängt ruhig, nur ein kleines Zittern teilt sich ihm mit, als er die Tür einklinkt.
    Emma hat die Eintretenden zuerst gesehen. Mit einem Lachen kommt sie auf Fehsenfeld zu. Oh, unser lieber Verleger, was für eine Freude!
Die
Überraschung ist Ihnen gelungen. Sie gibt den beiden die Hand. Gut, schauen Sie aus, fährt sie fröhlich fort. So jung und frisch. Und der Markttag heute, haben Sie gesehen, was für ein Gewimmel, wie donnerstags bei uns in Hohnstein.
    May fährt herum, erstarrt wie vom Blitz getroffen. Kein Wort bringt er heraus. Der Buchhändler hinter seinem Pult atmet hörbar aus, legt die alte, schrumpelige Hand auf die Brust. Gott sei Dank! Das war in letzter Minute.
    Fehsenfeld geht langsam auf May zu, Krais bleibt abwartend stehen, ganz wie ein Kriminaler, der dem ertappten Täter den Fluchtweg abschneiden will.
    Man gibt sich die Hände. May, leichenblass, bringt noch immer kein Wort, nicht einmal „Guten Tag!“ heraus. Wie ich höre, beginnt Fehsenfeld leise und eindringlich, machen Sie hier eine Revision. Das ist so ungewöhnlich, mein Lieber, dass wir gern eine Erklärung hören würden. Der Buchhändler macht ein gespanntes Gesicht, groß und rund treten seine Augen aus ihren Höhlen, statt May, der wie ein ertappter Schuljunge dasteht, öffnet er die Lippen, will etwas loswerden. Doch der Verleger gebietet ihm Schweigen, und seltsam, der alte Pforzheim gehorcht, erstarrt in eine Gehorsamshaltung, steht still, wartet.
    Fehsenfeld vor seinem Autor sagt nur: Na? May aber rollt mit den Augen, macht eine Geste, die besagen soll: Doch nicht hier! Ich will Ihnen ja alles erklären, doch nicht vor diesem Mann und an diesem Ort. Der Verleger denkt an die Worte seiner Frau. Na gut, sagt er sich, wollen wir dem alten Mann die öffentliche Demütigung ersparen.
    Und so sagt er: Ganz ohne eine Erklärung wird es aber nicht gehen, mein Lieber, und es wird an Herrn Pforzheim liegen, ob er und inwieweit er die Sache beizulegen bereit ist. Er könnte natürlich auch, das muss Ihnen klar sein, eine Anzeige veranlassen, wenn wir bedenken, dass Sie sich eine Position und eine Stellung angemaßt haben, die Ihnen gar nicht zukommt. Pforzheim nickt heftig, vor Erregung sind seine Brillengläser angelaufen. Entschlossen nimmt er die Brille ab, blinzelt, macht den Mund auf und zu.
    Immer kleiner wird Karl May. Vorbei ist es mit seiner bekannten Großmäuligkeit und Schlagfertigkeit. Reuig wirkt er, blass und niedergeschlagen, sagt indes noch immer nichts.
    Der Buchhändler, nach einigen Minuten betretenen Schweigens, eine Verkäuferin ist inzwischen auf seinen Wink zur Ladentür gegangen und hat ein Schild „Vorübergehend geschlossen!“ angebracht, der Buchhändler findet die Sprache wieder, kommt nun endlich zu Wort. Er sagt: Da haben Sie recht, verehrter Herr Fehsenfeld, von Rechtswegen ist hier eine Strafanzeige fällig, doch wenn wir die Sache hier beenden können, so bin ich bereit, sie als nicht geschehen zu betrachten, vorausgesetzt, der Herr May findet zu mir ein paar Worte der

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