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Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition)

Titel: Die Geistesbrüder: Karl May und Sascha Schneider Roman einer Künstlerfreundschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Funke
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nicht. Vielleicht mit einer Kartoffel nach einem Scheunentor. Nach dem dritten Schnaps muss er sich übergeben, der Herr, hat Albträume nach fettem Essen, spricht im Schlaf, hat Angst vor Erkältungen und Mückenstichen.
    Ach, ich hör auf, mir wird es langweilig …
    Karl, zornesrot, im Nachthemd neben dem Bett, ziemlich laut: Elende! Ich hätte dich bei deinem Großvater im Dreck lassen sollen, ich hätte wissen sollen, was die Emma Pollmer für eine ist. Eine, eine … ach, mir will das Wort nicht über die Lippen. Ganz Hohnstein wusste es, nur ich habe den Kopf in den Sand gesteckt, habe deinem Großvater versprochen, mich um dich zu kümmern, aber der Alte hat schon gewusst, was er mir da übergeben hat. Wie der Bruder so die Schwester, eine ganze Sippe krank an Seele und Geist. Ich wette, der Alte hat sich die Hände gerieben, einen Schnaps getrunken, einen Freudenfurz gelassen, als er dich los war. Und jetzt hab ich dieses verruchte Weib auf dem Halse – so dumm, dass es einen erbarmen könnte, gewöhnlich wie ein Fischweib und dazu noch falsch und verlogen. Ich bin wirklich arm dran und keiner kann mir helfen …
    Der Streit wurde leiser, verebbte und ging von beiden Seiten schließlich in ein Jammern über. Weinen hörte man, Bettknarren, Laufen von nackten Füßen über die Holzdielen, wieder ein Knarren, doch anderer Art. Dann war Stille, nichts mehr zu hören. Er wird sich auf das Sofa beim Fenster gelegt haben, flüsterte Paula ihrem Mann ins Ohr. Die Vorstellung jenseits der Holzwand schien beendet. Die Fehsenfelds saßen noch ein paar Minuten aufrecht in ihren Betten. Sie hatten das Licht gelöscht, wagten nichts zu sagen, hielten sich an den Händen. Schließlich streckten sie sich aus und schliefen, immer noch Hand in Hand, ein. Am Morgen, nach dem Aufwachen, lauschten sie als Erstes gegen die Trennwand. Doch alles war ruhig und still. Fehsenfeld bedeutete seiner Frau, den Finger auf den Lippen, zu schweigen, und schlich auf Zehenspitzen ins Badezimmer. Dort wusch er sich, doch auch hier lauschte er, wenn er den Wasserhahn abdrehte, immer wieder in die Richtung des Gästezimmers.
    Die Mays standen spät auf. Es war gegen zehn Uhr. Sie kamen einzeln herunter in den Salon, wo das Frühstück auf dem Familientisch für Auge und Gaumen hergerichtet war, mit gekochten Eiern, mit frischen Wecken, mit Konfitüre und Honig, mit Käse und Schwarzwälder Schinken. Der Kaffee duftete aus einer großen Porzellankanne. Einsilbig und mit ernsten Gesichtern setzten sich Karl und Emma zu Tisch. Karl fand als Erster seine Fassung wieder. Dennoch, mühsam begann ein Gespräch, schleppte sich, wurde immer wieder unterbrochen. Schließlich ein Scherz, weil ihm das Ei in der Hand zerbrach. Fehsenfeld rettete die Lage und sprach von den Spaziergängen und Wanderungen, die sie gemeinsam unternehmen wollten, redete von den Sehenswürdigkeiten, von der Bekleidung, die sie für das Laufen im Walde wählen sollten. Die Frauen schwiegen, sahen vor sich nieder, schienen abgelenkt. Nur die beiden Mädchen schwatzten munter drauflos, lachten, neckten sich, freuten sich über den Besuch von Onkel Karl und Tante Emma, fragten nach künftigen Geschichten aus der Feder des Berühmten und wie es in Wien bei den Hoheiten und am Kaiserhof gewesen wäre …
    Fehsenfeld, in seinem Arbeitssessel, dehnt sich, gähnt. Ja, so ist das gewesen, damals in seiner Sommervilla in St. Märgen vor mehr als fünf Jahren. Erst da hat er seinen Autor May richtig kennen gelernt. Und irgendwie hat er geahnt, dass die Ehe mit Emma nicht gut gehen werde; in St. Märgen war es nicht die letzte Streiterei, die er miterlebt hat, unzählige folgten, Briefe wurden geschrieben, verleumderische, anklagende, alberne Briefe von Karl und auch von Emma an ihn, er sollte Geld rausrücken, aber einem jeden separat geben, Emma wollte es anlegen und sparen und Karl hatte verschiedene wichtige Ausgaben, manchmal schrieb der auch von seinen Schwierigkeiten mit Emma im Alltag, aber im Grunde waren das alles Kindereien. Nun im letzten Jahr dann die endgültige Trennung. Ach, ein Drama so eine Ehe, und er dachte voll Liebe an seine Paula, wie gut sie sich verstünden, wie harmonisch alles war. Mochte sie ein „dummes Luder“ gewesen sein, diese Emma, im Grunde hatte sie ein gutes Herz, war kindlich naiv, schwatzhaft, freilich voller materieller Begierden, sinnlich, für einen Mann aber durchaus akzeptabel, wenn man sie zu führen verstünde. Die andere, die neue aber,

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