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Die Gejagte

Die Gejagte

Titel: Die Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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vorher die Tür gewesen war, nichts als ockerfarbene Wand.
    »Klasse – jetzt sitzen wir in der Falle«, sagte Jenny.
    Dee runzelte die Stirn. »Es muss doch einen Weg nach draußen geben.«
    Sie versuchten es mit dem Fenster. Statt der grauenvollen
Eiszeit-Kulisse bot sich ihnen jene Aussicht, die man von Dees Zimmer im oberen Stockwerk immer hatte. Jenny konnte das Gras unten sehen, beleuchtet von einer Verandalampe. Aber das Fenster ließ sich weder bewegen noch – wie sie herausfanden, als Dee eine Fünf-Kilo-Hantel dagegen warf – zerbrechen.
    »Also, was jetzt?«, fragte Jenny. »Warum sind wir in deinem Zimmer? Ich verstehe überhaupt nicht, was los ist.«
    »Wenn dieser Ort wie ein Traum ist und wir wissen, dass wir träumen, dann sollten wir in der Lage sein, Dinge zu ändern. Mit unserem Geist. Vielleicht besteht unsere Aufgabe darin, uns einen Weg hier raus zu erschaffen .«
    Sie versuchten es beide, aber ohne Erfolg. Sosehr Jenny sich auch drauf konzentrierte, die Tür wieder erscheinen zu lassen – nichts geschah.
    »Ich gebe auf.« Dee zog ihre Weste aus und warf sich aufs Bett – als sei dies tatsächlich ihr Zimmer.
    Jenny setzte sich neben sie und versuchte nachzudenken. Aber es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen – Schock, vermutete sie. »In Ordnung, hör zu. Dieser Junge sagte, wir alle müssten uns unseren Albträumen stellen. Also muss das hier …«, begann sie, aber Dee unterbrach sie.
    »Was hat er sonst noch gesagt? Wer ist er?«
    »Oh. Glaubst du … glaubst du an den Teufel?«
    Dee sah sie mitleidig an. »Der einzige Teufel, den ich kenne, ist Dakaki, aber der verursacht nur den bösen Blick und Magengeschwüre. Sagt zumindest Aba.«

    »Ich denke, er wollte mich glauben machen, dass er der Teufel sei«, meinte Jenny leise. »Aber ich weiß es nicht.«
    »Und er will, dass wir das Spiel mit ihm spielen? Genau wie das in der Schachtel, nur in der Realität?«
    »Wenn wir es schaffen, bis Tagesanbruch das Türmchen zu erreichen, können wir gehen«, berichtete Jenny. »Wenn wir es nicht schaffen, gewinnt er.« Sie sah das andere Mädchen an. »Dee, hast du gar keine Angst?«
    »Vor dem Übernatürlichen?« Dee zuckte die Achseln. »Wovor sollte ich da Angst haben? Ich habe immer schon Geschichten mit Schwertkämpfern und Zauberern geliebt; umso mehr freut es mich, dass das hier wahr ist. Und ich sehe gar nicht ein, warum wir ihn nicht schlagen können. Ich hab geschworen, dem Schattenmann einen Arschtritt zu verpassen – und das werde ich auch tun. Wart’s nur ab.«
    »Aber – es ist alles so verrückt«, wandte Jenny ein. Jetzt da sie einfach nur dasaß und Zeit zum Nachdenken hatte, reagierte sie langsam auf die Situation. Sie zitterte wieder. »Das hier mag vielleicht so sein, wie du’s dir immer vorgestellt hast, sicher, vielleicht etwas Übersinnliches, vielleicht lauern dort draußen in der Dunkelheit seltsame Dinge. Aber eigentlich rechnest du doch nie damit, dass dir so was wirklich passieren könnte, oder?«
    Dee öffnete den Mund, aber Jenny sprach hastig weiter.
    »Und dann passiert es doch, und mit einem Schlag ist alles anders; eigentlich ist es gar nicht möglich, und doch passiert es .« Sie blickte eindringlich in die dunklen Augen
mit dem leicht bernsteinfarbenen Weiß und sehnte sich verzweifelt danach, dass das andere Mädchen sie verstand.
    »Das ist richtig«, sagte Dee knapp und erwiderte Jennys Blick. »Das Unmögliche passiert tatsächlich. Mit neuen Regeln. Und wir müssen uns anpassen – schnell. Oder wir werden es nicht schaffen.«
    »Aber …«
    »Aber nichts, Jenny. Weißt du, was dein Problem ist? Du denkst zu viel. Es hat keinen Sinn, noch länger darüber zu reden. Unsere einzige Sorge muss das Überleben sein.«
    Dees praktischer Verstand hatte den Kern der Sache erfasst. Was geschah, geschah – ob es möglich war oder nicht. Sie mussten damit fertig werden, wenn sie leben wollten. Und Jenny wollte leben.
    »Richtig«, hauchte sie. »Also passen wir uns an.«
    Dee ließ ihr strahlendes Lächeln aufblitzen. »Außerdem macht es doch irgendwie Spaß«, sagte sie. »Meinst du nicht auch?«
    Jenny dachte an Tom, wie er vor etwas Unsichtbarem auf dem Boden zurückzuckte. Sie stützte die Stirn auf die Fingerspitzen.
    »Aber irgendetwas muss dir doch Angst machen«, sagte sie nach einer Weile und schaute auf. »Du hast doch auch einen Albtraum gezeichnet.«
    Dee griff nach einem Ndebele-Armband auf dem Nachttisch und ließ seine

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