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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Zeit …«
    Jetzt ging es ihm besser. Die alte Vertrautheit kehrte zurück. Er würde duschen und sich umziehen, die Mädchen würden von der Hausaufgabenbetreuung heimkommen, und er könnte so tun, als sei er nie fort gewesen. Sie würden alle zusammen essen gehen, genau wie früher. Er stellte sich unter die Brause und ließ das Wasser über seinen Nacken laufen.
    Joséphine betrachtete die Kleider, die Antoine auf einen Stuhl im Schlafzimmer gelegt hatte, ehe er ins Bad gegangen war. Sie war erstaunt, wie ungezwungen ihr Wiedersehen verlief. Gleich nachdem sie die Tür geöffnet hatte, war es ihr klar gewesen: Er war kein Fremder, er würde niemals ein Fremder sein, sondern für immer der Vater ihrer Töchter. Aber sie hatten sich getrennt. Diese Trennung war ohne Tränen oder Schreie vonstatten gegangen. Ganz sanft. Während sie allein ums Überleben kämpfte, war er aus ihrem Herzen verschwunden. Auf Zehenspitzen hinausgeschlichen.
    »Ich war mir immer sicher, dass es Menschen gibt, die vollkommen glücklich sind, und ich wollte so gern zu ihnen gehören«, gestand er ihr, nachdem er sich gewaschen, rasiert und wieder angezogen hatte.
    Sie hatte ihm einen Kaffee gemacht und hörte zu, den Kopf auf eine Hand gestützt, in einer Haltung entspannter, freundschaftlicher Aufmerksamkeit.
    »Ich habe den Eindruck, dass du mittlerweile einer von diesen glücklichen Menschen bist. Und ich weiß nicht, wie du das geschafft hast. Du hast vor nichts Angst … Faugeron hat mir gesagt, dass du den Kredit ganz allein abzahlst.«
    »Ich habe einen zusätzlichen Job angenommen. Ich arbeite als Übersetzerin für Philippes Kanzlei, und er bezahlt mich sehr gut, viel zu gut eigentlich …«
    »Philippe? Der Mann von Iris?«
    Antoines Stimme klang ungläubig.
    »Ja. Er ist menschlicher geworden. Etwas muss in seinem Leben vorgefallen sein, seit einer Weile schenkt er den Leuten in seiner Umgebung Beachtung …«
    Ich muss diesen Augenblick festhalten. Er muss noch ein wenig andauern, damit er sich ganz tief in mein Gedächtnis eingraben kann. Der Moment, in dem er aufgehört hat, der Mann zu sein, den ich liebe und der mich quält, und zu einem Mann wie alle anderen geworden ist, einem Kameraden, noch kein Freund. Ich muss mir vor Augen führen, wie lange ich gebraucht habe, um an diesen Punkt zu kommen. Muss diesen Moment auskosten, in dem ich mich von ihm löse. Einen Schritt daraus machen. An diesen Moment zurückzudenken wird mir später Kraft geben, wenn ich zögere, wenn ich zweifle und den Mut verliere. Sie mussten noch ein wenig reden, damit sich dieser Moment mit Leben füllte, Wirklichkeit wurde und einen Wendepunkt in ihrem Leben darstellen konnte. Eine Wegmarke. Dank dieses Moments werde ich in Zukunft stärker sein und meinen Weg unbeirrt weitergehen können, denn ich werde wissen, dass alles einen Sinn hat, dass all der Schmerz, der sich in mir angesammelt hat, seit er ausgezogen ist, sich in einen Schritt nach vorn verwandelt hat, in eine unsichtbare Entwicklung. Ich bin nicht mehr Dieselbe wie früher, ich habe mich verändert, ich bin gewachsen, ich habe gelitten, aber es war nicht umsonst.
    »Wie schafft man es, Erfolg zu haben, Joséphine? Haben diese Leute einfach nur Glück, oder gibt es dafür ein Rezept?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein Rezept gibt … Das Entscheidende ist, sich am Anfang Kleider auszusuchen, die zu einem passen und in denen man sich wohl fühlt. Und Schritt für Schritt vergrößert man sie, lässt sie mit sich wachsen. Schritt für Schritt, Antoine … Du überstürzt alles. Du hast viel zu große Pläne und überspringst all die kleinen, wichtigen Details. Aber niemand hat auf Anhieb Erfolg, man setzt immer einen Stein auf den anderen … Wenn du zu deinen Krokodilen
zurückfliegst, musst du lernen, eins nach dem anderen zu erledigen, so, wie es auf dich zukommt, und erst danach kannst du weitersehen, ein bisschen höher hinauswollen und noch höher … Mit Ruhe und Sorgfalt kannst du etwas aufbauen, aber wenn du die Dinge zu hastig angehst, bricht alles genauso schnell wieder zusammen …«
    Er lauschte ihren Worten so aufmerksam, wie man die Gesten des Sanitäters beobachtet, der einem das Leben rettet.
    »Und beim Alkohol ist es genauso … Nimm dir jeden Morgen beim Aufwachen vor, bis zum Abend nicht zu trinken. Sag dir nicht, ich werde nie wieder einen Schluck trinken. Dieses Versprechen ist zu groß für dich. Jeden Tag ein kleiner Schritt … dann wirst du es

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