Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
Vom Netzwerk:
unmittelbar hinter der Königin. Joséphine war verblüfft. War es möglich, dass Shirley tatsächlich mit der königlichen Familie verwandt war? Aber wieso saß sie dann hier in einem Vorort von Paris, gab Gesangsstunden, unterrichtete Englisch und backte Torten?
    Diese Fragen ließen Joséphine keine Ruhe mehr, während Christine Barthillet, Max und Zoé die Chips und Schaumerdbeeren aufaßen, die Cola leer tranken und das prunkvolle Spektakel und den Aufmarsch der Prinzen und Prinzessinnen bewunderten. Oh, William! Er hat zugenommen! Anscheinend hat er eine Freundin, und Charles soll sie zum Dinner eingeladen haben! Und da ist Harry, ist er nicht süß! Wie alt ist er jetzt? Was für ein Goldstück, und er sieht viel fröhlicher aus als William …
    Es wurde Montag, aber Shirley kam nicht zurück. Auch nicht am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag. Gary kam weiterhin zum Essen zu Joséphine. Wenn die Mädchen ihn mit Fragen bestürmten, antwortete er: »Ihr habt sie verwechselt, ihr habt euch geirrt!«
    »Also bitte, Gary, du hast sie doch auch gesehen!«
    »Ich hab ’ne Frau gesehen, die ihr ähnlich sah, mehr nicht! Es gibt Millionen Blondinen mit kurzen Haaren! Was sollte sie denn bei denen?«
    »Das stimmt, Madame Joséphine, Sie arbeiten zu viel! Das verdreht Ihnen den Kopf.«
    »Aber ihr habt sie doch alle gesehen! Ich habe das nicht geträumt.«
    »Gary hat recht … Wir ham jemanden gesehen, der ihr ähnlich sieht, aber womöglich war sie’s gar nicht!«
    Joséphine ließ sich nicht davon abbringen: Es war Shirley gewesen, in einem rosafarbenen Abendkleid, im Schatten der Königin. Sie war furchtbar wütend auf ihre Freundin. Ich erzähle ihr alles, und was ich nicht freiwillig beichte, kitzelt sie aus mir heraus, aber sie … sie schweigt! Ich habe nicht mal das Recht, ihr eine winzige Frage zu stellen. Sie fühlte sich betrogen. Alle Welt schien sie zu betrügen. Alles verschwamm in ihrem Kopf: Iris, Antoine, Madame Barthillet und ihre Online-Verehrer, Shirley bei den Windsors, Hortenses Verachtung, Zoé, die immer mehr außer Kontrolle geriet … Alle hielten sie für ein naives Dummchen! Und genau das war sie auch.
    Der Zorn verlieh ihr Flügel. Sie beendete das Leben des sanftmütigen Troubadours, der vergiftet wurde, nachdem er überglücklich die Geburt seines Sohnes miterlebt hatte. Florine brauchte nicht mehr zu kämpfen. Sie hatte einen Sohn, einen legitimen Erben der Burg und der dazugehörigen Ländereien, Thibaut den Jüngeren. Jo nutzte die
Gelegenheit, auch die Schwiegermutter sterben zu lassen, die ihr mit ihrem ewigen Gejammer allmählich auf den Geist ging. Dann ließ sie den dritten Ehemann auf der Bildfläche erscheinen, Baudouin, einen sanftmütigen, frommen Ritter. Baudouin ist ein schöner Mann, der nichts anderes im Sinn hat, als in Frieden sein Land zu bestellen, die Messe zu hören und Buße zu tun. Sein abgeschmacktes Getue brachte Joséphine innerhalb kürzester Zeit gegen ihn auf. Wie soll ich den jetzt wieder sterben lassen? Er ist jung, gesund, trinkt nicht, frönt nicht der Völlerei, vollzieht den Beischlaf mit würdevoller Gemessenheit … Sie dachte an den Ball von Charles und Camilla zurück, an Shirleys flüchtige Gestalt, an eine mögliche Verwandtschaft mit den Windsors, und ihr Zorn fuhr auf den sanftmütigen Baudouin herab.
    Baudouin und Florine sind zu einem großen Ball des französischen Königs eingeladen, der auf benachbarten Ländereien jagt. In der Menge schillernd gekleideter Gäste erblickt der König plötzlich Baudouin. Er erbleicht und lässt sein Zepter fallen, das unter seinen Thron rollt. Dann lädt er das frisch getraute Paar mit einem Wink seiner behandschuhten Rechten ein, an seiner Seite Platz zu nehmen und mit ihm eine Schale Wein zu trinken. Baudouin errötet und legt dem König sein Schwert zu Füßen. Florine ist besorgt: Sie fürchtet einen neuerlichen Aufstieg. Sollte ihr Leben schon wieder eine glückliche Wendung nehmen und sie von der sechsten Stufe wegführen, auf der sie seit geraumer Zeit feststeckt? O nein, meine Liebe! Noch am gleichen Abend, als sich das junge Paar, verwundert über so viel Aufmerksamkeit, in die Gemächer zurückzieht, die der König ihnen zur Verfügung gestellt hat, wird Baudouin hinter einer Biegung der Flurs vor den Augen seiner entsetzten Gemahlin ermordet. Drei brutale Söldner stürzen sich auf ihn und schneiden ihm die Kehle durch. Das Blut fließt in Strömen. Florine verliert das Bewusstsein und

Weitere Kostenlose Bücher