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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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ganz anderes in mir gesehen! Als wüsste ich endlich, wer ich bin.«
    Zoé rollte sich auf dem Teppich zusammen, zupfte an ihren Schnürsenkeln und murrte: »Ich will auch wissen, wer ich bin. Machst du das auch mit mir, Hortense …?«
    »Was?«, fragte Hortense zerstreut, denn sie korrigierte gerade ein letztes Detail an Christine Barthillets Aufmachung.
    »Das, was du mit Madame Barthillet gemacht hast …«
    »Versprochen.«
    Zoé machte vor Freude einen Satz und fiel Hortense um den Hals. Unwirsch machte sich diese von ihr los.
    »Als Erstes musst du lernen, dich zu beherrschen, Zoé. Niemals deine Gefühle zu zeigen. Distanziert aufzutreten. Das ist die wichtigste Regel des Stils. Arroganz… Wenn du die Leute von oben herab behandelst, respektieren sie dich. Wenn du das nicht verstanden hast, brauchst du gar nicht erst vor die Tür zu gehen.«
    Zoé ließ sie los, ging drei Schritte zurück und gab sich möglichst stolz und desinteressiert.
    »So? Ist das gut?«
    »Es muss natürlich wirken, Zoé. Du musst ganz selbstverständlich herablassend sein. Das ist das Schwierigste an einer ›Attitüde‹.«
    Sie betonte das Wort nachdrücklich.
    »Die Attitüde muss natürlich wirken …«
    Zoé spielte mit ihrem Haar, seufzte und kratzte sich am Bauch.
    »Das ist mir zu schwierig…«
    »Natürlich erfordert das einige Mühe«, erwiderte Hortense spitz.
    Ihr Blick fiel wieder auf Christine Barthillet.
    »Wissen Sie eigentlich, wie Ihr Alberto aussieht?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Er klemmt sich das Journal du Dimanche untern Arm! Ich erzähl euch nachher alles … So, ich muss los. Ciao, ciao!«
    Sie nahm ihre Handtasche und wandte sich zur Tür. Hortense fing sie ab und machte sie darauf aufmerksam, dass die Tasche überhaupt nicht zu ihrem Outfit passe.
    »Pech«, entgegnete Christine Barthillet. »Ich weiß, dass man zu spät kommen soll, aber wenn ich noch lange hier rumtrödle, ist Alberto auf und davon!«
    Sie war schon auf der Treppe, als Max und Zoé ihr hinterherriefen, sie solle ein Foto machen, damit sie auch wüssten, wie dieser Alberto aussah.
    »Sicher ist sicher«, flüsterte Zoé besorgt, »womöglich wird er dein Stiefvater …«
     
    Joséphine hatte die Rollläden heruntergelassen, um sich vor der Hitze zu schützen. Sie saß in der Küche und schrieb. Der Abgabetermin für das Manuskript rückte immer näher. Nur noch drei Wochen, dann musste sie fertig sein. Iris kam jeden Tag und holte die Kinder ab, ging mit ihnen ins Kino, schlenderte mit ihnen durch Paris oder besuchte mit ihnen den Freizeitpark im Bois de Boulogne. Dort bezahlte sie ihnen Fahrten auf dem Autoscooter oder den Einsatz an der Schießbude, während sie selbst Eis aß. Da in der Schule der Mädchen Prüfungen für das Zentralabitur abgehalten wurden, waren Max und Zoé sich selbst überlassen. Joséphine hatte Iris klar gemacht, dass sie mit dem Roman nicht fertig würde, wenn sie in der Wohnung nicht absolute Ruhe hätte und sich auch keine Gedanken darüber zu machen brauchte, was die beiden den ganzen Tag über trieben. »Ich kann Zoé nicht mit Max Barthillet herumstreunen lassen, dann endet sie womöglich in einem Hehlerring für gestohlene Handys oder dealt mit Haschisch!«
    Iris hatte sich gesträubt.
    »Wie soll ich das denn machen?«
    »Sieh zu, wie du mit ihnen fertig wirst«, hatte Joséphine geantwortet.
»Entweder du kümmerst dich um die beiden, oder ich schreibe nicht!«
    Hortense machte ihr Praktikum bei Chef und lebte ihr Leben, aber Zoé und Max mussten beschäftigt werden.
    Madame Barthillet traf sich immer noch mit Alberto. Er verabredete sich mit ihr in Straßencafés, aber zu mehr war es noch nicht gekommen.
    »Da ist doch was faul«, sagte Christine Barthillet, »irgendwas muss da faul sein! Warum schleppt der mich nicht endlich ab ins Hotel? Er knutscht mich ab, fummelt an mir rum, macht mir Geschenke, aber mehr nicht! Ich will doch endlich zur Sache kommen! Aber statt es irgendwo zu treiben, sitzen wir stundenlang rum und trinken Kaffee! Bald kenne ich alle Cafés von Paris. Er ist immer pünktlich, sitzt immer schon da, wenn ich komme, und er steht total darauf, mich laufen zu sehen. Er behauptet, mein Gang würde ihn inspirieren, angeblich findet er es super, mich ankommen oder weggehen zu sehen! Der ist doch garantiert impotent. Oder gestört. Träumt von ’ner Affäre und kriegt’s nich auf die Reihe. Ich hab vielleicht ein Glück! Ich hab das Gefühl, mit ’nem Mann ohne Unterleib

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