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Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)

Titel: Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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an den vergangenen Abend zurück. Es ist so einfach, mit Jo zu reden. Wirklich zu reden. Bei Iris bin ich verschlossen wie eine Auster. Sie hatte ihm vorgeschlagen, in die Bar des Royal zu gehen und etwas zu trinken. Um sie nicht zu verärgern, hatte er zugestimmt. Doch in Wahrheit wollte er nur eines: zurück zu Alexandre. Er hatte seinen Brief geschrieben. Wie glücklich Alexandre gewesen war, als er ihn bekommen hatte! Babette hatte es ihm erzählt. Sie hätten den Jungen sehen sollen! Gestrahlt hat der, wie’n ganzes Atomkraftwerk, und sein Gesicht war feuerrot. Er kam in die Küche gerannt und hat’s mir gleich erzählt. Ich hab einen Brief von meinem Papa bekommen! Einen Brief, in dem er schreibt, dass er mich lieb hat und dass er von jetzt an seine ganze Zeit mit mir verbringen will! Hast du das gehört, Babette? Ist das nicht super? Er hat mit seinem Brief rumgewedelt, bis mir ganz schwindlig war. Und Philippe hatte Wort gehalten. Er hatte Alexandre versprochen, ihn Auto fahren zu lassen, und jeden Samstag- und Sonntagmorgen fuhr er mit ihm auf kleine Nebenstraßen, setzte ihn auf seinen Schoß und brachte ihm bei, das Steuer zu halten.
    Iris hatte zwei Gläser Champagner bestellt. Eine junge Frau in langem Kleid spielte mit langen, schlanken Fingern Harfe.
    »Was hast du diese Woche in Paris gemacht?«
    »Gearbeitet …«
    »Was denn? Erzähl doch.«
    »Ach, Iris, das ist doch uninteressant, und außerdem möchte ich nicht über meine Geschäfte reden, wenn ich hier bin.«
    Sie hatten einen Tisch am Rand der Terrasse. Philippe beobachtete einen Vogel: Er versuchte ein Stück Toastbrot wegzutragen, das von dem Teller gefallen sein musste, den der Kellner zusammen mit dem Champagner gebracht hatte.
    »Was macht denn der schöne Maître Bleuet?«
    »Der ist immer noch genauso tüchtig wie am Anfang.«
    Und immer mehr von sich eingenommen! Kürzlich war er auf dem Erste-Klasse-Flug nach New York mit seinem Steak unzufrieden gewesen, also hatte er sich schriftlich beschwert und das Blatt in den Air-France-Umschlag gesteckt, der für Kommentare über den Flug bereitlag. Vor dem Zukleben hatte er noch seine Visitenkarte dazugelegt und … das Steak! Air France hatte seine Bonusmeilen verdoppelt!
    »Stört es dich, wenn ich mein Jackett ausziehe und die Krawatte lockere?«
    Sie hatte ihn angelächelt und zärtlich seine Wange gestreichelt. Eine Liebkosung, aus der eine gewisse eheliche Gewohnheit sprach. Zuneigung, Zärtlichkeit, ja, aber auch eine Gönnerhaftigkeit, die ihn auf die Stufe eines ungeduldigen Kindes herabwürdigte. Er ertrug es nicht, wenn sie ihn wie ein Kind behandelte. Ja, ich weiß, dachte er, du bist schön, du bist wundervoll, du hast die großartigsten blauen Augen der Welt, einzigartige Augen, die Haltung einer magersüchtigen Sultanin, deine Schönheit wird durch keine einzige Sorge getrübt, allmächtig und gelassen herrschst du über meine Liebe und vergewisserst dich mit einem leichten Klaps auf meine Wange, dass ich immer noch dein Untertan bin. Früher hat mich das gerührt, verzaubert, ich hielt deine zärtliche Herablassung für einen Liebesbeweis, aber soll ich dir was sagen, Iris, mittlerweile langweilst du mich, du langweilst mich, weil sich deine ganze Schönheit auf Lügen stützt. Ich habe dich wegen einer Lüge kennengelernt, und seit jenem Tag hast du nicht mehr aufgehört zu lügen. Anfangs dachte ich, ich könnte dich ändern, aber du wirst dich niemals ändern, denn dir gefällt, was du bist.
    Er biss sich auf die Lippe und lächelte kurz. Iris verstand ihn falsch.
    »Du erzählst mir nie etwas …«
    »Was soll ich dir denn erzählen?«, fragte er und beobachtete die Verrenkungen des Vogels, der das Stück Brot gepackt hatte und sich bemühte, es in seinem Schnabel unterzubringen.
    Iris warf einen Olivenkern nach dem Vogel, der mit seiner Beute davonzufliegen versuchte. Seine Anstrengungen waren zu komisch.
    »Du bist gemein! Das ist vielleicht das Abendessen für seine ganze Familie.«
    »Nein, du bist gemein! Du redest nicht mehr mit mir.«
    Sie verzog das Gesicht und schmollte, doch er wandte sich ab und blickte wieder zu dem Vogel. Nachdem dieser erkannt hatte, dass er nicht länger angegriffen wurde, hatte er seine Last abgelegt und versuchte, sie mit schnellem Picken in zwei Hälften zu teilen. Philippe lächelte, entspannte sich, breitete die Arme aus und seufzte erleichtert.
    »Ahh, endlich raus aus Paris!«
    Er musterte sie aus dem Augenwinkel: Sie schmollte

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