Die gelben Augen der Krokodile: Roman (German Edition)
regelmäßig. An jedem Monatsende
kam der Scheck. Pünktlich wie eine Schweizer Uhr, lachte Antoine hämisch, wenn er den Umschlag öffnete. Der dachte wohl, er könnte mich aufs Kreuz legen, aber da ist er an den Falschen geraten. Ich kann auch die Zähne zeigen.
Nichtsdestoweniger häuften sich Antoines Probleme. Er hatte eine Gruppe von Wissenschaftlern im Croco Park aufnehmen müssen, die das Blut von Krokodilen erforschten, um neue Antibiotika zu entwickeln. Diese elenden Viecher überleben alles. Wenn sie sich verletzen, bekommen sie keine Infektion, keine Blutvergiftung, nein, die Wunde vernarbt, und sie marschieren putzmunter von dannen. Ein Molekül in ihrem Blut macht sie gegen alles immun. Er hatte die Wissenschaftler unterbringen, sie verpflegen und ihnen Arbeitsräume zur Verfügung stellen müssen. Noch mehr Probleme für Antoine. Mehr Profit für Mister Wei! Ich hab’s satt, dass es immer in die gleiche Richtung geht, schimpfte Antoine stumm und schoss erneut.
»Hör auf!«, protestierte Mylène, »die armen Tiere haben dir doch nichts getan …«
Weil der Chinese jede Geschäftsidee sofort aufgriff! Nachdem er von Mylènes Laden erfahren hatte, hatte er sie angerufen. Er hatte ihr vorgeschlagen, sich mit ihm zusammenzutun und gemeinsam eine Make-up- und Pflegeserie mit dem Namen »Belles de Paris« zu entwickeln. Er wollte die Verpackungen in Frankreich herstellen lassen, um das Markenzeichen »Made in France« auf die Schachteln drucken zu können. Das würde den Erfolg der Produkte auf dem chinesischen Markt garantieren. Und außerdem hat der Typ ein unglaubliches Schwein, schäumte Antoine und lud nach. Was er auch anfasst, verwandelt sich in Gold!
Im Gegensatz zu ihm.
Seine Milliardärsträume platzten fröhlich vor sich hin. Die Krokodile erwiesen sich als unzuverlässiger Rohstoff: fett, impotent, anspruchsvoll. Sie fraßen nur Hühnchen oder Menschenfleisch. Was nicht nach ihrem Geschmack war, ließen sie in der Sonne verfaulen! Man könnte meinen, sie wären in einem Fünf-Sterne-Hotel aufgewachsen, wütete Antoine und ließ ganze Karrenladungen Reis vor ihnen auskippen, der mit einer speziellen Mischung aus Austern und Algen verfeinert war, die er eigens aus São Paulo hatte kommen lassen.
Sie rührten ihn nicht an. Genauso wenig wie Enten oder Fischfrikassee. Sie bestanden auf Hühnchen. Wenn man ihnen anderes Futter vorsetzte, wandten sie unwillig den Kopf ab.
»Das kann doch nicht wahr sein!«, stieß Antoine zwischen den Zähnen hervor. »Die sind so fett, dass sie es nicht mal mehr schaffen, ihre Weibchen zu besteigen. Hast du das gesehen? Die Weibchen baggern wie verrückt an ihnen rum, und die machen nicht mal ein Auge auf.«
»Sie lachen sich tot, weil du hier so rumzeterst. Sie wissen genau, dass sie am Ende als Sieger dastehen …«
»Das wird ihnen aber nichts nutzen, wenn sie immer fetter werden.«
»Ach was! Die stehen immer noch sicher auf ihren vier Beinen, wenn du längst tot bist. Diese Tiere können hundert Jahre alt werden!«
»Es sei denn, ich knall sie vorher alle ab!«
»Und du glaubst, das wäre eine Lösung?«
»Es gibt keine Lösung, Mylène, ich hab mich übers Ohr hauen lassen wie ein blutiger Anfänger! Wei ist das scheißegal, der kann das verschmerzen, aber was ist mit mir? Ich hab in eine Farm voller fetter, impotenter Krokodile investiert.«
Zu allem Überfluss hatte Antoine gemerkt, dass fast alle Weibchen, die aus Thailand eingeflogen worden waren, die Wechseljahre bereits hinter sich hatten. Er hatte den Direktor der Zucht angerufen, der persönlich die Boeings mit den siebzigtausend Krokodilen beladen hatte, und hatte sich beschwert.
»Forty eggs a day! Forty eggs a day!« , hatte der Thai versichert.
»Zero egg a day« , hatte Antoine in den Hörer gebrüllt.
»Oh«, hatte der Thailänder daraufhin entgegnet, »they must be grandmothers then! You are not lucky, we put the wrong ones in the plane, we didn’t know …«
Krokodile jenseits der Wechseljahre! Und mit denen sollte er die Geburtenrate explodieren lassen! Die Gerberei hatte die Herstellung von Leder heruntergefahren, und auch die Konservenfabrik hatte ihren Ausstoß halbiert. Vielleicht bringt ja die Entwicklung der Antibiotika was ein, aber davon steht nichts in meinem Vertrag. Und ich bin wieder der Angeschmierte, Scheißreptilien!
Er schoss erneut in die Luft. Das Krokodil zog ein Augenlid hoch.
Mylène zuckte mit den Schultern und beschloss, in ihr Büro
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