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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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dem reißenden Wasser, es würde dem Reiter Schwierigkeiten machen, vielleicht sogar versuchen, ihn abzuwerfen.
    Seine Vermutung war richtig – gleich darauf sah er ein reiterloses Pferd, das über das lose Gestein trabte und dann ratlos stehen blieb. Oleg musste aus dem Sattel gestürzt sein, jetzt hatte er ihn gleich.
    Er hatte zu früh triumphiert. Ein Gesteinsbrocken, groß wie ein Fässchen, schlug dicht vor ihm auf den Boden auf, sein Pferd stieg in wilder Panik, eine Flut von kleinerem Geröll folgte auf den Brocken, und Andrej konnte das erschrockene Tier nur mit Mühe wieder in seine Gewalt bringen. Er fluchte und suchte mit den Augen die Felsen über ihm ab. Er war in eine Falle geritten, die ihn fast das Leben gekostet hätte.
    Er hatte keine Lust, auf weitere Geschosse zu warten, sondern stieg vom Pferd und begann zu klettern. Das Gestein war bröckelig, dazu feucht, die Gischt des schäumenden Gewässers hatte sich darauf niedergeschlagen, immer wieder glitt er aus, klammerte sich an kleinen Vorsprüngen fest und zog sich in die Höhe. Er war im Nachteil, das wusste er, denn der schlanke Oleg war ohne Zweifel der bessere Kletterer. Als er einen schmalen Felsabsatz erreicht hatte, hielt er inne, versuchte, seinen Gegner irgendwo auszumachen, doch vergeblich. Entweder war Oleg schon wieder hinuntergestiegen, um davonzureiten – oder er hielt sich gut verborgen. Andrej verharrte bewegungslos und wartete. Gut zehn Meter unter ihm toste das wilde Gewässer, das sich durch abgestürztes Gestein seinen Weg suchte. Dann plötzlich spürte er instinktiv, dass sich etwas über ihm regte, er sah hinauf, erkannte seinen Gegner, der kaum zwei Meter über ihm hockte, und er konnte sich gerade noch an die Felswand pressen. Ein heftiger Schlag traf seinen Rücken, der kopfgroße Brocken prallte von ihm ab, schlug hinter ihm auf einen Felsabsatz auf und landete in dem aufschäumenden Wasser. Andrej klammerte sich an den Fels, der Schlag war heftig gewesen, einen Moment lang hatte er Mühe zu atmen. Wie durch einen Nebel sah er über sich das grinsende Gesicht seines Feindes, der jetzt ein neues Geschoss über den Rand des Vorsprungs schob. Dann spürte man ein Beben in der Felswand, kleine Steinchen schlugen auf Andrejs Schultern, rötlicher Staub hüllte ihn ein, und er vernahm ein Donnern, das gewaltiger war als das Tosen in der Tiefe.
    Natalja hatte große Mühe gehabt, sich während des Abstiegs auf dem Pferd zu halten, sie musste sich fest in die Mähne krallen und wäre dennoch fast über den Hals des Tieres gerutscht. Eine Weile war sie stromabwärts geritten, dann begriff sie, dass sie sich geirrt haben musste, und wendete ihr Pferd. Die Stute setzte die Hufe mit großer Vorsicht, das wild dahinströmende Gewässer schien sie zu beunruhigen, sie scheute und blieb endlich bockbeinig stehen. Ärgerlich trieb Natalja ihr Reittier an, rutschte schließlich hinab und zog die Stute am Zaumzeug hinter sich her, doch das Tier weigerte sich schon nach wenigen Schritten, ihr zu folgen.
    „Du stures Vieh!“, schimpfte sie aufgebracht, ohne dass die Stute sie hören konnte, denn der Wildbach überdeckte ihre Stimme. Dann erblickte sie plötzlich eine feine, rötliche Wolke, die in einiger Entfernung aus der Felswand aufzusteigen schien, und sie begriff, dass das Tier davor scheute. 
    Ein Feuer? Hier in der Schlucht? Was sollte hier wohl brennen? Sie ließ die Stute stehen und wollte den Weg zu Fuß fortsetzen, da stutzte sie und blieb erschrocken stehen. Ein reiterloses Pferd galoppierte auf sie zu, dann ein zweites. Beide Tiere schienen in wilder Panik, preschten an ihr vorbei, ohne sich um sie zu kümmern, ihre Stute bäumte sich auf und folgte den fliehenden Pferden bachabwärts.
    Sie starrte den Tieren nach, und Angst erfasste sie. Es konnten nur Andrejs und Olegs Pferde sein – was war mit den Reitern geschehen? Ihre Augen suchten jenes seltsame, rötliche Wolkengebilde, das inzwischen nur noch ein feiner Nebel war und sich langsam absenkte.
    Ein Bergrutsch! Großer Gott – deshalb hatte die Stute nicht weitergehen wollen. Natalja spürte, wie sie im Innersten zu frieren begann. Der Berg war herabgestürzt, und zwei reiterlose Pferde waren dem Verderben entkommen.
    Sie begann zu laufen, ihr Herz hämmerte, sie spürte weder Stein noch Geröll unter den Füßen, hörte weder das Tosen des Wildbaches noch ihr eigenes Japsen. Felswände schienen auf sie zuzustreben, glitten an ihr vorüber, Wasser spritzte unter

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