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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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lassen.
    Er band das Pferd am hölzernen Zaun fest und ging ins Gasthaus, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Ärgerlich sah sie ihn in der Eingangstür verschwinden und überlegte, ob sie absteigen und hinter ihm herlaufen sollte. Doch gerade als sie ihren triefenden Rock schüttelte, um besser vom Pferd steigen zu können, kehrte er schon wieder zurück, begleitet von einem jungen Menschen, der ihm diensteifrig folgte.
    „Darf ich behilflich sein, Comtesse“, sagte Andrej und reichte ihr die Hand hinauf, während der junge Bauer schon die Zügel des Pferdes ergriff, um es in den Stall zu führen.
    Sie ignorierte seine hilfreiche Geste und stieg allein ab, denn sein Ton war ihr allzu bissig. Dachte er vielleicht, sie könne nicht reiten? Natürlich war es in diesem nassen Reisekleid nicht ganz einfach, aber sie war daheim auf dem Gutshof der Großmutter häufig geritten.
    Andrej ärgerte sich erneut über ihre Hochnäsigkeit. Trotzdem entledigte er sich seines Mantels und legte ihn ihr über die Schultern. Sie machte eine abwehrende Bewegung, ließ es dann aber geschehen. „Danke, aber das ist unnötig, wir sind ja sowieso gleich im Trockenen.“
    Sie war tatsächlich noch viel blauäugiger, als er gedacht hatte. „Wollen Sie, dass alle Bauern Sie in diesem nassen Kleid anstarren?“
    Er sah an ihrem verblüfften Gesichtsausdruck, dass ihr solche Gedanken bisher nicht in den Sinn gekommen waren. Oh jugendliche Naivität einer behüteten Adelstochter. Plötzlich musste er an seine Mutter denken, und ein grimmiger Zug glitt über sein Gesicht. Auch sie war jung und ahnungslos gewesen, und sie hatte es bitter bereuen müssen.
    Er legte den Arm um ihre Schultern, schob sie zur Tür und murmelte währenddessen: „Ich habe erzählt, dass Sie meine Schwester sind. Also werde ich Natalja zu Ihnen sagen, und Sie haben mich Andrej zu nennen. Ist das klar?“
    Ihr war gar nichts klar, im Gegenteil, sie fand diesen Schwindel ziemlich dreist. Dann aber fiel ihr ein, dass es besser so war, denn ihre Großmutter würde ganz sicher überall nach ihr suchen lassen. Trotzdem hätte er sie wenigstens vorher fragen können!
    Im Gasthof war es warm, der Geruch von Kohlsuppe drang aus der Küche, und die füllige Wirtin lächelte Andrej einladend entgegen.
    „Was für ein Wetter, Herr“, rief sie bedauernd und schaute auf Andrejs nasse Stiefel und seinen triefenden Hut. „Setzt Euch an den Tisch, ich bringe gleich heiße Suppe und Tee.“
    Auch der Wirt, ein dünnes Männlein mit einem rötlichen Ziegenbart und hängenden Augenlidern, war eifrig um seine Gäste bemüht und schleppte Gläser und eine Flasche Schnaps herbei. „Trinkt ein Gläschen, Herr – das hilft gegen die Erkältung und die Schwindsucht“, meinte er und zwinkerte Andrej vertrauensselig zu.
    „Später. Zuerst müssen wir trockene Sachen anziehen. Zeig uns die Kammern.“
    Natalja, die vor Kälte zitterte, stellte fest, dass man Andrejs Wünsche auf der Stelle und ohne Fragen erfüllte, während sie selbst kaum beachtet wurde. Es musste an seinem Auftreten liegen, an seiner Stimme, die gewohnt war, Befehle zu geben, und Widerspruch nahezu unmöglich machte. Vielleicht aber auch an seinen schönen, blauen Augen und seiner – sie gab es nur ungern zu – eindrucksvollen Männlichkeit. Jedenfalls schalt die Wirtin ihren Mann jetzt einen alten Narren und führte die Gäste eine Stiege hinauf in einen niedrigen Raum, in dem es mehrere Lagerstätten gab, einige wackelige Stühle und ein Tischlein mit einer Schüssel nebst Wasserkrug.
    „Hier gibt es alles, was Ihr braucht“, schwatzte sie und wies auf die Strohsäcke. „Die nassen Kleider werden wir unten auf der Veranda trocknen, und hier könnt Ihr Euch waschen.“
    Andrej fing Nataljas entsetzten Blick auf und grinste in sich hinein. Er war jedoch verständnisvoll genug, auf ihre Ängste Rücksicht zu nehmen.
    „Meine Schwester ist es nicht gewohnt, mit mir in einem Raum zu schlafen. Gibt es nicht eine Nebenkammer?“
    Die Wirtin machte ein erstauntes Gesicht, vermutlich hatte sie die Lage völlig falsch gedeutet. Dann kratzte sie sich unter dem Kopftuch und wandte sich um. „Hier ist eine Abstellkammer unter dem Dach, Herr. Wenn das Eurer Schwester genügt, soll’s mir recht sein.“
    Der Raum war kaum größer als Nataljas Kleiderkammer in St. Petersburg und mit Gerümpel jeglicher Art angefüllt, in dem offensichtlich die Mäuse nisteten. Außerdem gab es eine undichte Stelle im Dach, aus der es

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