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Die Geliebte des Kosaken

Die Geliebte des Kosaken

Titel: Die Geliebte des Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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vorsichtig zu sein. Nowgorod war einst eine reiche und mächtige Handelsstadt gewesen, jetzt aber war ihr Stern gesunken, wo früher die Handelshäuser großer Gesellschaften gestanden hatten, trieb sich heute allerlei Gesindel herum. Nicht alle Geschäfte, die hier abgewickelt wurden, waren sauber, und ein ahnungsloser Reisender konnte leicht irgendwo im Gewirr der winzigen, verschlungenen Gässchen auf Nimmerwiedersehen verschwinden. 
    Natalja ärgerte sich nicht wenig über das Verbot, denn sie hätte gern einen kleinen Spaziergang durch diese engen Sträßchen gemacht, wo so aufregende, geheimnisvolle Dinge in den Hauseingängen feilgehalten wurden. Missmutig ritt sie hinter Andrej her und dachte darüber nach, dass er mindestens so streng war wie ihre Großmutter, die ihr auch immer alles verbieten wollte.
    Immerhin gab es hier eine Brücke über den Fluss, und während sie auf die andere Seite der Stadt ritten, sah sie schaudernd hinunter auf das dunkle Wasser, das so harmlos und ruhig zu fließen schien und doch unter seiner glitzernden Oberfläche solch todbringende Kräfte barg. Lastkähne zogen vorüber, kleine Schiffe segelten dahin, am Ufer hing Wäsche auf den Leinen, nackte Kinder badeten im seichten Wasser.
    Drüben umschlossen die hellen Arkadenreihen des Jaroslaw-Hofs ein unübersichtliches Gewirr kleiner Kirchen und Häuser, in denen Waren aller Art zum Kauf auslagen. Obgleich es bereits später Nachmittag war, gab es zahlreiche Käufer und Neugierige, die zwischen niedrigen Häuschen und Ständen umhergingen und hofften, zu dieser späten Stunde bessere Preise aushandeln zu können. Andrej hielt neben einer Gruppe Kinder an, beauftragte einen der größeren Jungen, die Reittiere zu halten, und half Natalja vom Pferd. Er hatte das mit einem Tuch umwickelte Geld in seiner Satteltasche aufbewahrt, steckte das Bündel jetzt in seine Jacke und zog einige Rubelscheine daraus hervor.
    „Verbirg es in deinem Ärmel“, raunte er ihr zu, „es muss niemand sehen, dass du so viel Geld bei dir hast.“
    Sie rollte die Scheine zusammen und tat, was er ihr gesagt hatte. Ja, vermutlich hatte er recht, denn es gab hier doch einige recht seltsame Gestalten, die sie schon seit einiger Zeit mit aufdringlichen Blicken verfolgten. Sie war jetzt froh, Andrej an ihrer Seite zu haben, denn sein hoher, kräftiger Wuchs und der energische Blick seiner blauen Augen flößten jedem Respekt ein.
    Andrej prüfte die angebotenen Reitsättel mit Kennerblick, stellte Fragen und ging von einem Stand zum anderen, um den günstigsten Preis auszuhandeln. Natalja sah verwundert dabei zu und fand es ausgesprochen peinlich, so unnachgiebig um eine Ware zu feilschen. Ihre Großmutter hatte niemals gehandelt – man kaufte oder kaufte nicht, sich mit einem geldgierigen, schiefäugigen Händler herumzuärgern, wäre weit unter der Würde der Großfürstin gewesen.
    „Kann ich dort drüben schon einmal einige Kleider besehen?“, fragte sie und zupfte ihn am Ärmel.
    Der Stand war nur wenige Schritte entfernt, und Andrej war gerade in der heißesten Phase seiner Verhandlung, daher nickte er und murmelte nur: „Aber bleib in der Nähe!“
    „Ja, großer Bruder.“
    Sie war sehr froh, ihre Einkäufe ohne ihn erledigen zu können, denn sie war sich nicht sicher, ob er ihre Erwerbungen gutheißen würde. Aufmerksam prüfte sie die ausgelegten Kleidungsstücke, und da der erste Stand ihre Wünsche nicht befriedigen konnte, schlenderte sie zum Eingang eines der kleinen Häuser, um weitere Waren anzuschauen. Ein rascher Seitenblick zeigte ihr, dass Andrej immer noch hartnäckig feilschte, er hatte einen sehr schönen Ledersattel ausgewählt, dazu Steigbügel und Satteltaschen. Es sah fast aus, als mache ihm die Sache einen diebischen Spaß, nun – er würde noch eine Weile beschäftigt sein.
    Ein schwarzlockiger Händler im langen Kaftan winkte Natalja herbei, um ihr seine Waren zu zeigen, und sie fand dort tatsächlich, was sie suchte. Ohne Zögern zahlte sie den geforderten Preis, und der Händler schnürte die Kleidungsstücke zu einem Bündel zusammen. Er war über das gute Geschäft erfreut und neigte sich fürsorglich zu ihr hinüber.
    „Wickeln Sie das Ende der Schnur um Ihren Arm“, riet er ihr mit gesenkter Stimme, „die Diebe sind dreist hier auf dem Markt.“
    Lächelnd folgte sie seinem Rat und wurde gleich darauf von einem Stand angezogen, an dem blitzende Armreifen und seidene Tücher angeboten wurden. Sie kaufte einen

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