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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geschlossenen Lidern begann ein roter Nebel zu wirbeln. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Cassidy das Gefühl, in Ohnmacht zu fallen. Ihre Protestlaute wurden leiser. Und Colin nahm sich immer mehr.
    Er zog sie mit sich, schnell und heftig, in eine Welt jenseits der Vernunft, in eine Welt, in der nur Gefühle regierten. Unfähig, ihm noch länger zu widerstehen, gab Cassidy sich seiner fordernden Umarmung hin. Sie wehrte sich nicht, als er sich daran machte, ihren Reißverschluss zu öffnen, denn ihr Körper stand in Flammen. Sie reagierte instinktiv auf seine Berührungen. Ein Klopfen ertönte von der Tür her, hallte in dem großen Raum wie ein Kanonenschlag. Colin ignorierte es und widmete sich weiter Cassidys Mund.
    »Colin.« Wie aus weiter Ferne hörte Cassidy Gails Stimme. »Da ist jemand, der dich sprechen möchte.«
    Mit einem wilden Fluch riss Colin sich von Cassidys Lippen los. Er gab sie so abrupt frei, dass sie strauchelte. Er knurrte, als er sie auffing, doch was immer er sagen wollte, blieb ihm im Hals stecken, als er ihre riesengroßen verängstigten Augen sah.
    Ihre Lippen zitterten. Sie schluchzte, während sie sich an ihm festhielt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Komm schon, Colin, stell dich nicht so an.« In Gails Stimme schwang die Geduld langjähriger Erfahrung mit. »Du bist doch bestimmt fast fertig.«
    »Verdammt! Ist ja schon gut!«, knurrte Colin, ohne jedoch den Blick von Cassidy zu wenden. Eine Hand an ihrem Arm, führte er sie zum Umkleidezimmer. Dort wandte er sich ihr zu und musterte sie. Stumm schaute sie zu ihm auf, bemühte sich, ihre Fassung zurückzugewinnen und ruhig zu atmen. Am liebsten hätte sie losgeheult.
    Ein unbestimmter Ausdruck huschte über Colins Miene. »Zieh dich um«, sagte er leise. Er zögerte kurz, so als wolle er noch etwas hinzufügen, aber dann wandte er sich ab und zog die Tür hinter sich zu.
    Cassidy lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Sie zitterte am ganzen Körper. Es verging eine Weile, bis die Stimmen aus dem Atelier in ihr Bewusstsein drangen.
    Da waren Gails hektische Worte, angefüllt mit nervöser Energie. Und Colins Stimme, völlig ruhig jetzt, ohne die geringste Spur von Wut oder Leidenschaft, so wie vor wenigen Minuten noch. Eine unbekannte Stimme mischte sich in die Unterhaltung. Männlich, klar und aufgeräumt, mit einem italienischen Akzent. Cassidy konzentrierte sich auf den Klang der Stimmen, nicht auf das, was gesagt wurde. Sie drehte sich und erhaschte ihr Bild im Spiegel. Was sie dort sah, erschreckte sie zutiefst.
    Noch immer war die Farbe nicht in ihre Wangen zurückgekehrt, sie war fast so bleich wie die Seide, die sie trug. Ihre Augen blickten gehetzt. Aber das, was sie am meisten schockierte, war der Ausdruck von Verletzlichkeit, der auf ihrer Miene lag. Sie sah aus wie eine Frau, die ihre Niederlage akzeptierte.
    Nein! Nein, das werde ich nicht! Sie legte eine Hand auf das Gesicht im Spiegel. Auf diese Art wird er nichts gewinnen, und das wissen wir beide.
    Hastig zog sie das Kleid aus und stieg in ihre eigenen Sachen. Die sportliche Khakihose mit Hemd ließen sie weit weniger zerbrechlich aussehen. Sorgfältig begann sie, Make-up aufzutragen. Das Gespräch aus dem Atelier drang in ihr Bewusstsein. Den ersten Satzfetzen lauschte sie noch unbeabsichtigt.
    »Eine höchst interessante Farbgebung, Colin. Du scheinst auf eine sehr verträumte Wirkung hinzuarbeiten.«
    Erst bei Gails Kommentar wurde Cassidy bewusst, dass die Unterhaltung sich um ihr Bild drehte. Mit gerunzelter Stirn trug sie Rouge auf ihre Wangen auf. Gail ließ er das Bild also sehen, aber sie durfte es nicht? Ärger machte sich in ihr breit.
    »Es scheint fast ein wenig zu gefühlvoll. Das wird eine Überraschung für die Kunstwelt sein.«
    »Gefühlvoll, genau«, ertönte die Stimme des Italieners. Jetzt lauschte Cassidy ohne die geringsten Skrupel. »Aber da liegt auch Leidenschaft in dem Spiel der Farben, und die Linie des Kleides zeugt von kühler Sachlichkeit. Ich bin fasziniert, Colin. Allerdings kann ich deine Absicht nicht ganz ausmachen.«
    »Ich habe doch immer mehr als nur eine«, hörte Cassidy ihn mit trockenem Spott antworten.
    »Das weiß ich nur zu gut.« Der Italiener gluckste amüsiert, dann entfuhr ihm ein erstaunter Ausruf. »Aber du hast ja noch gar nicht mit dem Gesicht angefangen!«
    »Nein.« Cassidy hörte die Gleichgültigkeit aus Colins Antwort heraus, aber der Italiener ließ sich davon nicht abschrecken.
    »Sie

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