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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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durch.« Ohne auf ihre Zustimmung zu warten, zog er sie mit sich durch den Raum.
    Gail hob ein Gemälde auf und stellte es auf die Staffelei. Es war der Akt der Frau mit der milchweißen Haut. Gail lächelte.
    »Cassidys Vorgängerin«, verkündete sie und trat zurück an Colins Seite. Es war nicht zu übersehen, dass sie damit einen Besitzanspruch anmeldete. Cassidy vermied es, Colin anzusehen, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Bild.
    »Ein wahrhaft erlesenes Geschöpf«, murmelte Vince. »Welch grenzenlose Weiblichkeit! Welch verführerische Verruchtheit!« Lächelnd wandte er sich Cassidy zu. »Was meinen Sie?«
    »Ein herrliches Bild«, erwiderte sie ohne zu zögern. »Sie bringt mich in Verlegenheit, und dennoch beneide ich sie um ihr unerschütterliches Vertrauen in ihre Sexualität. Ich glaube, sie würde die meisten Männer einschüchtern … und es genießen.«
    »Dein Modell scheint eine hervorragende Menschenkennerin zu sein«, wandte Vince sich an Colin und rieb mit dem Daumen leicht über Cassidys Handrücken. »Ja, ich nehme es. Und den Faylor, den Gail mir unten in der Galerie gezeigt hat. Der Mann hat Potenzial. Und jetzt …« Er drehte sich wieder zu Cassidy zurück, betrachtete sie voller Bewunderung. »Gehen Sie heute Abend mit mir aus, bella mia. Ohne eine schöne Frau ist diese Stadt ein einsamer Ort.«
    Ein Lächeln zog auf Cassidys Gesicht, doch bevor sie Vince antworten konnte, legte Colin ihr seine Hand auf die Schulter.
    »Die Gemälde gehören dir, Vince. Mein Modell nicht.«
    »Ah.« Eine unmissverständliche Bedeutung lag in dieser einen kurzen Silbe. Cassidy verengte verärgert die Augen, während Colin das Gemälde von der Staffelei hob.
    »Lass das hier und den Faylor für Vince einpacken.« Er reichte das Gemälde an Gail weiter. »Ich komme gleich zu euch nach unten.«
    Wortlos durchquerte Gail das Atelier und rauschte zur Tür hinaus. Vince sah ihr nachdenklich hinterher, dann wandte er sich zurück zu Cassidy.
    » Arrivederci, Cassidy St. John.« Mit einem bedauernden Seufzer küsste er ihre Hand. »Es scheint, als müsste ich meinen eigenen Traum im Nebel finden.« Den Kopf zu Colin zurückgewandt, ging er zur Tür. »Ich erwarte einen Vorzugspreis, mein Freund, damit es mir überhaupt gelingt, diese maßlose Enttäuschung zu überwinden.« Mit einem Lächeln sah er zu Cassidy. »Sollten Sie jemals in Italien sein, bella mia …« Und damit ließ er die beiden allein.
    In der Sekunde, als die Tür zufiel, wandte Cassidy sich bebend vor Wut zu Colin um. »Wie kannst du es wagen!« Ihre Wangen brauchten jetzt sicherlich kein Rouge mehr. »Wie kannst du es wagen, so etwas anzudeuten!«
    »Ich habe Vince lediglich gesagt, dass er meine Bilder haben kann, aber nicht mein aktuelles Modell«, tat er ungerührt ab und ging zu der Staffelei, um Cassidys Gemälde wieder zu verhängen. »Eine angebliche Doppeldeutigkeit war damit nicht beabsichtigt.«
    »Oh nein, natürlich nicht!« Sie schäumte vor Rage und folgte ihm. »Es war Absicht«, behauptete sie. »Du hast genau gewusst, was du tust. Und ich gedenke nicht, dir diese Art von Einmischung in mein Leben zu erlauben, Sullivan.« Sie bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. »Ich allein entscheide, mit wem ich mich wann und wo treffe, und ich erlaube nicht, dass du irgendwelche anders geartete Anspielungen machst!«
    Colin schob die Hände in die Taschen, einen Moment lang musterte er schweigend ihr Gesicht, und als er sprach, klang er völlig gelassen und ruhig. »Du bist noch sehr jung und bemerkenswert naiv, Cass. Vince ist ein langjähriger und zudem ein sehr guter Freund. Ebenso ist er ein äußerst charmanter Schwerenöter, verzeih den altmodischen Ausdruck. Was Frauen betrifft, so zeigt er nicht die geringsten Skrupel.«
    »Aber du schon?!«, konterte sie ungestüm. Sie sah, wie Colin sich versteifte, sein Kinn wurde hart, ein Muskel in seiner Wange zuckte. Zum ersten Mal konnte sie mitverfolgen, wie er seine eiserne Selbstkontrolle einsetzte, um sein aufloderndes Temperament zu beherrschen.
    »Eins zu null für dich, Cassidy«, sagte er leise. Die Hände noch immer in den Taschen, beobachtete er sie durchdringend. »Komm erst am Donnerstag zurück.« Er ging zur Tür. »Ich brauche einen oder zwei Tage Pause.«
    Zerknirscht blieb Cassidy allein in dem Atelier zurück. Ja, sie hatte die Schlacht gewonnen, doch es war ein leerer Sieg. Sie fühlte sich völlig ausgelaugt, sowohl körperlich als auch seelisch. Sie ging ins

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