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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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nach Alnwick zurück.
    Die Stunden seit ihrer Hochzeit waren in einem Taumel aus leidenschaftlicher Liebe und übersättigter Glückseligkeit wie im Flug vergangen. Die Frischvermählten hatten ihr Bettgemach nicht verlassen. Mary fand keine Zeit zum Nachdenken – und wollte es auch gar nicht.
    Stephen war ein fordernder Liebhaber, heiß und unersättlich, jedoch nie selbstsüchtig oder grausam. Hinsichtlich der Leidenschaft, die er bei ihr weckte, war sie ihm durchaus ebenbürtig. Sie hatte nicht den Willen, ihm etwas abzuschlagen, und lernte rasch, wie sie ihn verführen konnte.
    Wenn sie nicht schon schwanger gewesen war, dann, so dachte sie, musste sie es nach diesen zwei Tagen sein.
    Alnwick ragte vor ihnen auf. Im Verlauf der tagelangen Reise war die kalte, beängstigende und unwillkommene Realität wieder ins Bewusstsein gerückt. Unter normalen Umständen – wenn Stephen kein de Warenne und sie nicht eine schottische Prinzessin gewesen wäre – wäre sie voller Erwartung zu ihrem neuen Heim und ihrem neuen Leben als seine Gemahlin gereist.
    Unter anderen Umständen wäre sie mit Eifer und Aufregung erfüllt gewesen, die Zukunft hätte rosig und verheißungsvoll ausgesehen.
    Aber die Umstände waren nun einmal, wie sie waren. Ihr Gemahl war Northumberlands Erbe und sie Malcolms Tochter. Böse Vorahnungen quälten Mary.
    Wie sehr wollte sie das Leben, das nun ihr und Stephen gehörte, beginnen; wie sehr fürchtete sie sich vor dem, was die Zukunft bringen würde. Nun, im Lichte eines neuen Tages, verfolgten sie Malcolms Worte. Sie erinnerten sie in grausamer Weise daran, dass ihre Ehe allein durch ihrer beider Herkunft zum Scheitern verdammt schien.
    Ihr war nicht ein ruhiger Moment geblieben, um über das nachzudenken, was ihr Vater ihr bei der Hochzeit gesagt hatte. Die heutige lange Reisestrecke aber verleitete dazu, seinen Gedanken nachzuhängen, was sie bisher verzweifelt zu vermeiden versuchte.
    Das ging jetzt nicht mehr.
    Malcolm hatte von ihr verlangt, für ihn zu spionieren. Ihren Gemahl auszuhorchen.
    Mary fühlte sich immer noch geschockt von seinem Ansinnen.
    Der Grund für seine Zustimmung zu der Ehe war von Anfang an nur gewesen, sie in Northumberland als Spionin einführen zu können.
    Mary war nicht nur schockiert, sie war am Boden zerstört, und sie war wütend.
    War das der Mann, den sie ein Leben lang geliebt und verehrt hatte? Der Mann, der über ihre bubenhaften Possen gelacht hatte, während ihre Mutter sie ausschalt? Der Mann, der so stolz auf ihre Klugheit und, als sie älter wurde, auf ihre Schönheit gewesen war? War das der große König von Schottland?
    Wie konnte er ihr so etwas antun?
    Dass sie ihr Land und ihresgleichen nach wie vor liebte, stand außerfrage, ihre Heirat konnte daran nichts ändern. Und sie wollte Schottland als Ganzes erhalten und unabhängig sehen. Sie wünschte keinesfalls, dass Northumberland weiterhin über die Grenzen in das Land einfiel.
    Sie musste sich weigern zu tun, was ihr Vater von ihr forderte. Sie hatte ihr Gelübde vor Gott gegeben, und sie beabsichtigte, es zu erfüllen. Ihre Verpflichtung galt zuerst und vor allem anderen ihrem Gemahl, vor ihrer Pflicht gegenüber ihrem Vater oder ihrem Land. Aber lieber, gnädiger Jesus, nun, da sie Malcolms Absichten voll begriff, nun, da sie wusste, dass es keine Allianz geben würde, wie würde sie überleben? Wie würde ihre Ehe dieses Desaster überstehen?
    Offensichtlich plante Malcolm Verrat an Northumberland, an ihrem Gemahl. Es war nur eine Frage der Zeit, wann der derzeitige Frieden zerbrechen würde. Obwohl sie Stephen die Treue geschworen hatte – wie würde sie sich fühlen, wenn er gegen ihren Vater ins Feld zog? Oh, warum konnte nicht Frieden herrschen!
    Mary war verzweifelt, sie spürte bittere Galle im Mund. Malcolms schrecklichen Forderungen wollten ihr nicht aus dem Sinn gehen.
    Wie konnte er glauben, er könne sie einfach benutzen und dadurch ihre Chance auf Glück zerstören?
    »Wir sind zu Hause, Mary«, sagte Stephen leise und durchbrach damit ihre schweren Gedanken.
    Obwohl sehr mit sich selbst beschäftigt, war Mary sich der Gegenwart Stephens den ganzen Tag lang bewusst gewesen. Er ritt an ihrer Seite, ohne viel zu sagen. Und er kam ihr ebenfalls vergrämt vor. Es war, als wüsste er um die verrückten Kreise, in denen ihre Gedanken sich bewegten, als wüsste er, was Malcolm von ihr verlangt hatte.
    Sie betrachtete ihn und rief sich in Erinnerung, wie wundersam und herrlich die

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