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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Alnwick und Stephens Gemahlin, sondern als schottischer Eindringling. Sie brachte ein steifes, auf ihren Gemahl gerichtetes Lächeln zustande.
    »Guten Tag, Mylord.«
    Stephen erhob sich. Sein Vater hinter ihm nippte an einem Becher Ale, Geoffrey trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. Stephen trat zu ihr, allerdings nicht, um sie zu begrüßen.
    »Meine Mutter und Isobel sind in den Gemächern oben. Willst du nicht zu ihnen gehen?«
    Mary presste die Lippen zusammen, ihr Herz schmerzte. Auch er sah also ihr plötzliches Auftauchen als ein unwillkommenes Eindringen; er verwies sie des Saals. Ein heißer, bitterer Zorn stieg in ihr auf, als sie in das schöne Gesicht ihres Gemahls blickte.
    Er vertraute ihr nicht.
    Er vertraute ihr nicht, und sie sprachen über die Verteidigungsanlagen von Carlisle.
    Nein, das konnte nicht sein.
    Sie starrte ihn entgeistert an, auf ein Zeichen wartend, irgendein Zeichen, dass dieses vertrauliche Treffen nicht das war, als was es erschien. Doch er wiederholte lediglich seinen kaum verhüllten Befehl: »Wollt Ihr nicht zu meiner Mutter nach oben gehen, Madame?«
    Sie hatte in den letzten Tagen alles getan, um ihm zu gefallen, hatte ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen, ihm alles so leicht und angenehm wie möglich gemacht und öffentlich geschworen, ihm zu gehorchen und ihn zu unterstützen, aber er vertraute ihr noch immer nicht. Mary fühlte sich elend.
    Er vertraute ihr nicht, und sie sprachen über Carlisle!
    Mit einem kurzen Nicken, nicht in der Lage zu sprechen und erfüllt von Angst, machte Mary auf dem Absatz kehrt und lief hinaus.
    Die Gräfin blickte betroffen von ihrer Stickerei auf, als Mary eintrat. Isobel stürzte mit einem Freudenschrei auf sie zu und begann, ihr den neuesten Klatsch vom Königshof in London zu erzählen. Mary nickte und gab vor zuzuhören, doch stattdessen versuchte sie sich einzureden, dass alles gar nicht so schlimm sei, wie es ihr erschien, dass sie voreilige Schlüsse zog und dass sich ihr Gemahl, wenn er sie aus dem Raum schickte, damit er mit den anderen Männern sprechen konnte, nicht anders verhielt als die meisten Männer. Doch ihre stummen Worte klangen hohl; sie glaubte sich selbst nicht.
    Carlisle. Was hatten sie vor? Konnten sie einen Krieg planen, wirklich und wahrhaftig?
    Das ist nicht möglich, beschwor sie sich. Erst heute im Morgengrauen hatte Stephen sie, nachdem sie sich geliebt hatten, so zärtlich in den Armen gehalten, und sein schläfriges Lächeln hatte von nichts als Liebe gesprochen. Er hatte ihr die Rose geschenkt, sein Versprechen ewiger Liebe – zumindest hatte sie das gedacht. Wenn er sie auch nur ein bisschen liebte, dann würde er nicht wegen Carlisle gegen ihre Familie in den Krieg ziehen.
    Sie musste seine Pläne aufdecken. Aber wie konnte sie lauschen, ohne die Gräfin argwöhnisch zu machen? Mary blickte auf Stephens Mutter und errötete schuldbewusst, denn Lady Ceidre betrachtete sie traurig, ohne Nadel und Faden Beachtung zu schenken – als würde sie begreifen, was Mary vorhatte. Sie fühlte sich wie eine gemeine Verräterin, doch sie sagte sich, dass sie niemanden verriet. Sie wollte lediglich in Erfahrung bringen, ob ihr Gemahl plante, gegen ihre Leute Krieg zu führen oder nicht. Und das musste sie wissen.
    Er muss mich doch ein bisschen lieben, dachte sie verzweifelt. Nur ein bisschen. Und dann würde es keinen Krieg geben.
    Stephen würde sich weigern, daran teilzunehmen.
    »Entschuldigt mich, Madame«, sagte sie zu der Gräfin, »ich fühle mich nicht sehr gut. Ich denke, ich gehe nach oben und lege mich hin.« Wie sie es hasste, ihre Schwiegermutter zu täuschen!
    »Soll ich Euch etwas bringen lassen?«, fragte Lady Ceidre und erhob sich, Mary eingehend und besorgt betrachtend.
    Mary hatte keinen Appetit; sie lehnte dankend ab und verließ nervös den Raum.
    Da sich das Frauengemach direkt zum Saal hin öffnete, unterbrach sie das Gespräch der Männer erneut. Sobald sie sie sahen, verstummten sie sofort. Mary ignorierte sie, obwohl ihr Gesicht vor Demütigung brannte, und verließ eilig den Raum. Erst als sie die halbe Treppe hinaufgegangen war und hörte, dass das Gespräch fortgesetzt wurde, blieb sie stehen und presste sich zitternd an die Wand.
    Tränen standen in ihren Augen. Sie war frisch verheiratet und liebte ihren Gemahl, und dennoch war sie im Begriff, ihm nachzuspionieren.
    Sie konnte die drei nicht gut verstehen, deshalb schlich sie langsam und vorsichtig wieder die

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