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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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dir getrennt leben kann.«
    Mary starrte erstaunt auf ihn. »Du kannst nicht getrennt von mir leben?«
    »Nicht glücklich.«
    »Stephen«, flüsterte sie. »Heißt das, du willst die Vergangenheit vergessen?«
    »Ich bin kein Mann, der leicht vergisst«, sagte Stephen ehrlich, ernst. »Aber ich gebe uns eine dritte Chance. Mit dem heutigen Tag fangen wir noch einmal neu an, Mary.«
    Mary blinzelte zu ihm auf, ihre Tränen versiegten endlich. Es schien ein Wunder zu geschehen. Es war, als würde Stephen sie heilen. Die Qual, der spürbare körperliche Schmerz, der ihre Brust versengt hatte, schrumpfte zu einem dumpfen Pochen, mit dem sie leben konnte. Tief aus ihrer Seele stieg echte Freude empor, eine Freude, die sich anschickte, ihren Kummer zu dämpfen.
    Stephen blickte sie unverwandt an.
    »Versprich mir, hier und jetzt, beim Leben des Kindes, dass du unsere Ehe nicht noch einmal in Gefahr bringen wirst. Ich muss glauben, dass ich dir vertrauen kann, Mary.«
    »Du kannst mir vertrauen. Ich werde dir nie wieder den Gehorsam verweigern, Stephen«, versprach Mary.
    Und endlich entspannte sich Stephens Miene. Sein Mund zuckte.
    »Ich wage nicht, auf solchen Respekt zu hoffen, Madame. Mit Sorgfalt und Umsicht zu handeln ist genug.«
    Und Mary lächelte breit und schmiegte sich an ihn. Sie hatte gewonnen. Stephen gehörte wieder ihr.

27
    Rufus war gerade von einer erfolgreichen Jagd zurückgekehrt und bester Laune. Als er von seinen Privatgemächern in den großen Saal herunterkam, legte er einen Arm um Duncan an seiner Seite.
    »Der heutige Tag war zweifellos ein gutes Omen«, sagte er zu seinem langjährigen Freund. »Bald werden wir noch weitaus größere Beute machen.«
    »Ich zähle darauf«, meinte Duncan kurz angebunden. Zurzeit brachte er kaum ein Lächeln auf die Lippen, so angespannt und ängstlich war er. Der König hatte seine Pläne ihm gegenüber nur angedeutet, doch Duncan hatte genügend Gerede mitbekommen, um zu wissen, dass bald, sehr bald, eine große englisch-normannische Armee nach Norden marschieren würde, um Donald Bane und Edmund zu entthronen. Er hoffte auf die Position an der Spitze dieser Armee und auf den Thron von Schottland.
    Rufus schlenderte durch den mit Höflingen überfüllten Saal und blieb immer wieder stehen, um ein paar Worte mit seinen Günstlingen zu wechseln.
    Dann bekam er große Augen, und seine Stimmung hob sich merklich, denn an einem Tisch gleich unterhalb des Podiums entdeckte er ein geliebtes und vertrautes Gesicht, ein Gesicht, das er selten sah.
    Obwohl Stephen seit Neujahr, als er Malcolm Canmores drei Söhne an den Hof gebracht hatte, in London war, kam er nur selten in den Tower, nur, wenn seine Anwesenheit nötig war oder wenn er einbestellt wurde.
    Rufus blickte einen Herzschlag länger als notwendig auf sein schönes Profil. Dann löste er den Blick widerstrebend vom Erben von Northumberland und schritt durch die Menge, die unverzüglich zurückwich und verstummte.
    »Setz dich zu mir«, sagte er freundlich zu Duncan. Zusammen stiegen sie auf die Empore. Dann wanderte Rufus' Blick unbeirrt wieder zu Stephen, und nun erstarb sein Lächeln sofort.
    Stephen reichte seiner Gemahlin gerade einen Bissen Lammfleisch.
    Das war natürlich nichts weiter als eine höfliche Geste. Doch die Art und Weise, wie er sie dabei anblickte, wie seine Augen leuchteten und seine Nasenflügel bebten, das alles war ganz und gar nicht höflich. Vielmehr konnte Rufus sogar aus dieser Entfernung erkennen, wie erregt Stephen war.
    Er blickte zu Mary. Ihr Gesicht war voll, ihre Brüste abstoßend groß. Wenn sie aufstand, würde sie bestimmt watscheln wie eine Ente. Eine Frau in ihrem Zustand sollte man nicht in die Öffentlichkeit lassen, dachte Rufus, erbost darüber, dass er so etwas in seinem Saal tolerieren musste. Nicht nur das, er wusste auch ohne jeden Zweifel, dass Stephen mit ihr ins Bett gegangen war, seit sein verdammter blöder Bruder sie nach London gebracht hatte, und dass er es wieder tun würde. Seiner Miene nach zu urteilen würde er sie wahrscheinlich gleich wieder beackern, sobald sie den Tisch verließen.
    Duncan folgte seinem Blick.
    »Erstaunlich, diese Macht, die meine kleine Halbschwester über diesen Mann hat. Erstaunlich – und gefährlich.«
    Rufus wandte sich ihm zu.
    »Sie stellt in der Tat eine Bedrohung für dich dar, lieber Duncan.
    »Wir haben noch nie darüber gesprochen, wir zwei beide, Sire. Aber glaubt Ihr, dass de Warenne Schottland an sich reißen

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