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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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reizenden Lächeln.
    Angenehme Gesellschaft würde ihr bestimmt gut tun, dachte Mary. Sie sank auf einen Stuhl und bemerkte erstmals an diesem Tag, dass sie von den Ereignissen erschöpft und überwältigt war, von der schlaflosen Nacht ganz zu schweigen. Außerdem war sie des Grübelns müde.
    »Ja, ich könnte ein wenig Gesellschaft gebrauchen.« In der Tat konnte sie eine Freundin gebrauchen. »Möchtest du mit mir frühstücken?«
    Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimte in ihr auf.
    Isobel trat zu ihr und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe schon gegessen.« Sie musterte Mary in aller Offenheit. »Aber ich leiste Euch gerne Gesellschaft.«
    Nun lächelte auch Mary.
    »Ihr seid sehr schön, Mylady.«
    Mary nahm einen Bissen von dem ofenwarmen Brot. »Nicht halb so schön wie du«, sagte sie ernst.
    Isobel reckte freudig den Kopf hoch. »Man sagt, ich sei sehr schön. Glaubt Ihr auch, dass das stimmt?«
    Mary bekam große Augen.
    »Wahre Schönheit kommt von innen«, erwiderte sie den Worten ihrer Mutter gemäß. »Aber du bist wirklich außergewöhnlich schön. Meine Mutter sagt allerdings immer, dass Eitelkeit eine Sünde ist.«
    »Wer ist Eure Mutter? Ist sie sehr fromm?«
    Mary war überrascht. Isobel blickte ihr geradewegs in die Augen. Mary fragte sich, ob man sie zu ihr geschickt hatte, um ihre Identität ausfindig zu machen, oder ob sie einfach ihrer kindlichen Neugier freien Lauf ließ.
    »Wie alt bist du, Isobel?«
    »Nicht viel jünger als Ihr, würde ich sagen«, erwiderte Isobel rasch. »Ich bin zehn.«
    Mary wusste, dass Isobel sie nicht beleidigen wollte. Wegen ihrer kleinen Statur wurde sie immer für jünger gehalten, als sie war; das hatte sie schon oft entsetzt.
    »Ich bin fast siebzehn. Viel älter als du.«
    »Alt genug, um verheiratet zu sein.«
    »Ich bin unverheiratet.«
    Zum ersten Mal, seit Isobel das Gemach betreten hatte, musste Mary an den denken, der sie entführt hatte.
    »Ihr seid so klein, nicht viel größer als ich, dass man Euch aus der Ferne für ein Kind halten könnte.«
    »Und du bist sehr groß für dein Alter.«
    »Mein Gemahl wird sicher einmal viel kleiner sein als ich.« Isobel lachte über diese Vorstellung. »Aber es ist mir gleichgültig, wie er aussieht, solange er stark und mächtig ist.«
    Mary starrte Isobel an, dachte darüber nach, was das Kind eben gesagt hatte, und ihr Herz tat einen Sprung.
    Isobel und sie waren einander ähnlich.
    »Stephen ist stark und mächtig«, bemerkte Isobel neckisch.
    Mary erwiderte nichts. Sie hörte Isobel nicht einmal. Ihre Gedanken waren in Aufruhr.
    Es stimmte. Sie und Isobel ähnelten einander. Sie hatten nicht nur fast dieselbe Größe und Statur, sie hatten auch beide langes blondes Haar. Im Schatten und aus einiger Entfernung würde man sie nicht unterscheiden können, nicht, wenn sie ihre kleinen Brüste zusammenschnürte und Isobels Kleider trug.
    »Lady – stimmt etwas nicht?«
    Mary zitterte vor Aufregung und Angst. Sie blickte verständnislos auf Isobel.
    »Verzeihung?« Es war ihre Pflicht, zu fliehen.
    Isobel wiederholte ihre Frage, doch Mary hörte nicht zu. Sie wusste, es war mehr als ihre Pflicht, zu fliehen, es war eine Notwendigkeit. Denn früher oder später, sei es in ein, zwei Tagen oder auch erst in einer Woche, würde Stephen de Warenne von diesem Will oder einem anderen seiner Spione vom Verschwinden von Malcolms Tochter erfahren. Und dann würde er wissen, dass sie die schottische Prinzessin war.
    »Madam?
    Mary riss sich zusammen.
    »Es tut mir leid, aber ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen und kann mich nicht gut konzentrieren.«
    Ihre Gedanken jagten sich. Irgendwie musste sie Kleider von Isobel ausborgen und in den Burghof gelangen. Da das nicht möglich war, ohne dabei Stephen oder einem seiner Brüder zu begegnen, konnte sie sich vielleicht Isobel anschließen, wenn diese außer Haus ging. Wenn sie erst einmal ohne eine Eskorte im Burghof war und für das junge Mädchen gehalten wurde, würde sich bestimmt eine Gelegenheit zur Flucht bieten.
    »Mögt Ihr meinen Bruder denn nun oder nicht?«, fragte Isobel mit einem schlauen Lächeln.
    Mary sah, dass die Kleine auf eine Antwort wartete, und gab sich Mühe, sich an ihre Frage zu erinnern. Dann begriff sie, was Isobel meinte – dass sie nach der letzten Nacht, die sie in Stephens Gemach verbracht hatte, wohl eine gewisse Sympathie für ihn haben musste.
    »Nein, Isobel, es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber so ist es nicht!«
    Isobel war

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