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Die Geliebte des Normannen

Die Geliebte des Normannen

Titel: Die Geliebte des Normannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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dass er die Identität der Gefangenen herausgefunden hatte. Er war sich nicht sicher, ob er die Wahrheit wirklich erfahren wollte. Eine böse Vorahnung erfüllte ihn.
    Will saß bereits am Tisch und ließ sich bewirten. Geoffrey stand bei ihm, Brand saß daneben und fragte Will sarkastisch: »Und, was hast du in Erfahrung gebracht? Ist die kleine Gefangene meines Bruders doch eine Mairi? Oder gehört sie einem großen schottischen Lord?«
    Will verzog das Gesicht. Als Stephen zu ihm trat, wusste er sofort, dass sein Vasall Marys wahre Identität festgestellt hatte und dass dies Probleme bedeutete. Will sprang auf, sein düsterer Blick war eine deutliche Warnung.
    »Stephen«, begann er, »Liddel ist in Aufruhr.«
    »Sprich.«
    Will schluckte.
    »Und Malcolm Canmore tobt.«
    Brands spöttisches Grinsen verschwand. Geoffrey starrte vor sich hin. Und Stephen verstummte. Er ahnte, was kommen würde, konnte es jedoch noch nicht glauben. Sein Verstand raste.
    »Malcolm Canmore?«, wiederholte er schließlich.
    »Ich fürchte, sie ist nicht das uneheliche Kind irgendeines Lords«, sagte Will grimmig.
    Stephen ahnte das Schlimmste.
    »Wer ist sie?«
    »König Malcolms Tochter.«
    Ein entsetztes Schweigen erfüllte den Saal.
    Als ob er glaubte, sie hätten nicht verstanden, wiederholte Will vorsichtig: »Ihr habt Prinzessin Mary gefangen genommen, Mylord.«
    Stephens Gedanken überstürzten sich, er war nicht wirklich in der Lage zu sprechen.
    »Malcolms Tochter? Bist du sicher?«
    Will nickte.
    Stephen war wie betäubt, er konnte es nicht fassen. Malcolms Tochter, Malcolms Tochter – wie ein Refrain gingen ihm die Worte unaufhörlich im Kopf herum. Er sah seine Brüder, die ebenso schockiert waren wie er selbst und Blicke austauschten.
    »Jesus«, sagte er heiser, »was habe ich getan?«
    »Seine reinblütige Tochter«, fügte Will als weiteren Schlag hinzu. »Sie ist verlobt mit Doug Mackinnon, dem Erben des Lords von Kinross. Ich blieb nicht länger, um noch mehr Informationen zu sammeln, aber Ihr könnt sicher sein, dass Ihr die Prinzessin habt. Und«, Will verzog das Gesicht zu einer Grimasse, »es ist bereits bekannt, dass Ihr sie entführt habt. Viele der Einheimischen haben die rote Rose erkannt.«
    Stephen zuckte zusammen. Er hatte sich jedoch von seinem Schock erholt und konnte klar denken. Wenn Malcolm Canmore wusste, dass er seine Tochter in der Hand hatte, konnte Stephen davon ausgehen, dass er sehr bald von ihm hören würde. Und so, wie er Malcolm kannte, war es am besten, sich sofort auf die Verteidigung vorzubereiten. Er wandte sich an seine Brüder.
    »Sie ist mit Kinross verlobt. Wieso haben wir von dieser Verbindung nicht erfahren?«
    »Sie müssen sich sehr bemüht haben, sie geheim zu halten«, meinte Geoffrey.
    Die Brüder sahen einander an, und ein jeder begriff die unzähligen politischen Auswirkungen, die sich mit dem Erzählten verbanden.
    Malcolms Bruder war auf den Hebriden im Exil. Er war ein legitimer Anwärter auf den schottischen Thron, denn jeder männliche Verwandte konnte bereits zu Lebzeiten des Königs als dessen Nachfolger nominiert werden. Donald Bane genoss auf den Hebriden – bei den Bewohnern der Inseln Ust, Skye und Lewes – sowie an der Nordostküste Schottlands außerordentliches Ansehen. In diesen Gebieten regierten viele vom Clan der Mackinnon. Wenn Malcolm seine Tochter einem Mackinnon zur Ehe gab, selbst wenn dieser nicht auf den Hebriden ansässig war, hoffte er darauf, den ganzen mächtigen Clan auf seine Seite zu ziehen. Der Grund dafür war klar: Er wollte, dass einer seiner Söhne als Kandidat für die Königsnachfolge ernannt wurde.
    »Du hast dich wahrhaftig selbst übertroffen, Bruder«, bemerkte Brand.
    Zorn begann sich in Stephen zu regen.
    »Sie muss mich für einen Trottel halten. Und das bin ich wohl auch.«
    Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass sie in der Schlacht der Worte und der Willensstärke in der Tat Siegerin geblieben war. Er war nicht in der Lage gewesen, ihr mit seiner Verführungskunst die Wahrheit zu entlocken, und das war sein Ehrgeiz gewesen, als er sie in sein Bett nahm. Er hatte nicht vorgehabt, sie zu entjungfern. Dennoch hatte er es getan, weil er nicht imstande gewesen war, sich in seinem Tun zu zügeln.
    Dann erlosch sein Zorn. Er hatte diese Schlacht verloren, sowohl gegen sich selbst als auch gegen sie, aber nicht den Krieg. Denn ein Mann musste den Preis für die Tugend einer Lady bezahlen. Es gab also vielleicht noch einen Weg,

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