Die Geliebte des Prinzen
geschlafen?
Sie erhob sich von ihrem Platz am Fenster und verließ das Zimmer. Vom zweiten Stock aus beobachtete sie, wie Maxim, gefolgt von seinen Assistenten und Sicherheitsleuten, die marmorgeflieste Eingangshalle betrat. Sein Gesicht wirkte müde und angespannt. Er hielt es nicht für nötig, die Haushälterin nach dem Wohlergehen seiner Ehefrau zu fragen. Ebenso wenig warf er auch nur einen flüchtigen Blick nach oben. Er drückte Elena seinen Mantel in die Hand und ging geradewegs in sein Arbeitszimmer.
Das war mehr, als Grace ertragen konnte. Sie stürmte die Treppe hinunter und riss, ohne anzuklopfen, die Tür auf.
Maxim saß hinter seinem Schreibtisch. „Ja bitte?“, fragte er kühl.
Sie hasste seine kalte, abweisende Art. Es war, als hätte er Eiswasser in seinen Adern. Grace wünschte, sie wäre ebenso gefühllos wie er, doch ihr brach jedes Mal aufs Neue das Herz.
„Wo warst du?“
Er sah kaum von seinen Unterlagen auf. „Hast du mich vermisst, süße Braut?“
„Ich bin deine Ehefrau. Ich habe ein Recht zu erfahren, ob du mit einer anderen zusammen warst.“
„Natürlich.“ Er lachte trocken. „Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, um den Vertrag mit Exemplary Oil zum Abschluss zu bringen, und zwischendurch ein paar Stunden im Büro geschlafen, aber du unterstellst mir, ich sei bei einer anderen Frau gewesen. Glaubst du, ich hätte Francesca heimlich im Ritz-Carlton einquartiert?“
Grace sank das Herz. „Francesca ist in Moskau?“
Er lächelte spöttisch. „Wo ist dein Vertrauen in das Gute im Menschen geblieben?“
„Das hast du zerstört.“
„Keine Sorge, meine Liebe. Francesca interessiert mich nicht. Warum sollte sie auch, wenn eine so liebreizende Ehefrau zu Hause in meinem Bett auf mich wartet?“
Seine Worte bohrten sich wie ein Stachel in ihr Herz. „Versuch nur, mich in dein Bett zu bekommen. Dann wirst du sehen, wie liebreizend ich bin.“
Maxim schob einen Stapel Unterlagen in seine Aktenmappe und erhob sich. „Genug jetzt“, sagte er und ging an Grace vorbei zur Tür. „Wenn das alles ist, worüber du mit mir reden wolltest, dann wünsche ich dir jetzt eine gute Nacht.“
Grace sah ihm fassungslos nach. „Du willst gehen?“
Er kam zurück und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Wange. „ Snovem godem, Grace. Frohes Neues Jahr.“
In sehnsüchtiger Erinnerung an den Gefährten, mit dem sie in London so glücklich gewesen war, sah sie ihn an. Suchte in seinem Gesicht nach Spuren des Mannes, mit dem sie gelacht, den sie so sehr gemocht, den sie geliebt hatte.
Er aber wandte sich ab. „Warte nicht auf mich.“
Verzweiflung überkam sie, dann Zorn. „Du kannst mich nicht länger hier einsperren!“
Mild lächelnd drehte er sich um. „Nein? Glaubst du?“
„Ich bin nicht deine Sklavin.“
„Stimmt, du bist meine Frau. Und du erwartest mein Kind. Du führst ein schönes, komfortables Leben und brauchst dich um nichts zu kümmern.“
„Aber ich werde noch verrückt hier!“
„So? Das sollte mich wundern.“
Frustriert presste sie die Lippen zusammen. „Es ist Silvester. Elena will zum Roten Platz …“ Ihre Stimme erstarb, als sie sah, wie er den Kopf schüttelte.
„Eine halbe Million Menschen versammeln sich dort. Wie sollen deine Leibwächter dich da beschützen?“
„Beschützen? Vor wem?“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe Feinde. Manche hassen mich wegen meines Reichtums, andere wegen meines Titels. Man könnte versuchen, dich zu kidnappen. Oder …“, er musterte sie scharf, „du könntest auf die Idee kommen, dich im Gedränge davonzustehlen.“
„Nein, bestimmt nicht“, versicherte sie. „Bitte! Ich will doch nur ein ganz normales Leben führen.“
„Das will jede Prinzessin. Und keine kann es.“ Er war schon an der Tür.
„Bitte, Maxim, lass mich nicht hier zurück!“, flehte sie.
Er drehte sich nicht einmal mehr um. „Einen schönen Abend noch, Prinzessin.“
Wie betäubt stand Grace da, bis sie die Haustür hinter ihm und seinem Gefolge ins Schloss fallen hörte. Sie lauschte noch einen Moment in die Stille hinein, bevor sie schleppenden Schrittes wieder hinauf in ihr einsames Zimmer ging.
Maxim ließ sie am Silvesterabend allein.
Ob die schöne Lady Francesca Danvers tatsächlich in Moskau war? Grace hielt es nicht für ausgeschlossen. Schließlich war die temperamentvolle Rothaarige die Frau, die Maxim immer gewollt hatte. Die jeder Mann wollte.
„Darf ich Ihnen etwas zu essen bringen, Prinzessin?“
In
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