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Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition)

Titel: Die Geliebte des Sonnenkönigs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Duncker
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Imbiss ein. Dabei suchten seine Blicke in der Reihe der Damen, bis er das Fräulein von La Vallière gefunden hatte.
    Louise hielt die Augen gesenkt und konnte den lebhaften Ausdruck entzückter Freude nicht sehen, der sein Gesicht bei ihrem Anblick überstrahlte. Von Minute zu Minute wuchs des Königs frohe Laune. Trotzdem der Donner anfing zu grollen und die ersten Blitze zuckten, wollte er vom Heimritt nichts wissen. Vielmehr befahl er Wagen und Pferde ins Schloss zurückzuschicken.
    Die Jagd hatte ihn heiß und durstig gemacht und sein von den vielen Festen träge gewordenes Blut leichter fließen machen. Mitten zwischen seinen Kavalieren stand er, sie alle überragend, den silbernen Jagdbecher in der einen, die Hetzpeitsche in der anderen Hand, neben ihm seine beiden Lieblingshunde, Diana und Achill, die schönen Köpfe dicht an die hohen Reitstiefel ihres Herrn geschmiegt. Louis' Augen strahlten, sein Mund lächelte.
    „Kommen Sie, Kind, fürchten Sie sich nicht. Vergessen Sie den König, sehen Sie nur den Freund in mir, der es von Herzen gut mit Ihnen meint.”
    „0, Sire, wie kann ich das?”, fragte sie schüchtern und widerstrebend.
    Er beugte sich tief zu ihr herab und versuchte, ihr in die Augen zu sehen. Das Unwetter schien für einen Augenblick den Atem anzuhalten.
    „Wie Sie das können, Fräulein von La Vallière? Muss ich Sie an das Wort erinnern, das Sie gestern Nacht im Park hinter der Buchenhecke sprachen?”
    „Sie waren es, Sire?”, rief Louise, in Tränen ausbrechend.
    Hastig entzog sie sich ihm und vergrub das Gesicht voll Scham und Trauer in beiden Händen.
    „Welch eine Schmach, Sire!”, schluchzte sie.
    Er lächelte sie zärtlich an und zog sie in ein dichtes schützendes Gehölz, auf das er, der jeden Baum in Fontainebleau kannte, zugehalten hatte. Er nahm ihr die Hände von den Augen und strich ihr sanft über das durchnässte Lockenhaar.
    „Sie dürfen so nicht sprechen, Fräulein von La Vallière! Wenn Sie Ihre Worte von gestern Nacht eine Schmach heißen, beflecken Sie den seligsten Augenblick meines Lebens. Gott und mein Freund Saint-Aignan sind Zeugen, dass Ihr Geständnis mich ins tiefste Herz getroffen hat.”
    Als sie stumm blieb und in grenzenloser Verwirrung zur Seite sah, fiel er vor ihr in die Knie.
    „Dass er nicht König wäre, dass man ihn lieben dürfte! Sagten Sie nicht so, Louise? Sie dürfen es, bei Gott, Louise, Sie dürfen es, denn er liebt Sie, ohne es gewusst zu haben, seit jenem Abend bei Madame, da er Sie nach den Veilchen an Ihrer Brust gefragt!”
    Er sprach mit so hinreißender Leidenschaft, dass Louise es in ihres Herzens Tiefe empfand: Er spielte kein leichtfertiges Spiel mit ihr, es war ihm heiliger Ernst um seine Gefühle für sie.
    Keusch und scheu wie sie war, wagte sie es trotzdem nicht, ihm zu gestehen, wie heiß sie seine Empfindungen erwiderte. Sanft beugte sie sich zu ihm nieder und bat:
    „Stehen Sie auf, Sire — ich bitte Sie — wenn jemand Sie so sähe!”
    Der König erhob sich, den Blick nicht von ihr lassend. „Was frage ich nach den anderen, wenn ich Sie habe, Louise!”
    Er wollte den Arm um sie legen, aber sie entwand sich ihm sanft und er respektierte ihre Scheu.
    Die Macht des Unwetters war gebrochen. Leise vergrollte der Donner, verrieselte der Regen. Die Waldwege waren leer. Nirgends ein Mensch zu sehen. Die Gesellschaft mochte längst das Schloss erreicht oder sich in die Eremitage geflüchtet haben. Wie auf einer einsamen Insel standen die beiden allein inmitten der grünen Wildnis. Louise hielt die sanften Augen zu ihm aufgehoben, in denen nun doch ein Strahl verborgenen Glückes zitterte.
    Der König sah sie an. Seine ganze Seele flog ihr zu. Wie anders war sie als alle Frauen, die er je geliebt oder zu lieben geglaubt hatte! Wie anders ihre süße mädchenhafte Scheu als die werbende Leidenschaft Olympia Mancinis, als Madames flackernde Begehrlichkeit!
    Der König beugte sich tief und küsste andächtig die Hand des stillen Mädchens. Dann legten sie Seite an Seite, wortlos fast, den Rest des Weges zurück. An der Grenze des Parks trennten sie sich.
    Louise wollte den Schritt beeilen. Er hielt sie noch.
    „Madame könnte mich vermissen, Sire, noch eine Frage: Wann sehe ich Sie wieder?” In ihren Augen stand eine Bitte. „Nicht heute Abend bei Madame! Ich bitte Sie, Sire!”
    Er nickte stumm Gewähr. Er begriff, dass sie ihn heute nicht unter Henriettes Augen wiedersehen konnte.
    „Morgen denn am Waldsee um die

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