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Die Geliehene Zeit

Titel: Die Geliehene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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kaum.« Ich blickte auf das Bett. Die Decken waren wie in den meisten Gasthöfen nicht allzu sauber. Aber das Silbergeld aus Jamies Geldbeutel hatte uns zu dem besten Raum verholfen, und das schmale Bett war mit Gänsefedern statt mit Häcksel oder Wolle gefüllt.
    »Hm, vielleicht sollte ich mich wirklich noch mal hinlegen«, murmelte ich, hob meine Füße vom eiskalten Boden und schob sie unter die Decke, wo ich einen warmen Winkel zu finden hoffte. Mein Magen schien so weit besänftigt, daß ich es wagen konnte, einen Schluck Wasser zu trinken, und ich goß mir aus dem gesprungenen Krug einen Becher ein.
    »Worauf hast du vorhin herumgetrampelt?« fragte ich, während ich vorsichtig nippte. »Gibt es hier etwa Spinnen?«
    Jamie, der gerade seinen Kilt schloß, schüttelte den Kopf. »Nein, nein«, entgegnete er und deutete mit dem Kopf zum Tisch. »Nur eine Ratte. War wohl hinter dem Brot her.«
    Als ich nach unten blickte, sah ich den schlaffen grauen Körper, auf dessen Schnauze eine Reihe Blutstropfen schimmerte. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig aus dem Bett.
    »Alles in Ordnung«, erklärte ich wenig später mit schwacher Stimme. »Jetzt ist nichts mehr drin, was noch hochkommen könnte.«

    »Spül dir den Mund aus, Sassenach, aber schluck um Gottes willen nicht runter!«« Jamie hielt mir den Becher an die Lippen und wischte mir anschließend den Mund, als wäre ich ein kleines Mädchen, das nicht ordentlich essen konnte. Dann hob er mich hoch und legte mich vorsichtig zurück aufs Bett. Besorgt blickte er auf mich nieder.
    »Vielleicht sollte ich lieber hierbleiben«, meinte er, »und eine Nachricht schicken.«
    »Nein, nein, es geht schon wieder«, wandte ich ein. Und es stimmte. So sehr ich auch gegen die morgendliche Übelkeit ankämpfte - ich blieb die Unterlegene! Aber sobald die Attacke vorüber war, fühlte ich mich wieder wohl. Abgesehen von einem sauren Geschmack im Mund und einem leichten Muskelkater im Unterbauch, fehlte mir nichts mehr. Als Beweis schlug ich die Decken zurück und stand auf.
    »Siehst du? Sorg dich nicht um mich. Mach dich lieber auf den Weg. Du solltest deinen Cousin nicht warten lassen.«
    Trotz der kalten Luft, die unter der Tür hereinwehte und auch unter mein Nachthemd fuhr, gewann ich meine gute Laune wieder zurück. Da Jamie immer noch unsicher schien, ob er gehen sollte, trat ich auf ihn zu und umarmte ihn. Nicht nur, weil ich ihn beruhigen wollte, sondern auch, weil er sich so wunderbar warm anfühlte.
    »Brrr«, sagte ich, »wie kannst du so warm sein, wenn du bloß einen Kilt trägst?«
    »Ich habe doch auch noch ein Hemd an«, protestierte er und lächelte auf mich herab.
    Wir hielten uns eine Weile umschlungen und genossen in der frühmorgendlichen Kälte Frankreichs die Wärme des andern. Vom Flur vernahm man das Klirren und Schlurfen des Zimmermädchens, das sich mit dem Feuerholz näherte.
    Jamie preßte sich noch enger an mich. Weil das Reisen im Winter so schwierig war, hatten wir ungefähr eine Woche von Ste. Anne nach Le Havre gebraucht. Und da wir in den elenden Herbergen spätabends naß, schmutzig und vor Müdigkeit und Kälte zitternd ankamen und mein Erwachen wegen der morgendlichen Übelkeit keine reine Freude war, hatten wir uns seit unserer letzten Nacht in der Abtei so gut wie nicht mehr berührt.
    »Kommst du mit ins Bett?« lud ich ihn leise ein.

    Er zögerte. Obwohl sein Verlangen durch den Stoff seines Kilts eindeutig zu spüren war und seine Hände warm auf meiner kühlen Haut ruhten, machte er keinerlei Anstalten, mich ins Bett zu ziehen.
    »Nun...«, sagte er zweifelnd.
    »Du willst doch, oder?« fragte ich und schob meine kalte Hand unter seinen Kilt, um mich zu vergewissern.
    »Oh! Äh... aye! Sicher will ich«, mußte er eingestehen, da der Beweis bereits auf der Hand lag. Er stöhnte leicht, als ich meine Hand zwischen seinen Beinen bewegte. »O mein Gott! Hör auf, Sassenach, sonst lasse ich dich nicht mehr los.«
    Schließlich schlang er seine langen Arme um mich und zog mein Gesicht an die schneeweißen Biesen seines Hemdes, das schwach nach der Wäschestärke duftete, die Bruder Alfonse in der Abtei verwendete.
    »Warum solltest du auch?« murmelte ich in den Stoff. »Du hast doch gewiß noch ein wenig Zeit. Bis zu den Hafenanlagen ist es nicht weit.«
    »Darum geht es nicht«, entgegnete er, während er mein aufgewühltes Haar glättete.
    »Ach so, bin ich etwa zu dick?« In Wahrheit war mein Bauch noch ziemlich flach, und

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