Die Genesis-Affäre: Mind Control (German Edition)
der Menge einer aus einem U-Bahn-Schacht strömenden Gruppe löste und direkt auf den Fernsehturm zusteuerte. Im Gegensatz zu den vielen Touristen hatte er ein konkretes Ziel vor Augen: Lena Jansen, die er längst am Fuß des Fernsehturms ausgemacht hatte. Als er näher kam, ohne seine Richtung zu ändern, ging Lena Jansen auf ihn zu.
»Herr LeClerc?«, sprach sie ihn an.
»Guten Tag, Frau Jansen. Schön, dass Sie es einrichten konnten«, sagte er lächelnd und betonte, dass es ihn freue.
»Selbstredend. Wollen wir uns in ein Café setzen?«
Patrick LeClerc hatte nichts gegen eine Tasse Kaffee einzuwenden. Sie mussten nicht lange su chen, bis sie ein kleines Café fanden, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
»Sie haben also meine Sendung gesehen und es geht speziell um diese Genesis-Konferenz? Habe ich Sie da richtig verstanden?«, eröffnete Lena Jansen das Gespräch ohne Umschweife.
»Ganz recht.« Bevor LeClerc darauf zu sprechen kam, erzählte er, was er seit dem Morgen erlebt hatte. Jansen hörte aufmerksam zu, als er von seiner Festnahme und Flucht berichtete, von dem Flug nach Berlin, wie er in dem Waldstück gejagt wurde und davon, dass Sandine Dutronc es war, die ihn als mutmaßlichen Terroristen denunzierte.
»Aus dieser Frau werde ich nicht schlau«, sagte LeClerc, »mal greift sie mich an und stellt mir Fallen, dann hilft sie mir wieder. Wer soll das verstehen?«
»Wo ist sie jetzt?«, fragte Lena Jansen.
»Ich habe keine Ahnung. Sie hat mich mit einem Quad bis zu einer U-Bahn-Station gebracht. Von dort habe ich Ihnen die SMS geschickt. Wo Sandine Dutronc anschließend hingefahren ist, weiß ich nicht. Ich vermute, wieder zurück nach Falkensee, wobei ich nicht weiß, was sie mit diesen Typen dort zu tun hat.«
»Das werden wir später herausfinden. Lassen Sie uns zunächst über Genesis sprechen.«
Als die Bedienung die Getränke brachte, lehnte sich LeClerc zurück und beobachtete sie beim Servieren. Danach beugte er sich wieder vor und sah in überaus neugierige Augen. Lena Jansen konnte es kaum abwarten, alles über diese geheimnisvolle Konferenz zu erfahren. Sie war überzeugt, Antworten auf viele Fragen zu bekommen.
»Darf ich?«, fragte sie, während sie ein digitales Aufzeichnungsgerät in der Hand hielt. LeClerc nickte zustimmend, solange sein Name ungenannt bleiben würde.
»Können wir hier wirklich sprechen, ohne dass uns jemand belauscht?«, flüsterte er.
Lena Jansen musste lachen. »Hören Sie, Herr LeClerc, die DDR-Zeiten sind seit über zwanzig Jahren vorbei. Nichts mehr mit Wanzen und Stasi und so.«
»Ich dachte auch eher an diese Organisation. Wer weiß, ob nicht am Nachbartisch jemand sitzt, der mich eventuell schon lange beschattet.« LeClerc musterte vorsichtig die anderen Gäste.
»Leiden Sie vielleicht unter Paranoia?«, fragte Jansen schmunzelnd.
»Wenn Sie das erlebt haben, was ich heute schon erlebt habe, wären Sie auch misstrauisch.«
»Seien Sie unbesorgt«, beruhigte ihn Lena Jansen.
Trotzdem fühlte sich LeClerc unwohl. Er wusste nicht, ob jemand hinter ihm her war und außerdem wurde möglicherweise nach ihm gefahndet. Andererseits war er ja gewissermaßen als Leiche eingereist. Weshalb sollten die Behörden nicht mehr daran glauben, dass er tot war? Alles war so verworren, dass es ihm schwer fiel, sich in seiner Umgebung wohl zu fühlen.
»Kommen wir zur Sache. Auf dem Video ist eine Person zu sehen, die man nicht erkennen kann, nicht wahr?«, fragte LeClerc.
Lena Jansen bestätigte dies.
»Ich weiß, wer diese Person ist«, sagte LeClerc leise und zog auf der Stelle Lena Jansens geballte Aufmerksamkeit auf sich. Er sah ihr in die Augen und versuchte darin zu lesen, ob sie es womöglich längst wusste und ein Spiel mit ihm spielte.
»Wer ist es?«, fragte sie voller Neugierde. Jede Sekunde, die LeClerc mit der Antwort zögerte, wurde zu einer Unendlichkeit, die Jansens Nerven strapazierte. Er nahm einen Schluck Kaffee. Lena Jansen platzte und ihre Blicke klammerten sich an ihm fest. In LeClercs Gehirn spulte sich im Bruchteil einer Sekunden das Für und Wider der Entscheidung ab, ob er den Namen wirklich preisgeben sollte. Welche Konsequenzen würde es haben, wenn es an die Öffentlichkeit käme? Andererseits war offenbar schon genug öffentlich geworden, denn sonst hätte es seiner Meinung nach keinen Grund gegeben, dass der Bundeskanzler so unerwartet seine Amtsgeschäfte niederlegte. Jedenfalls war dies seine Auffassung, nachdem
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