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Die Geometrie der Wolken

Die Geometrie der Wolken

Titel: Die Geometrie der Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Foden
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mit Pyke am Loch Eck«, erwiderte ich. »Die beiden wohnen im Hotel Argyll - aber eigentlich arbeitet er in Cambridge.«
    Ich wartete darauf, dass einer von beiden etwas sagte, aber wieder kam nur Stille. Grant untersuchte während des Gesprächs das Messinguhrwerk der Standuhr; ich lauerte erwartungsvoll auf eine Erklärung dafür, warum Ryman seine Frau ermahnt hatte.
    Die Stille dauerte so lange, dass Ryman selbst sich zu einer Antwort hinreißen ließ, der sich ansonsten offensichtlich nichts aus sozialen Konventionen machte. »Wir haben vor kurzem Blut gespendet«, sagte er schließlich gelassen. »Sollen wir zu Tisch gehen?«
    Mrs Ryman nahm mir gegenüber Platz und Grant und ihr Ehemann zu beiden Stirnseiten des Tischs, der so stark poliert war, dass er fast so sehr glänzte wie Rymans Schuhe.
    Sofort schwafelte Grant wieder über Mystik und Religion. Auch wenn die Lautstärke für ein großes Auditorium ausreichte, waren seine Worte wieder an Mrs Ryman gerichtet. Sie war damit beschäftigt, Suppe aus der tiefen weißen Porzellanterrine in unsere Schalen zu schöpfen, aber Grant schien die mangelnde Aufmerksamkeit seiner Zuhörerin nicht zu bemerken.
    Ich griff die Gelegenheit beim Schöpfe. »Was mich an Ihrer Arbeit am meisten beeindruckt, Professor, ist der Aspekt der Nähe der Dinge zu ihren Nachbarn. Mir scheint, dass es immer wichtiger wird, die relative Distanz zwischen Partikeln statt zu einem Fixpunkt zu messen.«
    Ryman strahlte und wirkte froh, mit mir reden zu können. »Und nicht nur zwischen Partikeln. Die Beziehungen zwischen sozialen Gruppen, Ideenkomplexen, selbst Worten könnten so gemessen werden.«
    »Ideen?«
    »Ja. Ich war schon immer der Überzeugung, dass Ideen sich ungefähr in der Art eines Meeresstrudels durch eine Gesellschaft bewegen. Und wie die meisten Dinge sollten sie eher differenziell und nicht absolut betrachtet werden.«
    »Welche Art von Ideen meinen Sie?«
    »Gleichheit, Freiheit, Recht. Solche Dinge.«
    »Für solche Dinge«, sagte der Pfarrer und unterbrach sein Gespräch mit Mrs Ryman, »ist immer noch der Himmel zuständig.«
    Ryman ignorierte ihn. »Wir glauben, dass wir wissen, was diese Ideen bedeuten, aber eigentlich sind sie nur wie Wolken in unseren Köpfen. Am besten sind sie zu verstehen, wenn man sie klassifiziert und die Distanz zwischen ihnen aufzeichnet.«
    »Die heilige Schrift sagt, die Liebe übertrifft alle Erkenntnis«, kam der Einwand vom anderen Ende des Tischs.
    Während die beiden Männer stritten, fiel mir auf, dass Mrs Rymans braune, fragende Augen mich über den Tisch hinweg musterten. Ihr Gesicht glühte. Ihr Blick war direkt, hatte aber nichts Zartes oder im Entferntesten Erotisches an sich. Es war der Blick von jemandem, der auf dem Markt die Ware untersucht.
    »Die Suppe ist vorzüglich«, sagte ich und lehnte mich nach vorne.
    »Aus unserem Garten.« Sie hob die Kelle. »Nehmen Sie doch noch.«
    »Ich möchte lieber noch etwas Platz lassen, danke.«
    Sie sah verstohlen seitwärts zu Grant hinüber, als ob ich es mitbekommen sollte.
    »Praktisch, im Krieg selbst Gemüse anzubauen«, sagte ich.
    »Wir hatten schon lange vor dem Krieg unser eigenes Gemüse.«
    Grant schnaubte über eine Anmerkung Rymans. »Haben Sie denn nie Jesaja gelesen? >Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.< Der Herr ist größer als jede irdische Vorstellung eines Absoluten. Wir urteilen nach menschlichen Maßstäben, doch nur durch die Perfektion seines Gesetzes können wir den Grund für das Böse verstehen. Bevor wir ins Jenseits übergehen und Teil dieser Perfektion werden, gibt es eine Grenze, die wir nicht überschreiten können. Deshalb können wir das abnorme Phänomen Hitler nicht verstehen.«
    »Dieser Krieg hat nichts mit dem Bösen zu tun«, sagte Ryman, als würde er ein Kind belehren. »Es geht nur um Rüstung.«
    »Ganz im Gegenteil, Professor. Hitler
ist
böse. Er fällt in Länder ein. Er untergräbt die Rechtsordnung. Er lässt foltern. Er lässt Tausende von Zivilisten töten. Ich würde das böse nennen. Ich bin der Überzeugung, dass er eine Gefahr darstellt, der nur unser Glaube widerstehen kann.«
    »Unfug! Der Glaube selbst ist die Gefahr«, erwiderte Ryman. Er entspannte sich etwas wie ein Schachspieler, der merkt, dass er gewonnen hat. »Besonders der christliche Glaube. Wenn es um Kriege geht, sind die Christen die Schlimmsten von allen. Da sprechen die Zahlen für sich. Ich habe sie alle in

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